Ach, Migros, wie schindluderst Du mit unserer schönen Sprache!

Bald ist Ostern und die Migros macht Reklame für irgendsoeine Aktion:

Superhäslis … aso bitte!

Echt jetzt, liebe Migros? «Superhäslis»??? Welcher grammatikalische Geier hat euch denn da wieder mal ins Hirn gekackt? Auch wenn sich ein Häsli vermehrt, so bleibt es sicher mal S-los am Ende: Ein Häsli, zwei Häsli. Da ändert auch ein Super-Präfix nichts!

Soll ich in Zukunft drei Öpfelis und fünf Birelis bei euch bestellen? Zwei Lauchs und 17 Erdbeeris? Schoggieilis? Specktranches? Pouletschenkels?

Gibt’s auf dem Bauernhof nebst den Häslis auch Kühlis und Kälblis, Schäflis und Lämmlis, Geisslis und Gitzis, Söilis und Färlis? Weizenkörnlis und Grashälmlis?

Ihr seid doch grammatikalische Tubelis. Lölis und Glünggis. Idiots und Depps.

Oder handelt es sich etwa um einen Tippfehler und die Familie Hösli ist jetzt super? Weshalb dann aber das Häsli? Fragen über Fragen.

Liebe Migros, gebt doch bitte besser darauf acht, was ihr schreibt. Auch wenn ihr sparen und Stellen streichen müsst, so reicht es doch wohl immer noch für ein professionelles Lektorat. Den Stift, der offensichtlich diese Werbekampagne ausgebrütet hat, könnt ihr ja wieder zum Telefondienst einteilen.

KarFREItag

Wer sich in Sachen Feiertagen nicht auskennt, hat’s schwer im Leben, kann er doch durch sein fehlendes Wissen Ziel von Hohn und Spott seiner Mitmenschen werden. Ich musste diese bittere Erfahrung vor wenigen Tagen selber machen und habe mir deswegen vorgenommen, in Zukunft jeden Feiertag auswändig zu lernen. An dieser Stelle möchte ich den Leser darauf aufmerksam machen, dass der vorangehende Satz ein Wort in neuer deutscher Rechtschreibung enthält, und finde dank dieser Bemerkung die erste Gelegenheit für einen Exkurs.

Neue Deutsche Rechtschreibung. Bei uns im Flur steht ein Bücherregal, welches unter anderem den Duden beherbergt, den ich zu meiner Gymnasialschulzeit gekauft habe, genauer: in der Prima; ersichtlich daran, dass auf der ersten Seite mit Tinte ein M. Friedli, M1c, 4078 prangt. 4078 war die Nummer meines Schulschränkchens, dies aber bloss so nebenbei, in Form eines Mikro-Exkurses, so zu sagen. Dieser Duden jedenfalls, so entnehme ich dem Impressum, entstammt der «21., völlig neu bearbeitete[n] und erweiterte[n] Auflage», herausgegeben A.D. MCMXCVI, also tausendneunhundertsechsundneunzig Jahre nach Beginn unserer Zeitrechnung, mit anderen Worten: vor 13 Jahren. So lange ist es also her, dass eine neue Rechtschreibung ersonnen ward.

An dieser Stelle ist es Zeit für eine kleine Überlegung: Kaufe ich mir ein Auto, so ist es nach spätestens zehn Jahren alt. Ein Fernseher dürfte sich meiner Meinung nach bereits nach fünf Jahren zu den älteren Modellen zählen, bei einer Tageszeitung ist das Verfalldatum bereits nach einem Tag erreicht, und ein Brötchen macht schon nach 3 Stunden nicht mehr halb so viel Spass wie noch während der ersten fünf Minuten, wenn’s noch warm ist. Und eine Rechtschreibung soll also nach sage und schreibe 13 Jahren immer noch neu sein? Mein lieber Herr Gesangsverein, das wage ich zu bezweifeln.

Es ist aber auch nicht so wichtig, ich wollte es bloss einmal erwähnt haben. Verlassen wir also den Exkurs und kehren wir zurück zu meinem fehlenden Wissen, was Feiertage betrifft.

Letztes Wochenende reiste ich ja mit der Knabenmusik an die Lenk, möglicherweise habe ich das schon einmal erwähnt in letzter Zeit, kann es hier aber durchaus mit ruhigem Gewissen noch einmal sagen. Wie dem auch sei, ich kehrte erst im Verlaufe des Montags zurück und verpasste folglich einen ganzen Arbeitstag. Ich trug mich mit dem Gedanken, die versäumte Zeit diesen Freitag nachzuholen, und war töricht genug, diesen Gedanken in Gegenwart unseres Hauspfarrers in spe laut vor mich hin zu denken. Er reagierte umgehend: «Friedli, geit’s no? Am Karfritig wotsch du go schaffe?» Ich verstand nicht. «Ja, werum de o nid?» erdreistete ich mich zu fragen. Hierauf wurde ich aufgeklärt. Der Karfreitag sei einer der höchsten Feiertage der christlichen Welt, denn da sei er aufgenagelt worden, und schliesslich sei Ostern und ein ganzer Schwall von theologischem Fachwissen kam wie ein Wasserfall auf mich herniedergestürzt, so dass ich am Ende bloss noch mit matter Handbewegung abwehren konnte und mich geschlagen gab. An dieser Stelle möchte ich den Leser darauf aufmerksam machen, dass der vorangehende Satz den Nachnamen vom Matter enthält, allerdings geschickt getarnt als Adjektiv. Dies böte mir die zweite Gelegenheit für einen ausschweifenden Exkurs, aber ich will mich kurz fassen und nur schnell sagen, dass das Konzert des Bläser5tetts, wo der erwähnte Matter geklaridudelt hat, eine gefreute Sache war, und dass die hoffentlich wieder einmal irgendwo in meiner Nähe aufspielen, sei’s zum Tanze oder auch nicht.

Ich bin nun also vollends über die Feiertagsgepflogenheiten rund um Ostern aufgeklärt und sehe mich unverhofft mit einem viertägigen Wochenende konfrontiert. Langweilig wird es mir nicht werden. Gute Nacht!

Ostern ist vorbei, der Frühling hat angefangen!

Jaja, «Frühling», man sieht’s …

So sah heute Morgen unser Garten aus. Leider musste ich zur Arbeit, ansonsten hätten mich die milden Temperaturen wohl unweigerlich in die Aare gelockt.

Und heute, beim Nachhausegehn, da schneite es. Milliarden von Flocken tänzelten hernieder, und mich überkam grosse Freude darob, so grosse Freude, dass ich den Kopf nach oben neigen musste, und wie Hans-guck-in-die-Luft durch die Stadt schlenderte. Es ist dies übrigens eine der besten Methoden, ungeschoren bei diesen I-wott-dr-öppis-aträje-Fritzen davonzukommen. Wie nicht unüblich stand beim Käfigturm ein Stand irgendeiner Organisation, und auch der dazugehörige Anwerber trieb sich dort herum. Ich aber, der ich mit gen Himmel erhobenem Haupte wohl einen nicht wenig merkwürdigen Eindruck erweckte, wurde artig in Ruhe gelassen, obgleich ich mich direkt neben dem mit Propagandaformular und Kugelschreiber ausgerüsteten Jüngling vorbeizottelte.

Und nach dem Käfigturm, da starrte ich immer noch in den Himmel. Meine Freude musste mir anzusehen gewesen sein, denn mir begegnete ein junger Mann, der mich anschaute und sich das Lachen nicht mehr verkneifen konnte. Er machte mit seinen langen Haaren und seinem regenbogenfarbig geringelten Wollpullover aber einen derart aufgestellten Eindruck, dass ich beschloss, er habe nicht über, sondern mit mir gelacht.

Und nun Znacht. E Guete.