Ich war auf dem Arbeitsweg – ungewöhnlich früh für meine Verhältnisse – und trottete dem Trottoir entlang zum Tram, als ich mich plötzlich überglücklich schätzte, nicht aufs Handydisplay fixiert gewesen zu sein, sondern elektronisch unbeschwert dahinzugehen. Andernfalls wäre ich wohl direkt auf das kleine Vögelein getreten, das da nackt und tot vor mir auf dem kalten Asphalt lag.
Die Augen übergross und mit blauen Lidern verschlossen, der Schnabel breit und gelb, das filigrane Körperchen noch beinahe gänzlich unbefiedert war es wohl aus seinem Nest gefallen und fand so auf dem Trottoir den Tod.
Ich konnte mich gerade noch beherrschen und schoss kein Foto von diesem traurigen Anblick. Das Küken zu bergen und feierlich in einem Blumenbandeli zu beerdigen, dazu konnte ich mich freilich auch nicht durchringen. Und so liegt es wohl noch immer an derselben Stelle in der Nähe des Sulgenau-coop und wartet auf die totale Verwesung.
Es ist dies der ewige – wenngleich im konkreten Fall etwas traurige – Kreislauf des Lebens.