Wie man einen Sonntag beginnen kann

Heute habe ich den Sonntag einmal mit einem prächtigen Frühstück auf dem Balkon begonnen: Gonfischnitteli, Gaggo, ein Glesli Orangensaft, ein Joghurt, wie es sich gehört. Das ganze garniert mit einem schönen Stück Sonnenschein und Reeto von Gunten und DRS 3 in Hintergrund. Den Reeto, den finde ich nämlich noch ganz amüsant.

Und dann, als ich mir Milch in die Tasse nachgoss, fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren!

Nachdem ich die Sauerei von den Schultern abgeklopft und vom Boden aufgewischt hatte, fand ich Zeit, darüber zu sinnieren: Auf dem Milch-Tetrapak der Migros – Vollmilch, bitteschön! – steht es nämlich glasklar geschrieben: «Wiesenmilch» steht da. Schön! Ich freue mich, Milch von einer Wiese zu trinken, das vermittelt mit ein gutes und gesundes Gefühl! Glückliche Kühe fressen sich auf einer saftigen Wiese einen fetten Bauch an und munter plätschert daraufhin ein Bächlein frischer Wiesenmilch aus ihren Eutern! Lecker!

Für die geschätzten Mitbewohner aus der französischen Schweiz wird da aber schon gehörig mehr Aufwand betrieben: «Lait de prairie», also Milch aus der Prärie, bekommen die zu trinken! Wohl werden in der nordamerikanischen Steppe von feinfühligen Sioux-Indianern die Bisons sorgsam in mühseliger Handarbeit gemolken, die Milch mittels Expressdampfer in die Region Bern verfrachtet und in ansehnliche Tetrapaks abgefüllt. Ebenfalls ein schönes Bild. Vielleicht trinke ich morgen zur Abwechslung einmal ein französisches Glas Milch und schaue, ob ich einen Unterschied bemerke.

Der grösste, allergrösste Aufwand aber wird unseren lieben Mitbewohnern aus der italienischen Schweiz zuteil, nämlich gibt es für diese «Latte di pascolo» zum Genuss. Ich konnte es kaum glauben: Da hat nun also die Migros tatsächlich mit Marco Pascolo die Abmachung, dass dieser höchstpersönlich Kühe melkt, um fürs Tessin die Milch zu  gewinnen? Nicht schlecht, finde ich! Ein Kränzchen ist ihm dafür zu winden! Ich weiss ja nicht, wieviele Hektoliter Milch tagtäglich getrunken werden, aber einige werden es sein, und dadurch dürfte Herr Pascolo wohl ganz schön ins Schwitzen kommen. Allerdings wird es sich das als ehemaliger Nationaltorhüter gewohnt sein.

Und damit Du diesen Beitrag nicht ganz umsonst gelesen hast, seien Dir hiermit noch die Konzerte des Projektes DUAL des Variaton Projektorchesters ans Herz gelegt: 1. und 2. Juni 2012, 20:30 Uhr, Dampfzentrale Bern. Vorverkauf bei starticket.ch. Stücke von Pärt, Wagner, Strawinski. Zusammen mit Hans Koch/Bassklarinette, Fredy Studer/Perkussion, DJ Ramax/Turntables. Vorgeschmack: Youtube.

Mit Kamille das Bad putzen

Heute beim Putzen habe ich es herausgefunden: Der Badreiniger, den wir seit geraumer Zeit benutzen, riecht nach diesem Tee, den man immer dann trinkt, wenn man krank ist. Aufgefallen ist mir das selbstverständlich aus aktuellem Anlass. Hingegen ist mir entfallen, welcher Tee es ist. Lindenblüten. Oder Kamomille. Ja, letzterer, glaube ich.

Wobei ich mir hiergleich die Frage stelle, weshalb die Franzosen in ihrer Version der Kamille ein überflüssiges «mo» eingebaut haben. Könnte mir das mal jemand erklären?

Und zum Schluss noch dies: Unser Badreiniger, der befindet sich in dieser Sprüheflasche aus dem Denner (aus demselben Denner übrigens, in dem ein äusserst verfängliches Fleischregal steht), der Flascheninhalt aber ist nicht mehr zwangsläufig der originäre. Das macht es nun schwierig, den Ursprung desselbigen zu eruieren, könnte es sich doch einerseits um ein Nachfüllprodukt aus dem Denner, oder aber auch um eines aus der Migros handeln. Oder sogar – und nun werden meine Gedankengänge wild! – aus dem coop!

Wie dem auch sei. Einen Kamillenreiniger empfehle ich niemandem.

Bitte beschweren Sie Ihr Gemüse. Danke.

Schön, ja! Endlich darf ich wieder den scharfäugigen, spitzzüngigen Beobachter mimen, den pingeligen Sprachfetischisten, der einen Tippfehler partout nicht Tippfehler sein lassen kann. Unsere heutige Geschichte spielt sich in der MMMartkgassmigros ab, und sollte jemand auf die Idee kommen, MMM sei ein Tippfehler, so irrt sich der.

Ein Bild sagt mehr als tausend (tausend!) Worte, deshalb lasse ich Bilder sprechen:

Da hat sich ein «t» einen Schabernack erlaubt

Ich musste zweimal lesen und kam beide Male zum Schluss, im englischen Text stehe da: «Bitte benutzen Sie die Waage, um Gemüse und Früchte zu Gewicht. Danke.» Zu Hause angekommen habe ich sicherheitshalber Leo angeworfen und liess mich eines Besseren belehren: to weight existiert tatsächlich als Verb. Nur heisst es nicht abwägen.

Wenn ich das nächste Mal in der Migros einkaufe, nehme ich halt so eine Waage und beschwere alles Gemüse, das mir in den Weg kommt. Und wenn es einem Angestellten nicht passt, verweise ich aufs Schild.

Oder aber bedeutet die Aufschrift, man solle doch dem Gemüse mehr Gewicht zukommen lassen, sprich: mehr davon essen? Möglich wär’s. Ich werde mich also an die Migros wenden, und vorschlagen, sie sollen doch den deutschen Text anpassen: «Wir bitten Sie, mehr Gemüse zu essen. Besten Dank.»

Herkunft siehe Produkt/Verpackung

Ich war heute böse. Und das kam so:

Einkaufen in der Migros war angesagt. Gleich beim Eingang stand da ein Gestell mit Beeren verschiedenster Art. Die Heidelbeeren sahen gar gelustig aus und so lag die Erwägung nahe, ein Schälchen derselben dem Einkaufskorb hinzuzufügen. Das Preisschild, gross mit «Aktion» betitelt, pries die 250g-Schale zum saugünstigen Preis von CHF 3.90 an (statt 5.60!) und sagte dazu keck: «Herkunft siehe Produkt/Verpackung».

Als Konsument mit Herkunftsbewusstsein (und zudem sensibilisiert durch den gestern Morgen zufälligerweise im bei uns ab und zu in der WG umherliegenden K-tipp überflogenen Artikel «Lebensmittel: Getäuschte Kunden») vollzog ich das angegebene «siehe Produkt/Verpackung» und nahm mir so eine Heitischale zur Brust.

Transparentes PE lachte mir allenthalben entgegen. Nichtmal eine Etikette war auszumachen. Ich suchte und suchte, fand aber keinen Hinweis auf Herkunft. «Chas gä», sagte ich mir und studierte die nächste Schale. Mit dem selben Ergebnis. «Chas ja öppe nid sy!» sagte ich mir nun und steuerte stracks auf die nächste Migros-Angestellte zu. Ob sie mir Auskunft über die Herkunft dieses Produktes geben könne, fragte ich in meinem gewohnt höflichen Tonfall. Sie schaute, staunte, fragte, ob es nicht angeschrieben sei, worauf ich verneinte und sie erneut schaute und schliesslich ihr Telefon zückte. Nach längerem Telefonat war sie wo schlau als wie zuvor und spies mich mit der Antwort ab, «Das chönnte die vo Italie sy. Ja, i gloube, es sy die vo Italie.».

Ich sah vom Kauf ab. Glauben kann, wer will, in der Kirche. Ich weiss lieber.

Türkisches Kleinstwellenhammelfleischfladenbrot

Siehe, ich will dich, Leser, Leserin, einführen in die Wunderwelt moderner Fertiggerichte!

Bislang ging ich ja blind durch das Leben: Ich war überzeugt, in der Mikrowelle erhitze man gemeinhin Reis und vielleicht das Wasser für eine Fertigsuppe, wobei gesagt werden muss, dass ich meinen ersten Kontakt mit einer Mikrowelle im zarten Alter von schüchternen achtundzwanzig Jahren hatte und demnach auf dem Gebiet kurzer Wellen fürwahr nicht als Experte bezeichnet werden darf. Auch war ich der Meinung, einen Kebab kaufe man bei Mehmet oder Ali vom Dönerstand um die Ecke, und hier möchte ich anfügen, dass Mehmet seinen Dönerstand eigentlich gar nicht «um die Ecke» hat, sondern direkt bei der Weissenbühlhaltestelle des 3er-Trams, und dass ich keinen Ali kenne, der Döner verkauft. Jedenfalls habe ich mich im Bezug auf Mikrowellengerichte und Kebabbe (Kebabs? Kebaben? Solltest du den korrekten Plural kennen, melde dich!) eines Besseren belehren lassen müssen und zähle mich fortan zu den Sehenden, denn ich habe im coop mein Zmittag eingekauft.

Hierzu möchte ich die kurze Zwischenbemerkung einschieben, dass der coop eindeutig die grössere Auswahl an Fertiggerichten feilbietet als die Migros. Für mich als überzeugtes Migroskind ist es schwer, dies einzugestehen, aber ich besitze – und wer mich kennt wird dies ohne zu zögern bestätigen – die menschliche Grösse, in diesem Punkt dem coop den Punkt zuzusprechen.

Wo war ich?

coop hat also, wie gesagt, eine beeindruckend grosse Auswahl an Fertiggerichten. Und weil ich gerne mal etwas Neues probiere, liess ich mich verleiten, einen von «Abbelen’s kebab»s zwecks Stillung mittäglichen Hungers käuflich zu erwerben. Beschrieben ist die mit einem Foto eines appetitlich anmutenden Döners versehene bunte Verpackung wie folgt:

NEU/NOUVEAU/NUOVO: Fladenbrottasche mit Hähnchen-
fleischzubereitung, gegart, und leckerer Sauce
[…]
MIT PACKUNG
IN DIE MIKROWELLE
FERTIG IST DER KEBAB!

Zur Illustration hier noch ein Bild derselbigen:

Die Verpackung: Appetitlich und farbenfroh

Nun gut! Ein Kebab mit «leckerer Sauce» ist selten genug, und wenn schon lecker draufsteht wird ja wohl doppelt lecker drin sein! Also flugs in die Mikrowelle damit.

Das schöne an so einem Mikrowellengerät ist ja, dass bereits nach wenigen Sekunden ein *binnngggg* das Ende der Wärmzeit verkündet. Einem hungernden Magen kann somit innert kürzester Zeit Linderung verschafft werden.

*binnngggg* machte es, und ich öffnete die Packung. Es präsentierte sich mir folgender Anblick:

Er sieht prall gefüllt aus. Das lässt einiges vermuten!

Nicht schlecht! Der Duft von warmem Kebabfleisch stieg mir bereits in die Nase, und mein Mund war drauf und dran, sich mit Wasser volllaufen zu lassen, schliesslich meldete der Magen ununterbrochen «Hunger! Hunger!» Ich wollte ihn nicht länger warten lassen und entledigte den Döner endgültig seiner Verpackung, mit anderen Worten: Ich enthob die Verpackung ihres Inhaltes. «Behold!» spräche nun ein Engländer, ich aber schreibe: Jessesgott. Schau dir mal das an:

Das Innenleben. Oder eher die Innereien?

Dies ist der Moment, wo sich das Hungergefühl auf magische Art und Weise im Nichts auflöst und man sich urplötzlich satt fühlt, bevor man den ersten Bissen zu sich genommen hat. Das knackig-frische Gemüse suchst du auf dem Foto vergebens, auch in den tieferen Schichten der undefinierbaren Füllung ist es nicht zum Vorschein gekommen. Die Fotos des Essvorgangs erfüllen leider die eidgenössischen Hygienevorschriften nicht, so dass ich sie hier nicht publik machen kann, ohne eine Busse des Gesundheitsamtes zu riskieren. Ebensowenig darf ich wohl festhalten, dass mich die Masse zwischen den gummiartigen Brothälften eher an Gekotztes rezykliertes Essen als an Hähnchenfleisch mit leckerer Sauce erinnert. Und der Geschmack? Naja … sagen wir mal: Die versalzenen Teigwaren heute Abend schienen mir eher fad im Vergleich zum mittäglichen «Kebab».

E Guete.