Grüessech, uf Widerluege!

Wahnsinn und Leitschbihd sind die Worte, die mich durchzucken, wenn ich daran denke, was ich soeben an der Migroskasse erlebt habe. Noch nie – nie! – wurde ich derart – derart!! – schnell – SCHNELL!!! – bedient wie heute Abend in der Eigerplatz-Migros. Ich hatte kaum den letzten Artikel auf dem Band deponiert, da nannte mir die unbegreiflich speditive Dame hinter der Kasse auch schon den geschuldeten Betrag. Staunend streckte ich ihr erstmal die Kumuluskarte entgegen, welche sie mit gewiefter Routine in absurder Geschwindigkeit erfasste, und bezahlte. Beim Einpacken wurde mir bewusst, WIE SCHNELL das ganze vonstatten gegangen war und so konnte ich es mir nicht verkneifen, das charmante Fräulen darauf hinzuweisen: «Dir sit itz aber ungloublech speditiv gsi, i ha gloubs no nie sone schnäui Kassierere atroffe!» gestand ich ihr und auch die Dame am Förderband hinter mir bestätigte meine Aussage mit einem zustimmenden Raunen. «Ehja, u öppe no chli im Stress», entgegnete mir Mrs. Superspeed lächelnd aber leicht gehetzt, derweil sie bereits die nächste Kundin abfertigte.

Ich möchte nur betonen: Selbst wenn ich mich als Amateurrobocop versuche, werde ich nie im Leben auch nur annähernd einen Bruchteil der Bearbeitungsgeschwindigkeit dieser übermenschlichen Kassiererin erreichen! Also: So glatt es auch ist, Kunden ihre Waren selber scannen zu lassen: eine echte Kassiererin wird man nie und nimmer ersetzen können. Basta.

PS: Wer mich rügen will mit dem Hinweis, man sage nicht Kassiererin, sondern Kassierin, dem präsentiere ich einen Essay unseres Freundes Konrad Duden.

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Einmal Robocop sein

Ich war einkaufen! «Wow», denkst du dir und gähnst. Ich habe selber bezahlt! «Hobla», murmelst du und wendest dich ab. Und ich habe auch selber einkassiert! «Ööh? Was?» entfährt es dir, und schon besitze ich deine volle Aufmerksamkeit.

Lasse mich dir erzählen!

In der Bahnhofsmigros gibt’s offenbar seit zwei Wochen diese neuartigen Ich-scanne-meine-Einkäufe-lieber-selber-Terminals (kurz: IsmElsTs). Ich aber habe diese vorhin zum ersten Mal gesehen und konnte nicht umhin, mich als Kassier zu versuchen.

Eine unerchannte Sache, das! Sachte tastete ich mich zum Terminal vor und beäugte dieses Ding eingehend: Bildschirm, Ablagefläche mit integriertem Scanner und – das Beste am Ganzen! – eine Laserpistole! Ein Kribbeln erfasste meine Finger, und ich begann, meine Einkäufe elektronisch zu erfassen: Laserpistole behändigen und dann Los!

Zielen, abdrücken, PIEP! – Lauch (Schweiz), 95 Rappen. Zielen, Abdrücken, PIEP! – Rindsbouillon Bon Chef, 5 Franken 40! Und weiter geht’s: PIEP – Karotten, PÄNG – Kabis, ZAPP – Pouletsaltimbocca (alles aus der Schweiz), WUSCH – Güezi, PLOPP – Speisesalz, ZING – Chips, FLUPP – Cumulus erfasst!

Wie Robocop kam ich mir vor mit meiner Laserpistole, immer scharf am schiessen, immer hart am Strichcode, immer dicht am Preis!

Doch wie alles Schöne hatte auch die Laserpistolenschiessorgie einmal ein Ende und es ging ans Bezahlen. «Weiter», drückte ich mit meinem Finger, und: «Ich habe alle Waren eingescannt». Dann wählte ich, dass ich mit Kredit- oder Debitkarte bezahlen wollte und nicht etwa mit Migrosgeschenkgutscheinen oder Cumulusrabattmarken. Weiter bestätigte ich, ich hätte keine weiteren Wünsche und «Ja, weiter zum Bezahlvorgang». Mir dämmerte, dass im Vergleich dazu die Bedienung des SBB-Ticketshops geradezu ein Kinderspiel ist.

Die nächsten Schritte: Karte rein, Karte raus, Karte wieder rein (nur diesmal in der richtigen Richtung), PIN eingeben, Karte raus, Quittung einstecken und fertig.

Was für ein Abenteuer!

Womit wir nahtlos beim nächsten Thema angelangt sind: Abenteuer, sprich: Abendteuer. Ist der Abend teuer? Oder: wie teuer darf ein Abend sein? Und: wenn er kostet, ist es besser, ihn selber einzukassieren, oder soll die Bedienung der Laserkanone professionellem Verkaufspersonal überlassen werden? Lohnt sich der Aufpreis zu einer teureren Laserkanone, wenn diese mit Ökostrom betrieben wird?

Ich bin abgeschwoffen und schwenke zurück zum Kern des Beitrages. Hätte ich nicht einfach bescheissen können, nur die Hälfte der Waren scannen und mit dem grossen Reibach von dannen ziehen? Überlegt habe ich mir das natürlich schon, nur wurde jedweder Ansatz krimineller Handlung von der Anwesenheit einer offiziellen Migrosmitarbeiterin, welche den ganzen Prozess zu supervisieren schien, bereits im Keim erstickt. Besser so, denke ich mir. Nur: Wo liegt der Vorteil für die Migros, wenn das von den Kassen abgebaute Personal für die Überwachung unredlicher Kundschaft eingesetzt werden muss?

Der Vorteil befindet sich wohl eher auf Seiten der Kunden. Denn mit Laserpistole bewaffnet einmal Robocop spielen zu können ist ein Erlebnis, das wohl niemand missen möchte.