Draussen regnet’s. Der Herbst hat Einzug gehalten. Höchste Zeit, dagegen anzuschreiben! Wie tue ich das am Besten? Klar: Indem ich ein schönes Bildli hochlade von meinem schönen gelben Velo, das ich zu Zeiten eitlen Sonnenscheins auf elektronisches Zelluloid gebannt habe.
Denn ich habe ja vorausgedacht: Als ich – endlich! – mein fertig montiertes Velo abholen konnte, dachte ich mir: Itz bisch eifach mau huere klever: Zum Schribe chunnsch ja eh nid sofort, aber e Foto, die chasch itz grad schiesse! Und so klever, wie ich mir vornahm, zu sein, verhielt ich mich denn auch, indem ich die Photographie, die zu schiessen ich mir zum Ziel gesetzt hatte, auch tatsächlich gleich schoss. Was zur schönen Folge hat, dass ich mir jetzt nur noch die Wörter aus der Tastatur saugen muss, nicht aber das Bildmaterial aus der Kamera.
A propos Bildmaterial: Genug gelesen? Willst Du endlich Bildli schauen? Wusste ich’s doch. Hier!
Ich befinde mich in der Zwickmühle: Einerseits dauert es nicht mehr lange, und die Stille auf meinem Blog würde sich auf die magische Länge eines Jahres ausdehnen, was ein durchaus ansprechendes Jubiläum wäre. Andererseits widerfuhr mir letztens – genauer: irgendwann in der Woche nach dem 18. Juli 2018 – derart Unerhörtes, dass darüber zu schweigen schier unmöglich ist. Im Gegenteil: LAUT HERAUSSCHREIEN müsste man solches!
Weshalb tat ich es denn nicht sofort, sondern schicke mich erst jetzt an, Kunde zu verbreiten? Aus Gründen. Genau genommen aus einem guten Grund.
Wenngleich es jetzt eigentlich noch zu früh ist, denn der Grund, von dem ich sprach, ist erst halbbatzig. Ich mag aber nicht mehr auf die Komplettbatzung warten. Deshalb liest du jetzt hier diese Zeilen, mit denen ich nun endlich erzählen will, was ich zu sagen habe.
Leinen los!
An jenem ominösen 18. Juli parkierte ich mein geliebtes Rad in der Nähe des Bahnhofs, schloss es vorschriftsgemäss ab und ging arbeiten. Derart arbeitete ich, dass es mir erst am darauffolgenden Dienstag, den 24. Juli, in den Sinn kam, mein Fahrrad zu rekuperieren. Doch – oh weh, der geneigte Leser hat es natürlich schon längst erraten: Wie in einem schlechten Cartoon irrte ich zwischen den Reihen parkierter Velos auf und ab, ohne mein liebes, liebes IBEX zu erblicken. Mir dräute Düst’res: Nicht länger als 5 Tage seien Fahrräder an diesem Orte zu parkieren, ansonsten sie gebührenpflichtig von der Polizei in Obhut genommen würden, belehrte mich ein glücklicherweise mit Telefonnummer versehenes Schild.
Machen wir’s kurz: Die freundliche Dame am anderen Ende der Leitung konnte mir nicht weiterhelfen («Wüsst der, mit schleppe die Velo nid säuber ab. Göht mau bir Velostation ga frage, die mache das»), der charmante Herr der Velostation auch nicht, und der hilfsbereite Polizist beim Posten um die Ecke ebenso wenig wie die beiden anderen Männer bei den beiden anderen Velostationen.
Was also tun? Anzeige erstatten wegen Veloklaus! Als ich dies das letzte Mal tun musste, war das Internet noch kaum erfunden und ich sprach persönlich auf dem Revier beim Landjäger vor. Ganz anders diesmal: Hurtig bei der Onlinepolizei ein Formular ausgefüllt, fertig.
Also: Halbfertig nur, denn die Versicherung muss ja vom Malheur auch erfahren. Also auch dort – tifig, tifig! – online mit ein paar Klicks und Tastenhüben Kenntnis verbreitet, und dann abgewartet.
Im Handumdrehen erhielt mein elektronisches Postfach Besuch einer Meldung des für mich zuständigen Schadensregulators: Ich möge doch bitte noch den Wert des ebenfalls abhanden gekommenen Fahrradhelmes beziffern, zwecks Abwicklung des Falls. Gefragt – getan, und noch am selben Tag (!) beschied man mir, der Schaden werde, abzüglich Selbstbehalt, erstattet. Holladiewaldfee, das mochte sogar meinen Groll gegenüber dem Fahrraddieb, dem fiesen, zu mildern! Denn nun sah ich mich in der Lage, an Ersatz für mein liebes, liebes IBEX zu denken.
Der Beitrag droht langsam aus dem Ruder zu laufen. Ich muss mich beeilen! Also:
Neues Velo? Wieder IBEX! Online konfigurieren. Konfiguration ausdrucken. Mit dem Papier in einen Laden gehen. Dort ein ähnliches Modell probefahren. Gefallen finden. Kaufen wollen.
Warten. Wochenlang warten.
Bis es dann, am 25. September 2018, abholbereit ist und von mir auch tatsächlich abgeholt wird:
Ich so in den Laden rein. Da so ein Velo, und ich so: «Ah, sieht fast aus wie jenes, das ich konfiguriert habe», dann der Verkäufer so: «Hier, dein Velo!» Und ich so: «Ahja, echt? Wo ist denn der Gepäckträger? Und der Scheinwerfer sieht irgendwie nicht nach Supernova aus. Und der Lenker scheint mir für einen Ergotec Flatbar ein bisschen gar gebogen. Und eigentlich sollte der Ständer kein Pletscher sein.»
Ich will ehrlich sein: Ich hab’s natürlich nicht so gesagt. Aber das Resultat ist dasselbe: Es war nicht alles ganz genau so verbaut, wie ich das gewünscht hatte. Aber kein Problem: Einfach mal bezahlt, was da war, Fahrrad mitgenommen und nächsten Mittwoch kann ich’s nachrüsten lassen.
Uuuh, und schon alleine in der Woche bis jetzt hatte ich eine Mordsfreude an meinem neuen fahrbaren Untersatz! Wie von alleine gleitet er über den Asphalt, die Laufruhe und Schaltpräzision sind unerreicht. Es ist, im Vergleich zum Alten, ein Federgewicht, und schon alleine die Farbe … ein Gedicht in Gelb!
Aber siehe selbst. Ein Bild der vorübergehenden Noch-nicht-ganz-Endausbau-Variante:
Es ist an der Zeit, der Welt einen wahrhaftigen Meilenstein in meinem Leben kundzutun.
Wer mich ein wenig kennt – es braucht nicht einmal profunde Kenntnis meines Lebenswandels, oberflächliche Bekanntschaft reicht eigentlich schon völlig aus – der oder die weiss: Meine Fahrräder, die besorge ich mir an der Velobörse. Schon manch ein fahrbarer Zweiraduntersatz, den für wenig Geld ich dort erstand, hat mir lange treue Dienste geleistet. Mein aktuelles Velo, das wohl allseits bekannte blaue Cilo-Damenvelo mit unheilbar zertrümmertem Körbli auf dem Gepäckträger, besitze ich nun schon seit zwei Jahren, drei Monaten und acht Tagen.
Zweieinviertel Jahre sind eine lange Zeit, insbesondere, wenn das Velo fast ständig den Unbillen des wankelmütigen Schweizer Klimas ausgesetzt ist, als da wären strömender Regen und brütende Sonnenhitze, und es nebenbei etliche Kilometer abzuspulen hat, mit einem wohlbeleibten Fahrgast wie mir obendrauf. Kein Wunder also, dass es zu leiden begonnen hat. Vor allem den Bremsen würde ich nachts und bei Regen nicht mehr über den Weg trauen, ich glaube gar, die würden sogar die eigene Grossmutter verkaufen, um im ungeeignetsten Moment versagen und mich in eine Wand rasseln lassen zu können.
Du siehst, worauf dies hier hinausläuft: Es war Zeit für einen Wechsel, Zeit, den müden Spieler vom Feld zu nehmen und durch einen fitten, jungen, wilden zu ersetzen. Also ging ich letzten Samstag auf die Pirsch.
Und ich wurde fündig. Ein Vorführmodell der Marke IBEX bei VeloKrea hat es mir dergestalt angetan, dass ich mich entschieden habe, es zu kaufen. Das Aussehen ist formidabel, ebenso die Ausstattung, und nun brause ich mit höchster Geschwindigkeit, ach, was sage ich!, mit wahnsinniger Geschwindigkeit durch die Gegend. Heute schaffte ich es in einer guten Viertelstunde nach Worblaufen, und wenn man meine Konstitution in Betracht zieht, so ist das eine Leistung, die sogar den Alex Zülle und den Oscar Camenzind vor Neid täte erblassen lassen, zumal ich Doping-frei unterwegs war (abgesehen von einem nahrhaften Schabzigerbrötli zum Zmorge. Mjam!).
Ich kann dir sogar ein Foto bieten! Leider nur eine schräge Rückansicht, aber immerhin. Siehe hier:
Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Ein Bild könne ja, so sagt, wie der gebildete Bürger eventuell weiss, der Volksmund, mehr als tausend Worte aussagen.
Zu sagen gibt’s lediglich noch dies: Ich bin froh, sehr froh, nicht mehr in der Militärmusik dienen zu müssen. Denn wie sagte der designierte neue Chef der Militärmusik, Oberst Diener, sinngemäss, als er uns besuchte? «Damit d Militärmusig erfolgriich isch, müend er eifach spile, was d Lüüt wend ghöre. Also au meh volkstümlichi Sache, settig Arrangements git’s ja au! Also, s wichtigscht isch: Eifach spile, was d Lüt wend ghöre». Prost Nägeli!