«Den Stocherer» könnte man mich nennen, wenn man wüsste, wie sehr ich heute Abend gestochert habe. Wie auch gestern schon. Beide Male ergebnislos.
Wir hatten Wäsche. Die Waschmaschine des Hauses akzeptiert als Zahlungsmittel diese Plastikkärtchen, die man in diesen Schlitz schiebt, wo es dann dieses Guthaben davon abbucht, damit man diese Wäsche waschen kann. Jedenfalls wollte ich gestern zwecks Abbuchung und Initiierung des Wäschevorgangs das Kärtchen in den Schlitz einführen, schwadelte dabei aber aus irgend einem Grunde derart, dass mir die Waschkarte aus den Fingern auf den Boden fiel. Nein, nicht auf den Boden, das wäre ja kein Problem gewesen. Schlimmer, viel Schlimmer!
Neben der Waschmaschine befindet sich nämlich ein kleiner Gully, in dessen Deckel ein Loch eingesägt ist, in welches wiederum das Abflussrohr der Waschmaschine mündet. Das Loch ist jedoch um einiges grösser als der Schlauch des Abflusses. Diese Tatsache liefert den Stoff woraus Räuberpistolen und Bestsellerromane gemacht sind, und meine hochwohlgelöbliche Leserschaft hat natürlich schon längst herausgefunden, wohin genau denn nun meine Wäschekarte fiel.
Ins Loch.
Mitten hinein.
Hätte ich beabsichtigt, so gut zu treffen, ich hätte es beim besten Willen nicht geschafft, denn das war ein wahrer Schuss ins Schwarze, im Dart wäre die Karte mitten ins Bull’s-Eye geflogen, und damit wäre ich erst noch berühmt geworden, denn wer trifft schon mit einer aeroundynamischen Platikkarte mitten in die Mitte der Scheibe.
Nun, «Scheisse!» dachte ich, «dasch itz aber e Witz, oder?!». Auf der Karte waren noch gut siebzehn Franken gewesen, und die einfach so den Abfluss hinunterzuspülen, darauf hatte ich, gelinde gesagt, grad gar keine Lust. In meiner Not behändigte ich, zwecks dringender und drängender Wäsche, die zweite Wäschekarte, um wenigstens mal die Maschine in Gang zu bekommen. Ferner beschaffte ich mir aus der Küche ein Utensil, das es mir erlauben würde, im Gully zu rühren, um eventuell noch einen Blick auf das in Seenot geratene Opferkärtchen zu erhaschen.
So stocherte ich denn gestern gewiss zehn Minuten in der trüben Brühe, die zwar nicht tief, dafür aber genau so eklig stinkend wie jede beliebige Kloake im von Spinnweben zugekleisterten Loch steht. Wie gesagt: erfolglos.
Heute unternahm ich den nächsten Versuch, den ich nach Stunden, so kam es mir vor, ebenfalls ergebnislos abbrechen musste.
So habe ich nun das benutzte Küchenutensil, dessen Name, Funktion und AHV-Nummer ich hier aus Datenschutzgründen lieber nicht nennen möchte, dem Backofen überantwortet, wo es sich während mindestens dreissig Minuten in der 200 Grad heissen Luft aller Keime und Bakterien entledigen darf, die es im Abwasser aufgelesen haben könnte.
Achtung, Kinder: Wäsche waschen kann unbekannte Gefahren bergen. Überlasst es besser eurer Mutter.