Kulturschock

Immer wieder ein Kulturschock: In Zürich aus dem Zug zu steigen und sich Richtung Stadt aufzumachen. Meistens dauert’s keine 3 Sekunden, da erwischt einen bereits der erste Schwall Züritüütsch. «Mir müend da dure», «Was häsch gsäit?» oder «Gömmer Starbucks?» trifft’s mich dann jeweils völlig unvorbereitet, und ich werde mir dann erst bewusst, in welch fremder Sprachregion ich da gelandet bin.

Nur gut, dass zumindest morgen ein wenig Sittsamkeit ins sprachliche Niemandsland gebracht wird: Und zwar mit King Pepes Konzert im Moods. Ich werde es zwar verpassen, dafür kann sich an meiner Statt ein Zürcher einen schönen Dialekt anhören. Und das ist gut so.

Eine Audienz beim König

Bad Bonn. Bereits der Name des Lokals macht einen neugierig, was da wohl zu erwarten sei. In Düdingen befindet sich das, wobei: in Düdingen kommt einer masslosen Übertreibung gleich. Denn vom Bahnhof sind es – die diversen unfreiwilligen Umwege eingerechnet – gut 20 Minuten zu Fuss. Und das bei bitterer Eiseskälte.

Und weswegen tut sich ein vernünftiger Mensch das an, bei arktischen Temperaturen durch den Gaggoo zu wandern, um an einem dem landläufigen Stadtberner gemeinhin unbekannten Ort zu landen? Die Antwort liegt auf der Hand: Des Königs wegen! Des Pfefferkönigs wegen, um genau zu sein. Pfefferkönig? fragst du. Lasse mich ausdeutschen: King Pepe nennt sich dieser Artist berndeutscher Mundartmusik, und zusammen mit Le Rex gastierte er am Samstag in besagtem Bad Bonn, mit dem einzigen Zweck, mir einen unvergesslichen Abend darzubieten.

Der Pepe, das ist einer, für den es sich lohnte, noch weitaus weiter als nur bis ins nahegelegene Düdingen am schönen Schiffenensee zu pilgern, denn live ist er noch mal einen Zacken knackiger als ab Platte, sei sie nun aus Schellack, Vinyl oder Polycarbonat. Für den Pepe, glaube ich, würde ich sogar in die ferne Ostschweiz schweifen. Denn der Pepe ist super.

Das Publikum war zwar nicht überragend zahlreich, trotzdem herrschte Bombenstimmung, was ja auch nicht weiter verwundert, denn Le Rex – mit einem Arno Troxler als Ersatz für den in New York weilenden Rico Baumann am Schlagzeug und einer den legendären Andreas Tschopp an der Posaune vertretenden Nina Thöni – rockten wie die wilden, und Pepe ging während Pepe gschpürt Liebi derenweg ab wie ein Zäpfli, dass er gar mit der Gitarre seinen Mikrofonständer zu Boden warf. Einer geistesgegenwärtigen den Ständer wieder aufstellenden Konzertbesucherin aus der ersten Reihe war es zu verdanken, dass Pepe nach seinem Trompetensolo zeitgerecht weitersingen konnte. Alles in allem also eine Höllenshow, die leider nach viel zu kurzer Zeit bereits zu Ende war. Immerhin gelangten alle Stücke ab 70% Wasser zum Vortrag, und das mochte mein Herz erfreuen.

Klar, dass ich da den Merchandising-Stand nicht nutzlos herumstehen lassen konnte, und so bin ich nun stolzer Besitzer eines edlen King-Pepe-Stofftaschentuches mit güldener Stickerei. Siehe:

Ein vornehmes Tuch, gewoben aus edlem Zwirn, geziert von güldenem Gesticke!

Und weil’s so schön ist, noch eine Detailaufnahme:

Eine königliche Stickerei

Wow! Gute Nacht!

SJO minus Rico – geht das?

Es war ein wunderbarer Abend, zweifelsohne! Gut, was könnte ich auch anderes schreiben über eine Monday Big Band Jazz Night im Hübeli. Das ist inmer wunderbar. Heute war eine Tribute-Night to Pat Metheny angesagt, und es hat von vorne bis hinten gerockt!

Bis zum Zeitpunkt, an dem Till Grünewald die Band ansagte.

«Itz chömemer zum letschte Stück, u i möcht wi immer zu däm Zytpunkt d Band asäge. Eine vo üs het hüt si letscht Uftrit gha mit üs, är geit uf New York u mir wärdene vermisse. Es isch niemer anders aus dr Noisy Bastard in the Back, dr Rico Baumann!» tat er dem Publikum, in dem auch ein sprachloser und zutiefst schockierter fritteli sass, kund. Was, wiebitte? Rico Baumann verlässt das SJO!? Das geht doch nicht!

Im Sommer komme er dann wieder, fuhr Till fort, und sie überreichten ihm nur deshalb jetzt kein Geschenk, weil man bis dahin ja auch gute Aushilfen finden werde.

Ich gebe zu: Wenn die Aushilfe Pius Baschnagel heisst, kann man den vorübergehenden Verlust tatsächlich einigermassen verkraften.

Aber was wird dann zum Beispiel aus Le Rex? Wer trommelt dann da für unseren Pfefferkönig, den King Pepe? Wenn die am 13. Februar in Spiez spielen, sind sie dann rhythmuslos? Ich wage gar nicht dran zu denken. Ich will es mir auch gar nicht vorstellen. Lieber überzeuge ich mich selber davon, dass sie auch ohne Rico eine gute Musik machen. Es bleibt ihnen ja zum Beispiel noch der Andreas Tschopp, und der rhythmisiert ja auch ganz schön gewaltig auf seiner Trombone.

Man wird sehen.

Mir bleibt nun nicht viel anderes, als dir etwas zu wünschen. Und zwar eine

Gute Nacht!

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Jazz-Jam!

Woooow! Nun kenne ich meine zukünftige Dienstagabendbeschäftigung!

Eigentlich war’s ja nichts als Zufall: An der Litfasssäule sah ich ein Be-Jazz-Plakat und machte zur Erinnerung eine Foto davon. Denn es heisst eine Foto, weil’s von Fotografie kommt, und denjenigen möchte ich erstmal kennenlernen, der das Fotografie sagt. Item.

Die Foto erinnerte mich jedenfalls beim nächsten Start des Computers daran, die Be-Jazz-Website zu besuchen. Und genau da stiess ich durch reinen Zufall auf den Hinweis, dass jeden Dienstag ab 21 Uhr im 5ème étage der Tuesday-Jazz-Jam stattfinde. «Geisch mau ga luege», sagte ich mir also heute, und ich hätte es tatsächlich nicht besser machen können!

Nicht nur, dass man da per Zufall auf einen alten Freund aus universitären Zeiten trifft, nein, beim Erwerb eines Getränks nach Wahl gibt es eine Portion Risotto dazu, die sich gewaschen hat, und da man ja geng no 2, 3 Bier gno het, kam ich also in den Genuss eines vorzüglichen Znachts.

Aber das ist es ja gar noch nicht wirklich: Da wird gejammt, was das Zeug hält! Jazz-Standards obsi u absi! Wer will, betritt die Bühne und spielt, Lukas Thöni war da und hat – wie nicht anders zu erwarten war – brilliert, es war fantasmisch! Aber auch all die anderen, deren Namen ich mir entweder nicht merken konnte – denn das ist so ein bisschen mein Handicap: Namen merken -, oder die gar nicht namentlich erwähnt wurden, weil das da nämlich in vollkommen ungezwungenem Rahmen stattfindet, die haben unglaublich gejazzt, gegrooved und gesoliert, mich hätt’s glatt aus dem Sessel gelüpft, wäre ich nicht so feiss! Wahnsinn!

Ebenfalls anwesend waren der legendäre Rico Baumann und der fabelhafte Klaus Widmer, aber gespielt haben sie leider nicht, jedenfalls so lange ich da war. Als ich mich nämlich nach den Zwülfen mal verabschiedet habe, war der Jam noch voll im Gange. Gut möglich also, dass nach meiner Zeit noch jene des Baumann oder des Widmer gekommen ist, ich weiss es nicht.

Den Rico kann ich jetzt noch ein wenig geniessen. Und zwar ab Konserve, mit 70% Wasser von King Pepe & Le Rex. Bei Le Rex ist der Rico mit dabei, nämlich. Und der King Pepe, abgesehen davon, der ist nämlich auch eine vollkommene Kanone! Was der für Texte schreibt, das glaubt einer alleine gar nicht. Den muss man wahrscheinlich live erleben, um das vollständig erfassen zu können.

So, genug geplappert.

Gute Nacht!