SCB 4, Gottéron 1.

Ein weiterer Punkt auf der To-Do-Liste meines Lebens kann abgehakt werden.

Mit leichten Kopfschmerzen zwar, aber dennoch guten Mutes fand ich mich inmitten eines munteren Trüppchens eingefleischter und erfahrerer Fans letzten Freitagabend im Allmendstadion («Denn für uns heisst es immer noch Allmend!» war auf dem im Eingangsbereich verteilten Flugblatt zu lesen, und mir gefällt das. Ich bemühe mich auch stets, Wankdorf zu sagen und nicht diesem unsäglichen Stade-de-Suisse anheimzufallen) ein – hast Du den Faden noch? Ich habe ihn verloren. Uns zuliebe fange ich den Satz gerne nochmal von vorne an. Also:

Mit Kopfschmerz ging ich ins Allmendstadion, (obacht, jetzt geht’s wieder weiter!) und freute mich darauf, meinen allerersten Hockeymatch live mitzuerleben. SCB gegen den HC Fribourg-Gottéron stand auf dem Programm, und demselben Flugblatt, das den Namen Allmendstadion propagierte, entnahm ich, dass es sich hierbei um ein klassisches Zähringerderby handle. Schön! Ich mag Klassiker! Vor allem, wenn sie ein zähes Ringen versprechen!

Wir drängten uns mitten ins Gedränge der Stehrampe, und während das muntere Trüppchen rund um mich fleissig dem Bierkonsum zusprach, hielt ich mich diesbezüglich vornehm zurück, mein nach wie vor pochender Kopf hielt mich dazu an. Dann ging’s los mit wilder Lichtshow und imposanten Filmchen, die über den grossen Würfel an der Stadionsdecke flimmerten. Die Spieler liefen ein, das Publikum machte einen Höllenmais und der Schiri pfiff an.

Hui! Da musste ich meinen Augen schon den Nachbrenner zünden, damit sie der übers Eis flitzenden Hartgummischeibe zu folgen vermochten! Hin und her und hin und her ging’s da, der SCB heimste die eine oder andere 2-Minuten-Strafe ein, wehrte sich aber tapfer vor dem eigenen Tor, wenn die Fribourger ihre Überzahl auszuspielen versuchten.

Bis in der 19. Minute: Irgend so ein Gottéroner stocherte mit seinem Stöckli dem Berner Goalie zwischen den Beinen umenand und beförderte auf diese wirklich extrem unschöne Weise den Pögg ins Berner Goal. 0:1. Die Schiedsrichter schauten sich die Szene zwar eine Ewigkeit lang noch auf dem Monitor an, das änderte aber nichts am Verdikt. Fribourg führte. Das nachfolgende Pfeifkonzert der Berner Fans war eine wahre Freude, und nicht zum letzten Mal an diesem Abend sollte ich es bitter bereuen, dass mir die Gabe, durch die Finger zu pfeifen, nicht vergönnt ist.

Keine Minute später fiel der Ausgleich. Ein wunderschönes Tor! Ein Faden, fast von der Mittellinie aus, Zägg und Päng am alt aussehenden Fribourgergoalie vorbei. Was für eine Freude, nun durfte die erste Drittelspause kommen!

Meiner Bierabstinenz hatte ich es zu verdanken, dass ich nicht aufs Klo musste, und so konnte ich die schönen Peugeots bewundern, die in der Pause über das Eis kurvten. Vrruckt, da lässt man tatsächlich vier Autos während 10 Minuten Runden drehen und erhofft sich dadurch wohl höhere Verkaufszahlen. Einen grösseren Schwachsinn habe ich noch selten gesehen.

Zweites Drittel: Die Füsse langsam kalt, ich hatte leider weder dicke Schuhsohlen noch ein Holzbrett zum Draufstehen dabei. Dafür erzielte der SCB zwei weitere Tore, was die Körpertemperatur auf hohem Niveau hielt, schliesslich musste jedes Mal lautstark gejubelt werden. Oder gepfiffen. Aber das kann ich ja nicht.

Pause.

Drittes Drittel. Ich liess mich trotz allem zu einem Bier überreden und konnte so mit gut geölter Kehle das 4:1 des SCB bejubeln. Denn Pfeifen geht ja nicht. Fazit: Fribourg ohne Brot. Abpfiff. Sieg. Juhee!

Müde machte ich mich auf den Heimweg und legte meine mürben Knochen zur Ruh›.

Gute Nacht.

Eine Uhr sieht rot

Ziemlich enttäuscht bin ich, muss ich sagen. Da eröffneten  die SBB am 14. August 2014 – also vor exakt 135 Tagen, wenn ich mich nicht verrechnet habe – mit viel Pomp ihren neuen Hauptsitz im Wankdorf und präsentierten dabei die überdimensional grosse Uhr, und nun sowas:

Oben rechts will die Anzeige nicht so, wie sie sollte
Oben rechts will die Anzeige nicht so, wie sie sollte

Meine erste Enttäuschung erlebte ich ja bereits an der Eröffnung selber, als ich merkte, dass es nicht eine echte, rechte, mechanische Uhr ist, sondern bloss ein billiges Digitaldisplay. Und nun, nach wie gesagt 135 Tagen, ist genau dieses Display bereits kaputt?! Da frage ich mich doch, worein denn die kolportierten 700’000 Franken investiert wurden. In billige Ware aus China? Ganz offensichtlich, ja! Schade!

Da lobe ich mir meine kleine, feine Armbanduhr.

Ist dir übrigens aufgefallen, dass ich im Zusammenhang mit unseren geliebten Schweizerischen Bundesbahnen den Plural verwendet habe? Ich bin der Meinung, es sollten mir alle gleichtun. Leider aber machen dies nicht einmal die SBB selber. Ich muss wohl mal eine Sitzung mit Herrn Meier buchen und mich mit ihm darüber unterhalten.

Nun denn. Gute Nacht.

HRBRT

Ich bin wieder in der Lage, zu schreiben. Seit Donnerstagabend war mir diese Gabe genommen. Zu sehr noch stand ich im Bann des einzig wahren Herbert, des einzigen Grönemeyer, den’s in meiner kleinen Welt gibt.

Er war im Wankdorf. Und ich auch. Super Sache. Hammer-Konzert. Bochum hat er gesungen, und Männer und Alkohol und Flugzeuge im Bauch und auch Der Weg (da hat er sich sogar versungen) und Mambo und natürlich einige Songs vom neuesten Album Schiffsverkehr. Ganz grosses Kino. Supersuper Sache. Schade für jeden, der’s verpasst hat!

Der Match. Das Konzert.

«Eifach nid vou dribisse, sondern gaaaanz süferli dranne knäbberle!» hatte mir der Bolzli eingebläut, mir Anweisungen für den Konsum einer Orischinal-YB-Wurst gebend. Dank seiner Warnung bin ich tatsächlich sehr vorsichtig zu Werke gegangen, als es darum ging, mich fleckenfrei durch die Wurst zu schnabulieren. Aber es nützte alles nichts: Gerade hatten meine Zähne den heissen Rinderdarm schüchtern gekitzelt, da – *fffttttt* – spritzte eine fettige Suppe auf meine Jacke und mein rechtes Hosenbein. Ab dem Zeitpunkt glänzte ich rundum wie eine frischgewachste Bowlingbahn, und auch die Finger klebten mittlerweile so, als ob ich sie in wilden Honig getunkt hätte. Das tat zwar meiner äusseren Erscheinung einen kleinen Abbruch, aber am Schuttmätsch muss man ja auch nicht tiptop aussehen. Schliesslich geht man ins Stadion, weil sich auf dem Spielfeld 22 Mannen um einen Ball prügeln, und das ist dann spannend.

Sagt man zumindest. Aber die Kritik populärer Sportarten ist meine Sache nicht. Schwenken wir deshalb zum angenehmen Teil des Abends, und das war die Musik.

Die spielte 10 Minuten nach Abpfiff, und alle, alle wollten sie auf den Rasen, möglichst nahe vor die Bühne, und weil es nur einen Aufgang aufs Spielfeld gab, drückten sich alle, alle dorthin, und so standen denn auch wir noch im Gedränge, als bereits Blues durchs Stadion hallte. «I ha ne  Wohnig wo mr gfaut, u i ha mr e Meersou kouft» konnte man zwar auch im Gedränge der Gänge mitsingen, aber das ist halt noch nicht das volle Erlebnis. So drückten und quetschten und drängten und müpften und ellbögelten denn auch wir, was das Zeug hielt, und bevor wir’s uns versahen, standen wir auf dem Kunstrasen und befanden uns zmitz drinn statt nur dabei.

Ja, der Kunstrasen. Ich habe herausgefunden, woraus der besteht. Wenn immer ein Gnägi seine Dienstpflicht erfüllt hat und ausgemustert wird, wandert es in einen grossen Trichter mit einer Häckselmaschine unten dran, und kommt auf der anderen Seite als Kunstrasen heraus. Anders ist es kaum zu erklären, dass das «Gras» im Wankdorf so ziemlich genau den olivgrünen Farbton eines Trikothemdes-72 hat. Immerhin ist aber dieser Kunstrasen robust genug, eine grosse, grosse Menschenmenge zu ertragen, und in ebendieser Menschenmenge habe also auch ich mich befunden, und ich kann nun sagen, dass sich der Eintritt und die fettigen Kleider und die schmierigen Finger gelohnt haben. Büne Huber und seine Mannen– pardon: Kuno Lauener und seine Mannen haben schöne Musik gemacht – und laute noch dazu! – und haben eine Stunde lang Vollgas gegeben. Leider ohne Toucher und Chinasky, aber immerhin.

Und wenn’s jetzt böse Kommentare hagelt, weil ich einer dieser Modefans bin, die nicht (nur) wegen des Matches da waren, so kann ich damit leben.