Schön, zu sehen, dass sich nach längerer Schreibabstinenz die ersten ungehaltenen Leser zu Kommentar melden. Nur sollten sich der Casi und der matter besser absprechen: Heisst’s nun «bei der SBB» oder «bei den SBB»? Meine Meinung kennt meine hochwohlgelöbliche Leserschaft. Was aber meinen besagte Herren dazu?
Kommen wir nun aber zu etwas ganz anderem. Ich schulde dir ja noch eine Geschichte, wie dem letzten Satz dieses Beitrages zu entnehmen ist. Reufi hat mich – sinnbildlich – in den Allerwertesten gestüpft, und so erfülle ich nun endlich meine Pflicht.
Es war also am selben Abend, wie wir Zeugen dieses betrunkenen Wehrmannes wurden, der sich wohl kaum noch hätte wehren können, wenn er gemusst hätte, aber eine Uniform reicht manchmal schon aus, um Menschen mit Namen zu bedenken, und bevor ich weiter abschweife, kehren wir im Geiste gemeinsam zum Bärenplatz zurück. Dort nämlich wollten wir unsere Fahrräder deponieren.
Wir schoben unsere Bizycletten auf der Suche nach einem geeigneten Parkplatz vor uns hin, als plötzlich, wie aus dem Nichts, eine alte Frau erschien. Sie hatte einen dunklen Mantel an, eine Mütze auf dem Kopf und den Arm voller Zeitungen. Oh-oh, eine alte Tante mit dicker Post unter dem Arm! Halte dich fern, denn die will dir etwas andrehen und dich in ein endloses Gespräch verwickeln! Pensionierte alte Tanten mit dicker Post unter dem Arm und suchendem Blick haben nämlich normalerweise nichts anderes zu tun!
Jedoch – zu spät, ausweichen konnten wir nicht mehr, und schon fragte sie uns: «Kennet dir dr Tolstoj?» und obwohl «kennen» vielleicht gerade etwas übertrieben ist, so bejahte ich trotzdem, denn immerhin habe ich den Namen schon gehört (das war der französische Sänger, der die «Kleine Nachtmusik» aus der Peer-Gynt-Suite komponiert hat), zudem erhoffte ich mir, dass sie so schneller wieder von uns lassen würde. Mit dieser Annahme hatte ich aber weit gefehlt. «Gäuit, dä cha guet schribe?» erheischte sie weitere Zustimmung, und schon war es geschehen. Ehe ich dem blitzartigen Gedankensprung folgen konnte, war das Gesprächsthema von Tolstoj zur EDU hinübergeschwenkt. An Gott glauben müsse man, und den Kindern und sowieso mit dem Wertezerfall aber auch die Schweiz und dann mit diesen Schwulen oder ganz besonders und im Allgemeinen ja sowieso, oder meinet dr nid? Und sie habe da noch etwas zum Lesen, das sei eine sehr interessante Lektüre und wir sollen sie ruhig nehmen und ob wir noch ein zweites Exemplar möchten für unsere Freunde und einen schönen Abend und bhüetnechgott.
Ja, und dann standen wir da, mit einem Pamphlet der EDU in der Hand, und wussten nicht so recht, wohin damit. In der Öffentlichkeint möchte man sich mit so einem Schriftwerk ja wirklich nicht zeigen, aber in den Abfall kann man es auch nicht schmeissen, denn es ist Papier und gehört rezykliert, und sowieso könnte man daraus vielleicht sogar ein Byyträgli auf dem Blog zwirbeln! Also ab mit der Zeitung in die Jackentasche, und ab mit uns in die Beiz. Was danach mit uns geschah, kannst du im verlinkten Beitrag (oben) nachlesen. Die Geschichte der EDU-Zeitung gibt’s hier:
Das heisst … was soll ich nun schreiben? «Problem: Waffen oder Täter? – Selbstverantwortung!» gibt irgendwie nicht viel her, am «Gedanken zum neuen Jahr – Den Blick ändern!»-Knochen ist auch kaum Fleisch dran, und was interessiert dich schon «Glarus: Friedliche Landsgemeinde – Gott sei Dank!»? Eeh, lassen wir’s doch einfach dabei bewenden. Erwähnung finden sollte lediglich noch die Frau S., die 6 Kinder grossgezogen hat und nun stolze Grossmutter von 26 Enkeln ist. Wahrlich, das muss eine streng katholische Familie sein, denn die berühmten kleinen Gummihütchen, die der Papst verteufelt, kommen da offensichtlich nicht zur Anwendung. Und wenn nun all diese Enkelkinder brav EDU wählen, ist deren fortbestehen zumindest für die nächsten Jahre jedenfalls gesichert.