Die Uhr ist da, die Uhr ist da! Nur leider …

Es geschehen noch Zeichen und Wunder!

Ich gebe es zu: Heute Nachmittag beschlich mich eine unweigerlich pessimistische Stimmung, und so vorbereitete ich– falsch. … und so bereitete ich einen Beitrag vor, der kund tat, ich hätte die Uhr am Bundesplatz aufgegeben. Denn des Morgens hatte ich verpasst, zu schauen, ob nun ein Zeitanzeigegerät an selbigem Platz montiert sei, und so dachte ich mir, «bereitisch mau e negative Bitrag vor, de bisch uf dr sichere Site». Jedenfalls fuhr ich dann kurz nach 17 Uhr am Bundesplatz vorbei, und was sah ich? EINE UHR! Und erst noch eine mit zwei Zeigern! Ich war so hocherfreut, dass ich mich um nichts weiter kümmerte, und insgeheim stimmte ich Lobeshymnen auf unsere zuverlässige Verwaltung an. Ja! Bern, das ist eine Stadt, wo auch auf die kleinsten Bürgerwehwehchen eingangen wird! Hier nehmen die Regierenden den einfachen Bürger ernst! Hier kann man sich an jemanden wenden, wenn einen der Schuh drückt! Hier werden Sie geholfen!

So dachte ich.

Spät des Abends fuhr ich noch einmal am Bundesplatz vorbei. Die Uhr zeigte zwanzig nach Mitternacht. Hubis Armbanduhr (und der vertraue ich blind. Blind!) zeigte zwanzig nach Elf. Oh Mann! Muss ich nun morgen schon wieder ein E-Mail schreiben? Langsam komme ich mit doof vor!

Frohe Kunde – per Telefon!

Wir dürfen uns auf Montag freuen. Denn mein E-Mail hat Früchte getragen!

Beim gestrigen Nachhausekommen traf ich auf meinen einigermassen erstaunten Vater, der mich frug, ob ich einen Herrn S. kenne. Sofort erinnerte ich mich: S., so heisst der vom ewb, der wo doch da mit den Uhren, der wo ich ihm ein Mail geschrieben habe, der heisst S.! — Jaja, der habe drum heute angerufen, so mein Vater weiter. — Wie bitte, angerufen? — Ja, so richtig, per Telefon.

Also, ich will rekapitulieren, was da genau gegangen ist: Herr S. hat bei uns zu Hause angerufen, ich war nicht da, mein Vater nahm den Hörer ab. Es gehe um die Uhr, hat der Mann am anderen Ende gesagt. — Mein Vater verstand Bahnhof. — Um die elektrische Uhr am Bundesplatz, um die ohne Zeiger, gehe es. — Mein Vater verstand Hauptbahnhof. — Eh, er habe hier ein Mail von Manuel Friedli vor sich, wegen dieser Uhr. — Meinem Vater dämmerte es, und er liess sich aufklären. Die Aufklärung lautet nun also folgendermassen, dass Herr S. vor zwei Wochen seinen Mitarbeitern den Auftrag erteilt hat, die Ersatzuhr zu montieren (und nicht etwa monieren, wie ich das fälschlicherweise getippt hatte). Ich denke, die sind eis i d Beiz go suuffe, sonst wäre doch diese Uhr schon lange montiert! Item. Herr S. will sich jedenfalls jetzt nochmal drum kümmern, und am Montag dann wird die Ersatzuhr ganz, ganz sicher! eingebaut. Na, da bin ich mal gespannt!

Jaja, die Bundesplatzuhr …

Ich schulde dir ja noch eine E-Mail! Schliesslich habe ich das (vor)gestern versprochen. Ich habe heute jedenfalls am Bundesplatz nach wie vor keine funktionstüchtige Uhr angetroffen. Die E-Mail, die ich diesmal direkt an den zuständigen Herrn vom ewb geschickt habe, sei dir hier präsentiert:

Sehr geehrter Herr S. (*),

vor circa zwei Wochen habe ich mich an das Tiefbauamt der Stadt Bern
gewandt, mit der Frage, weshalb der Uhr am Bundesplatz die Zeiger
fehlen. Herr R. L. (*) hat mir am 1. November 2007 folgende Antwort
geschrieben:

Sehr geehrter Herr Friedli

Unsere Abklärungen haben ergeben, dass Energie Wasser Bern für die Uhr
zuständig ist. Deren Antwort leiten wir gerne an Sie weiter:

Sälü R. (*)

Der Antrieb der obgenannten Uhr ist defekt.
[…] montieren wir morgen eine Ersatzuhr bis die andere aus der
Reparatur retour geliefert wird.

Freundliche Grüsse

Energie Wasser Bern

E. S. (*)

[…]

Da nun dieses von Ihnen in zitiertem Mail besagte «Morgen» schon längere
Zeit zurück liegt, wollte ich mich bei Ihnen direkt nach dem Stand der
Dinge erkundigen, da ich heute wiederum feststellen musste, dass die
Ersatzuhr allem Anschein nach noch nicht moniert wurde, und ich die Uhr
am Bundesplatz doch schmerzlich vermisse.

Mit freundlichen Grüssen,

Manuel Friedli

Dazu gibt es vier Dinge zu sagen:

  1. (*) Namen der Redaktion bekannt.
  2. Bei […] habe ich für meine hochwohlgeläbliche Leserschaft etwas abgekürzt.
  3. Dass ich mich im allerletzen Satz verschrieben habe (Na, ist’s dir aufgefallen?), ist nicht etwa Absicht, sondern es ärgert mich unglaublich. Trotzdem bin ich gespannt, was der Herr S. mir antworten wird. Und da kommen wir zu Viertens.
  4. Der Herr S. wird mir wohl so bald gar nichts antworten, erreichte mich doch wenige Sekunden, nachdem ich meine Nachricht abgeschickt hatte, eine automatische Antwort, er sei ausser Hause, in dringenden Fällen könne ich mich an seinen Stellvertreter wenden.

Hm … was denkst du? Ist dieser Fall dringend genug, als dass ich auch noch seinem Stellvertreter den letzten Nerv rauben dürfte?

Die Uhr ist beim Doktor

Es antwortet!

Für die Jungmannschaft unter meiner hochwohlgelöblichen Leserschaft will ich noch einmal kurz in Erinnerung rufen, dass ich kürzlich ein E-Mail geschrieben habe, weil die Uhr am Bundesplatz ihrer Zeiger beraubt wurde. Nun denn, heute kam die Antwort.

Nach wie vor scheint das ewb für die Uhren im öffentlichen Raum zuständig zu sein, wir mir der nette Herr Loosli vom Tiefbauamt mitgeteilt hat. Er hat dahingehend Abklärungen getroffen, und mir die Antwort der zuständigen Stelle direkt weitergeleitet. Demnach ist der Antrieb der Uhr kaputt. Zur Reparatur wurde sodann das Uhrwerk mitsamt den Zeigern ausgebaut. Nun ist aber irgendetwas so gräuslich kaputt, dass die Uhr zum «Doktor» (sic) geschickt werden muss. Immerhin sollte morgen eine Ersatzuhr installiert werden. Ich bin ja mal gespannt.

Uhr minus Zeiger gleich E-Mail

Wenn schon nichts passiert, so muss man halt etwas zum Passieren bringen, mit anderen Worten: Eine Aktion starten. Wie du vielleicht auch bemerkt hast, fehlen der Uhr am Bundesplatz die Zeiger. Was soll man mit einer zeigerlosen Uhr anfangen? Eben. Ich habe also dem Tiefbauamt wieder mal ein E-Mail geschrieben …

Sehr geehrte Damen und Herren,

an der Südfassade des Café Fédéral (Bärenplatz 31, Ecke Bundesplatz)
befindet sich eine Uhr, wie sie an vielen öffentlichen Plätzen in der
Stadt Bern anzutreffen ist. Leider fehlen ihr seit geraumer Zeit die
Zeiger, was das Ablesen der Uhrzeit zu einem sehr schwierigen, wenn
nicht gar unmöglichen Vorhaben verkommen lässt.
Als Zugehöriger jener Bevölkerungsschicht, die weder Armbanduhr noch
Mobiltelefon besitzt, bin ich immer sehr froh, wenn ich im öffentlichen
Raum eine funktionierende Uhr antreffe, um mir meinen Tagesablauf mit
Hilfe der zur Verfügung gestellten Zeitinformation strukturieren zu
können. Umso schmerzlicher ist für mich deshalb der Verlust der Zeiger
an besagter Uhr.
Ich wollte mich deshalb bei Ihnen höflich erkundigen, ob, und falls ja,
wann die Uhr wieder instand gestellt werden wird.

Freundliche Grüsse,
Manuel Friedli

Ich freue mich bereits auf die Antwort!