Als wäre Juliens Geburtstagsfest nicht bereits ereignisreich genug gewesen, bin ich auf dem Nachhauseweg Zeuge eines Ereignisses geworden, wie ich es noch nie erlebt habe und wohl so bald auch nicht mehr erleben werde. Kein Wunder, muss ich das Ganze unmittelbar in einen literarischen Erguss münden lassen! Zumal ich seit heute die Gewissheit habe, mindestens zwei Personen zum erlauchten Leserkreise meiner elektronischen Lektüre zählen zu dürfen. Ich entbiete ihnen – einem Zugfan und einem Aargauer, beides aber gestandene Mannsbilder und Informatiker – meinen besten Gruss!
Nun aber: Höre, lese!
Es mag ungefähr nach vier Uhr des Morgens gewesen sein, als ich – wie gesagt auf dem Nachhauseweg – gemütlich dahinspazierte. Es kam mir so ein orangenes Schnee-Schnutz-Traktörli entgegen, wie sie, wenn es dicht schneit, was heute Abend der Fall war, so ihre Bahnen zu ziehen pflegen, und schnutzte den Schnee vom Trottoir.
Da, plötzlich, circa zehn Meter entfernt von mir, spickte – poingg! – ein rundes Etwas von der Grösse einer Familienpizza vorne von der Schneeschnutzschaufel weg und flog in hohem Bogen auf die Strasse. Dem Traktörlifahrer schien das nicht aufgefallen zu sein, denn der fuhr unbeirrt weiter, und als ich dann am Ort des Geschehens eintraf, gewahrte ich ein kreisrundes Loch im Boden, mit einem Schacht darunter, der mit einem Kabelgewirr sondergleichen angefüllt zu sein schien. Und als ich dann die Familienpizza auf der Strasse näher untersuchte, war mir klar, dass dies mitnichten eine Pizza war, sondern ganz einfach ein Senklochdeckel, der von der Schaufel auf irgend eine Geissart aufgelüpft und davongespickt worden war.
«Vrruckt, weme dänkt!» dachte ich mir, und konnte das ja wohl kaum so im Raum stehen, beziehungsweise auf der Strasse liegen lassen. Ich schnappte mir also den Deckel und war gesinnt, ihn wieder aufs Loch zu legen, denn man stelle sich einmal vor, es käme ein Blinder auf seinem allabendlichen Spaziergang daher, und der sähe das Loch ja nicht. Verletzungsgefahr allenthalben! Daher mein Ansinnen, die gefährliche Senke fachgerecht zu verschliessen. Aber obwohl jeder Deckel irgendwo seine Pfanne hat, wie das Sprichwort so schön sagt, wollte es mir beim besten Willen nicht gelingen, das Senkloch zu stopfen. Irgendwie klemmte es, und so gab ich nach einer gefühlten Stunde frustriert auf.
Nun liegt also irgendwo in der Stadt Bern ein Senklochdeckel halbbatzig auf seinem Loch und harrt einer unachtsamen Person, welche er mit Bänderriss oder Misstritt in die nächste Notaufnahme katapultieren kann. Also Obacht beim städtischen Schneewandern!
Im Wissen darum, mein Bestes gegeben zu haben, kann ich nun aber immerhin beruhigt schlafen gehen.
Gute Nacht!