Der Lanzenbruch

Ich fühle mich bemüssigt, einem verachteten Zeitgenossen zum nötigen Ansehen zu verhelfen. Es kann nämlich nicht angehen, dass er, und seinetwegen auch ich, immer wieder Ziel von Hohn und Spott wird. Die Rede ist vom Schabziger.

Kürzlich erst wurde ich als «Wüstling» beschimpft, bloss weil ich mich dem Genuss des original Glarner Schabzigers hingegeben hatte und mir zum Frühstück ein Brot mit besagtem Aufstrich gönnte. «Schabziger zum Zmorge! Du Wüstling!», kommentierte lefey. Ganz klar der Ausspruch einen Ignoranten.

Ein Andermal genoss ich ein Schabzigerbrot, während ich emsig Tätigkeiten am Computer vollzog. Mein geschätzter Mitbewohner und Pfarrer in spe betrat mein Zimmer und schnupperte mit gerümpfter Nase umher. «Säg itz nid, dass es stinkt!», warnte ich ihn, worauf er mir mit betont gutmütiger Miene entgegnete: «Oh nenei, es schmöckt nume chli speziell!» Ganz klar die Aussage eines Ignoranten.

Und wiederum ein Andermal öffnete ich den Kehrichtkübel in der Küche, um mich eines Abfallproduktes zu entledigen. Obenauf fand ich meinen (meinen!) Schabziger, zum Glück noch verpackt und somit nicht in Mitleidenschaft gezogen, zumal er erst seit Kurzem im Müll liegen konnte, hatte ich zum Frühstück doch noch davon gegessen. Es stellte sich heraus, dass meine geschätzte Mitbewohnerin ihn entsorgt hatte. Ganz klar der Gipfel der Ignoranz. «Aber er läuft ja bald ab und ist ja schon ganz grün», verteidigte sie sich. Ja, er ist grün! Weil er grün sein muss! Weil ein Schabziger nun mal grün ist! Und dass er bald abläuft, heisst ja nicht, dass er schon abgelaufen ist! Der ist noch gut, den kann man noch essen! Ich errettete ihn also vor dem Verbrennungstod in der KVA.

Man hat’s nicht leicht, weder als Schabziger, noch als Schabzigergeniesser. Wie ein gesellschaftlich Geächteter komme ich mir manchmal vor, wenn ich mir Sprüche anhören muss, die mich als Geschmacksverirrten, als Grüsel oder eben als Wüstling bezeichnen. Ich breche hiermit also eine Lanze für all diejenigen, denen es gleich ergeht wie mir und meinem geliebten Schabziger. Fehlte nur noch, dass all die Schabzigerhasser da draussen ebensowenig von Cenovis halten! Cenovis, neben Schabziger der wohl beste Brotaufstrich wo gibt’s!

Mein IBEX

Es ist an der Zeit, der Welt einen wahrhaftigen Meilenstein in meinem Leben kundzutun.

Wer mich ein wenig kennt – es braucht nicht einmal profunde Kenntnis meines Lebenswandels, oberflächliche Bekanntschaft reicht eigentlich schon völlig aus – der oder die weiss: Meine Fahrräder, die besorge ich mir an der Velobörse. Schon manch ein fahrbarer Zweiraduntersatz, den für wenig Geld ich dort erstand, hat mir lange treue Dienste geleistet. Mein aktuelles Velo, das wohl allseits bekannte blaue Cilo-Damenvelo mit unheilbar zertrümmertem Körbli auf dem Gepäckträger, besitze ich nun schon seit zwei Jahren, drei Monaten und acht Tagen.

Zweieinviertel Jahre sind eine lange Zeit, insbesondere, wenn das Velo fast ständig den Unbillen des wankelmütigen Schweizer Klimas ausgesetzt ist, als da wären strömender Regen und brütende Sonnenhitze, und es nebenbei etliche Kilometer abzuspulen hat, mit einem wohlbeleibten Fahrgast wie mir obendrauf. Kein Wunder also, dass es zu leiden begonnen hat. Vor allem den Bremsen würde ich nachts und bei Regen nicht mehr über den Weg trauen, ich glaube gar, die würden sogar die eigene Grossmutter verkaufen, um im ungeeignetsten Moment versagen und mich in eine Wand rasseln lassen zu können.

Du siehst, worauf dies hier hinausläuft: Es war Zeit für einen Wechsel, Zeit, den müden Spieler vom Feld zu nehmen und durch einen fitten, jungen, wilden zu ersetzen. Also ging ich letzten Samstag auf die Pirsch.

Und ich wurde fündig. Ein Vorführmodell der Marke IBEX bei VeloKrea hat es mir dergestalt angetan, dass ich mich entschieden habe, es zu kaufen. Das Aussehen ist formidabel, ebenso die Ausstattung, und nun brause ich mit höchster Geschwindigkeit, ach, was sage ich!, mit wahnsinniger Geschwindigkeit durch die Gegend. Heute schaffte ich es in einer guten Viertelstunde nach Worblaufen, und wenn man meine Konstitution in Betracht zieht, so ist das eine Leistung, die sogar den Alex Zülle und den Oscar Camenzind vor Neid täte erblassen lassen, zumal ich Doping-frei unterwegs war (abgesehen von einem nahrhaften Schabzigerbrötli zum Zmorge. Mjam!).

Ich kann dir sogar ein Foto bieten! Leider nur eine schräge Rückansicht, aber immerhin. Siehe hier:

Mein neues Velo, Marke IBEX, Modell Around The Clock

Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Ein Bild könne ja, so sagt, wie der gebildete Bürger eventuell weiss, der Volksmund, mehr als tausend Worte aussagen.

Zu sagen gibt’s lediglich noch dies: Ich bin froh, sehr froh, nicht mehr in der Militärmusik dienen zu müssen. Denn wie sagte der designierte neue Chef der Militärmusik, Oberst Diener, sinngemäss, als er uns besuchte? «Damit d Militärmusig erfolgriich isch, müend er eifach spile, was d Lüüt wend ghöre. Also au meh volkstümlichi Sache, settig Arrangements git’s ja au! Also, s wichtigscht isch: Eifach spile, was d Lüt wend ghöre». Prost Nägeli!