Grüessech, uf Widerluege!

Wahnsinn und Leitschbihd sind die Worte, die mich durchzucken, wenn ich daran denke, was ich soeben an der Migroskasse erlebt habe. Noch nie – nie! – wurde ich derart – derart!! – schnell – SCHNELL!!! – bedient wie heute Abend in der Eigerplatz-Migros. Ich hatte kaum den letzten Artikel auf dem Band deponiert, da nannte mir die unbegreiflich speditive Dame hinter der Kasse auch schon den geschuldeten Betrag. Staunend streckte ich ihr erstmal die Kumuluskarte entgegen, welche sie mit gewiefter Routine in absurder Geschwindigkeit erfasste, und bezahlte. Beim Einpacken wurde mir bewusst, WIE SCHNELL das ganze vonstatten gegangen war und so konnte ich es mir nicht verkneifen, das charmante Fräulen darauf hinzuweisen: «Dir sit itz aber ungloublech speditiv gsi, i ha gloubs no nie sone schnäui Kassierere atroffe!» gestand ich ihr und auch die Dame am Förderband hinter mir bestätigte meine Aussage mit einem zustimmenden Raunen. «Ehja, u öppe no chli im Stress», entgegnete mir Mrs. Superspeed lächelnd aber leicht gehetzt, derweil sie bereits die nächste Kundin abfertigte.

Ich möchte nur betonen: Selbst wenn ich mich als Amateurrobocop versuche, werde ich nie im Leben auch nur annähernd einen Bruchteil der Bearbeitungsgeschwindigkeit dieser übermenschlichen Kassiererin erreichen! Also: So glatt es auch ist, Kunden ihre Waren selber scannen zu lassen: eine echte Kassiererin wird man nie und nimmer ersetzen können. Basta.

PS: Wer mich rügen will mit dem Hinweis, man sage nicht Kassiererin, sondern Kassierin, dem präsentiere ich einen Essay unseres Freundes Konrad Duden.

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Der Höllenritt

Eigentlich bin ich ja ein gemütlicher Mensch, dem langsamen Lebenswandel zugetan und kein Freund hektischen Hetzens. Alles, was schneller fährt als ein Velo, lehne ich mehr oder weniger ab, es sei denn, es fahre auf Schienen und nenne sich Zug. Wer mich kennt, weiss das.

Aber gestern, mich muss wohl der Teufel geritten haben, fand ich mich plötzlich in einer mir gänzlich ungewohnten Situation wieder, und ich muss zugeben, es hat sogar Spass gemacht. Aber der Reihe nach.

Wie es ab und zu vorkommt, fand gestern so ein geschäftlicher Abteilungsanlass mit Spiel, Spass und Spannung statt. Weil die Lokalität irgendwo im fernen Guggerland liegt (nämlich war es der Römerhof bei Aarberg), sahen sich die Teilnehmer gezwungen, irgendwie dorthin anzureisen. Anders als ich kam nicht jeder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern einige mit ihren Autos. Und weil Herr S. U. aus B., der gleich unter der Monbijoubrücke sein Domizil hat (dritte Tonne links, meistens prasselt ein lustiges Feuerchen darin), nun mal keinen VW Passat fährt und auch keinen Opel Kadett, sondern einen orangefarbenen Lotus Elise, befand sich also auch dieses Geschoss bei den Parkplätzen.

Denn Herr U., gar nicht kluge,
reiste leider nicht im Zuge.

Um es kurz zu machen: In dem in meinem Inneren tobenden Kampf zwischen grünem Gewissen und geschwindigkeitssüchtigem Lausbuben obsiegte der Lausbub, und ich schaffte es mit gekonnter Rhetorik, Herrn U. zu einer Spritzfahrt zu überreden, bei welcher ich natürlich nur als Beifahrer fungierte, obzwar ich es mir selbstverständlich zutraue, ein Auto zu lenken, nur leider ist mein Lernfahrausweis vor guten 10 Jahren abgelaufen.

Holladiewaldfee! Das ging ziemlich ab! Ich bekundete zwar grosse Mühe mit dem Besteigen des Gefährts, aber als ich mich endlich häuslch eingerichtet hatte, ging’s los, und ich glaube, ich quiekte wie ein junges Schulmädchen auf dem Riesenrad oder ein Ferkel auf der Schlachtbank, als der Motor röhrte und die Reifen quietschten und wir mit gefühlten 350 km/h durch Maisfelder und Auenwälder schlingerten.

Meine Frisur war nach der Fahrt jedenfalls gehörig zerzaust – die Elise war nämlich ohne Verdeck unterwegs gewesen – und meine Knie zitterten einen wilden Foxtrot, was wohl an der ungewohnt hohen Dosis Adrenalin gelegen haben mag.

Ich danke Herrn U. jedenfalls für den Höllenritt. Hat höllischen Spass gemacht. Und nun habe ich mein Soll an Benzinverbrauch auch für die nächsten 10 Jahre gedeckt und habe also eine wunderbare Ausrede, die Führerscheinprüfung auch fürderhin nicht zu machen.

Und weil’s so schön war, hier noch ein Bildchen, das ich im grossen, weiten Internetz gefunden habe:

Lotus Elise in orange