Jazz am Sunntig!

Da stehe ich heute Morgen so in der Küche und schalte den Radio ein. «Ah, Musig», denke ich mir und mahle die Kaffeebohnen.

Als ich fertig gemahlen habe (von Hand! Das dauert!), läuft immer noch Musik. Ich präpariere die Cafeteria und stelle sie auf den Herd.

Als es zu plöderlen beginnt (nur mittlere Stufe! Das dauert auch!), kommt dann die erste Moderatorenansage seit ich den Radio eingeschaltet habe: «Es isch Sunnti Morge, dir loset Radio RaBe uf 95.6″, und gleich geht die Musik weiter. Da fällt es mir wie Schuppen aus den schlaftrunken wirr abstehenden Haaren: Etwa eine Viertelstunde lang kam da Musik und nichts als Musik aus dem Lautsprecher, ohne dass ein übermotivierter Moderator ein Lied mit überflüssigem Gequatsche abgeklemmt oder ein nervtötender Jingle die ganze Stimmung ruiniert hätte! Fantastisch! Wo gibt’s denn heutzutage noch so etwas?! Genau – einzig und alleine auf Radio RaBe, 95.6.

Aber es geht ja noch weiter: Kurz danach schaltet sich wieder der Moderator ein, und weil ich zwischenzeitlich ausser Küche bin, schnappe ich nur von Ferne den Namen Cannonball Adderley auf. Wie ich dann zurückkomme, spielt da ein Jazz, der sich gewaschen hat. Jubilation von Cannonball Adderley, um genau zu sein. Am Sonntag Morgen! Ich meine, von Radio Swiss Jazz bin ich es mir ja gewohnt, dass Jazz läuft. Aber dass ein nicht prinzipiell Jazz-affiner Sender am Sonntag Morgen die Grösse besitzt, Jazz zu spielen, ist doch mehr als erwähnenswert.

Wie ich dann nach kurzer Zeit erfahre, scheint das tatsächlich eine regelmässige Sendung zu sein, «Jazz am Sunntig» – einleuchtend! -, und um viertel vor elf gibt’s sogar eine Konzertvorschau (wo ich mein nächstes Jazz-Konzert hören werde, weiss ich allerdings auch ohne die Ankündigung: Montag Abend, 20 Uhr, Monday Big Band Jazz Night mit dem Swiss Jazz Orchestra im Bierhübeli. Notabene die letzte Groove Night der Saison 2013/2014!). Einfach prächtig, und damit ein weiterer Grund, etwas häufiger den Radio auf 95.6 einzustellen.

Und wusstest Du, dass es sogar eine App fürs Teleföndli gibt, mit der Du diesen Sender rund um die Uhr übers Internet streamen kannst? Ich auch nicht – bis heute morgen!

So, und jetzt swinge ich noch ein wenig durch die Wohnung. Ba-Doobn-Daabn-Deeei!

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Weiswein

Glühwein kennt man ja, insbesondere zu dieser Jahreszeit, die von den kalten eine ist; der Glühwein bringt kalte Glieder auf Touren und Zungen zum Glühen, wenn er unmittelbar genossen.

Ebenso ein Begriff dürfte der Rotwein sein; gerne zu Mahlzeiten genossen, bisweilen aber auch ohne zusätzliche Mahlzeit ein Genuss, gehört er zu unserem Kulturgut wie der Rütlischwur und die Bettflasche.

Der Kenner weiss: Zum Apéro gönnt man sich ein Gläselein Weisswein; Yvorne, Epesses, Fendant, Johannisberg und Heida, wie sie alle heissen. Wer’s mag, dem ist’s Genuss.

Selbst den rosenroten Wein gibt es, beispielsweise den Rosé Gamay. Auch ihn trinkt mancher Zeitgenosse gerne, auch er hat somit seine Daseinsberechtigung.

Eines aber ist allen Weinen gemein, wenngleich in unterschiedlichem Ausmasse: der Alkohol. Und der gebildete Mitmensch weiss: Aukohou macht d Bire hou, zu Deutsch: «Übermässiger Alkoholkonsum kann ihr Denkvermögen beeinträchtigen». Jedoch! Fürchte dich nicht, denn die Rettung ist nah! Mit jenem Getränk, das vorzustellen ich Dir, Leser, Leserin, nun gedenke: Dem Weiswein:

Er macht dich weise, je mehr du dir von ihm einverleibst, zumindest macht das der Name glauben. Mit einem gehörigen Schluck Weiswein intus stellst du wohl sogar Gandalf, den Weisen in den Schatten. Drum trinke ihn nur recht oft, den Weiswein, auf dass du weise werdest!

Was lernen wir daraus? Folgendes:

Es kommt einer Sünde gleich, montagabends den Besuch der Monday Big Band Jazz Night im Huerebibeli zu verpassen, denn ohne sie erlebt man nichts und hat entsprechend wenig zu schreiben.

Gute Nacht!

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Groove: Die beste Medizin

Kränkelig fühlte ich mich allenthalben, am Montagabend, und wusste nicht so recht, wie es mit mir weitergehen sollte. Ich werweisste: Bleibe ich zu Hause, kuriere mich mit Wadenwickeln und bitterer Medizin, damit ich mich morgen wieder ins Büro schleppen mag und nach einem verpatzten Wochenstart halbherzig in die Tasten greife? Oder fasse ich mir ein Herz, nehme den weiten weg ins Hübeli auf mich, gönne mir heisse Rhythmen, die mir sicherlich mehr einheizen als der heisseste Kamillentee, damit ich morgen voller Elan programmiere, was das Zeug hält, den besten Code meines Lebens® schreibe und also nicht nur glücklich bin, sondern damit auch unsere Kunden glücklich mache?

Zugegeben: Eine rhetorische Frage. Mein Herz fasste ich mir allerdings erst, als das Swiss Jazz Orchestra mutmasslich bereits zu spielen begonnen hatte, und kam darum viel zu spät. Ich sagte mir, wenn’s mich putzt, dann will ich die letzte Ölung wenigstens bei guter Musik erleben! Im ersten Set erwischte ich dann nur noch 2 ½ Stücke, merkte aber schon nach den ersten Takten, dass meine Entscheidung die goldrichtige gewesen war: Mein Herz ging auf und der Schnupfen schwand, so eine Groove Night tötet eben alle Bakterien zuverlässiger als Novartis und Ciba-Geigy zusammen! Das obligate Bärner Müntschi in der obligaten Pause – welche diesmal etwas länger dauerte, da sich der den abwesenden Till Grünewald ansagetechnisch vertretenden Adi Pflugshaupt gemäss eigener Aussage die Ansagen fürs zweite Set noch aus den Fingern zu saugen hatte – das Müntschi, sagte ich, sollte sein übriges dazu tun, was es auch tat.

Nur hatte ich die Rechnung ohne den für den Abend musikalisch verantwortlich zeichnenden Philip Henzi gemacht: Hatte der Schlingel als zweitletztes Stück des Konzerts doch tatsächlich den Oberturbinenklassiker Give It Up von Randy Brecker aus dem Fundus gekramt! Give It Up! Was kann es Besseres geben, um einen Schnupfen loszuwerden!? NICHTS! Es ist das Allheilmittel schlechthin! Ich fühle mich noch immer derart fit, ich glaube, ich geh› nachher schnell einen Baum ausreissen.

Mein innerliches Mitgetanze – äusserlich verhielt ich mich absolut unauffällig – mag wohl seinen Anteil an meinem Entschluss gehabt haben, indem es meine Hirnzellen so richtig durchschüttelte. Der Entschluss, den ich fasste, lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Für jedes mal, da das SJO Give It Up spielt (und ich am Konzert anwesend bin) unterstütze ich das Wema-Kit-Projekt, pardon: We-Make-It-Projekt mit weiteren 50 Fränkli. Einfach so, weil Give It Up MINDESTENS sövel wärt ist. Ich schlage vor, du, Leser, Leserin, tust es mir nach.

Hossa!

… und als Zugabe Vogelland

man musate hoe uawinul wqhtacheinlich ewig dankbar sein dass we eim stuxj wue burdkand jomponiert har,

So tönt’s, wenn ich nach einem bombenmässigen SJO-Konzert (Tribute-Night to Jaco Pastorius mit einem Toni Schiavano am E-Bass, der die Hütte rockt!), auf dem Apfeltelefon versuche, meine Gedanken zu ordnen. Schreiben wollte ich, glaube ich, dies:

Man müsste Joe Zawinul wahrscheinlich ewig dankbar sein, dass er ein Stück wie Birdland komponiert hat.

Schreiben wollte ich deshalb dies, weil Birdland die Zugabe war und ich deshalb noch ganz trunken davon mich zu literatischen Begeisterungsstürmen hinreissen liess. «Dsch abr gar ni vom Pastorius im Fau!» sagst du. «I weiss», antworte ich. Egal! Denn auch Wayne Shorter war mit einem Stück im Programm vertreten, und das rundet die Sache ab.

Der Beginn des Konzertes war insofern eine Überraschung, als nicht das wohlbekannte «Tscha-ka-tscha-ka-tscha– TAA-DA» den Beginn hinter geschlossenem Vorhang machte, sondern ein Pastorius-Stück, dessen Name uns soeben entfallen ist.

Auch der Erwähnung wert: Wer machte die Perkussion, wereliwer? Das war wäger der Roland Wäger! Momou, wäger!

Enttäuschendes und berauschendes SJO

Eine gewisse Traurigkeit umfängt mich, da ich in die Tasten greife um diese Worte zu schreiben. Obzwar – Traurigkeit ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck für meine momentane Gefühlsverfassung, Enttäuschung trifft es wohl eher. Ich will dir sogleich den Grund hierzu nennen.

Ich war, wie es sich für einen anständigen Montagabend gehört, wieder im Huerebibeli zu Gast, heute war Gala-Night mit Marianne Racine, die rassig gesungen und mich regelrecht in Verzückung versetzt hat. Sie kann also nicht der Grund für meine Gemütsschwere gewesen sein. Vielmehr war es die Ansage vom begnadeten Till Grünewald. Wir erinnern uns an letzte Woche: Philip Henzi solierte auf dem Piano, weil das Geld für eine Steel Drum fehlte. Ich erbarmte mich und zahlte zehn Fränkli mit dem Vermerk «Steeldrum Henzi» ein.

Nun zurück zu heute Abend: Der – wie gesagt – begnadete Till Grünewald machte sinngemäss folgende Ansage: «Am Piano dr Philip Henzi! … Es fröit is übrigens bsunders, dass letscht Wuche öpper uf üses Konto mit em Vermerk «Steeldrum Henzi» yzaut het. […]»«Öpper»! Beschämend. Da habe ich derart grossartige Werbung gemacht, es waren letzte Woche derart viele Leute anwesend, und ich soll der allereinzigste gewesen sein, der etwas eingezahlt hat? Beschämend.

Dafür aber erlebte ich eine grosse Überraschung. Und zwar spielte seit langem wieder mal eine Frau den Barifön, will sagen: Das Bariton-Saxophon. Ich hatte ja Anno XXVII einmal postuliert, Bariföne würden stets und ausnahmslos von Frauen gespielt. Zwischenzeitlich hätte ich diese Aussage revidieren müssen, kann man doch Marc Schödler beim besten Willen und allem Respekt nur mehr schlecht als recht als Frau bezeichnen. Heute aber hätte meine damalige Aussage voll ins Schwarze getroffen. Bereits im ersten Stück hatte sie ein Solo, diese Frau am Fön. Obligaterweise wurde sie danach mit Namen vorgestellt und ich staunte nicht schlecht, als ich «Corinne Windler» gehört zu haben glaubte. «Corinne Windler, dasch doch die vo X-elle schoss es mir durch den Kopf, und tatsächlich: Google bestätigt es mir. Nun werde ich also am kommenden 2. November im ONO gleich nochmal in den Genuss ihres Spiels kommen. Obschon ich mich dann eher auf Valeria zu konzentrieren gedenke.