Aasatzwys

Einem pur lauteren Zufall ist es zu verdanken, dass ich meinen heutigen Abend in der La Cappella verbrachte. Und das kam so:

Wir marschierten durch die Stadt, es mag wohl 18 Uhr gewesen sein, als mir ein Mensch auf einem Plakat ins Auge sprang. Ich blinzelte und sagte «Lue jitz» zu J. G. aus B., derweil ich ihn zum Plakat zerrte, «dä kenneni! Das isch dr Mischa, dä isch Trubaduhr!» Noch etwas fiel mir auf, und zwar, dass er heute Abend um 20 Uhr eben im La Cappella spielen würde. Ein Steilpass für Kurzentschlossene, also! Der Herr G., der fühlte sich vom angekündigten «Chanson» nicht so angetan, so dass sich eine Trennung unseres gemeinsamen Wegs abzeichnete. Ich aber machte mich zeitig auf, das neue Programm «Aasatzwys» mitzuerleben.

Ich will gar nicht viele Worte verlieren, Konzertkritiken sind nun wahrlich nicht meine Stärke. Aber ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass es sich absolut gelohnt hat, und dass diesen Abend zu verpassen einem unvergleichlichen Malheur gleichgekommen wäre. Witzige und tiefgründige Texte, die einem mal ein Schmunzeln entlocken, mal die Stirn in Denkfalten zwingen, und dazu eine Gitarrenmusik, wie es sich für einen waschechten Troubadouren gehört: Mani Matter hätte sich jedenfalls eine Scheibe von Mischa abschneiden können, wenn er nicht schon seit über 40 Jahren tot wäre. Vielleicht hat er ja von oben herab zugeguckt und -hört, dann wird er sich auf seiner Wolke sicher prächtig amüsiert haben.

Ich freue mich jetzt darauf, die erworbene CD Wortwärts in den nächstgelegenen CD-Player meines Vertrauens zu legen und mir mit berndeutschen Chansons das Leben zu versüssen.

Gute Nacht.

Das Portemonnaie

Er hat herzlich gelacht heute, der roefe, als er mein altgedientes Portemonnaie gewahrte. Er erinnerte sich, es schon einmal von mir gezeigt bekommen zu haben, und fragte nach dem Loch. Ich wusste sofort, dass er nur das Loch im Münzfach meinen konnte, dessentwegen ich seit Jahren meine Münzen im Hosensack zu verwahren genötigt bin, und demonstrierte ihm gerne, wie man dort durchschauen kann und mit dem Finger grübeln. Als Antwort zog er lediglich stolz sein nigelnagelneues Portemonnaie hervor und präsentierte es auf dem Tisch: Frisch im Loeb gekauft habe er es, aber so sechzig, siebzig Franken müsse ich dafür schon rechnen.

Dini Mère rechne ich soviel Geld für ein popeliges Portemonnaie, ich will das Geld ja reintun und wie dem Mani Matter soll es mir denn auf keinen Fall ergehen, dass ich am Ende bloss mit einem leeren Gabatruckli dastehe, nur weil ich Unsummen in ein Geldaufbewahrungsbehältnis investiert habe, nei merci!

Trotzdem machte ich auf dem Heimweg noch einen Abstecher in den Loeb. Denn neidisch war ich geworden auf roefes Errungenschaft, und wollte endlich meinem alten Geldsäckel den wohlverdienten Ruhestand gönnen. Ich weiss gar nicht mehr, seit wann er seinen Dienst verrichtet, aber lange, lange ist’s jedenfalls her, seit ich ihn mir zum ersten Mal in die rechte Gesässtasche schoppte. Ich wurde aber nicht so recht fündig im Loeb, und versuchte deswegen mein Glück noch in der Marktgassemigros, jener Migros, wo ich schon mindestens drei Mal nach einem neuen Portemonnaie Ausschau gehalten hatte, mich bis jetzt noch mit keinem wirklich anfreunden konnte.

Bis jetzt.

Denn heute ist es geschehen, ich habe ganze neununddreissigfrankenneunzig in jenes Portemonnaie investiert, das mir nun während der kommenden zehn Jahre die rechte Füdlenbacke wärmen darf. Zur Feier des Tages habe ich wieder mal ein, zwei wunderschöne Papparazzofotos in gewohnt bestechender Qualität geschossen, die meinem ausgedienten Portmöneh nun zu uneingeschränktem Ruhm im Weltweitennetz verhelfen werden, denn siehe, hier ist es, das Alte:

Mein altes Portemonnaie, mit Klebeband geflickt

Und noch eins, hier mit Innenleben:

Aufgeklappt sieht’s nicht viel besser aus

Und zum Abschluss gönne ich dir, Leser, Leserin, noch einen Blick auf das Loch:

Hier flutschte schon so manche Münze hindurch

Fertig. Gute Nacht.