Wir alle kennen den Föhn. Diesen warmen, trockenen Südwind, der zum Beispiel im Haslital schon mal in einen Sturm ausarten kann und dann alles zhudlenuzfätze macht, was sich ihm in den Weg stellt.
So. Und nun hatte ich heute eine Begegnung, aufgrund welcher ich mir einen Beitrag von sprachwissenschaftlicher Relevanz versprach. Im Schaufenster des Coiffeursalons am Eigerplatz, dessen Name mir soeben entfallen ist, gewahrte ich eine Tafel mit der Aufschrift:
Ausschnitt aus dem Angebot
Oder so ähnlich. Weiter stand da:
Damen: Shampoonieren, schneiden, föhnen
Und schon zuckte ich das erste Mal zusammen. Weiter:
Shampoonieren, schneiden. Selber föhnen
Ich zuckte erneut. Desweiteren:
Männer: Shampoonieren, schneiden
Hier musste ich nicht zucken. Und auch hier nicht:
Trocken schneiden
Weshalb nun meine Zuckungen bei den Damen? Eeh, klar, wegen des föhnens, dänk! Wo ich doch felsenfest überzeugt war, dass der Föhn durch die Täler braust, die Haare aber der Fön trocknet, man sich die Haare also fönt und nicht föhnt! (Es sei denn, man verlasse während eines Föhnsturms im Hasli sein Haus mit nassen Haaren, aber das ist ein Detail.)
Ich war also gesinnt, gegen den um sich greifenden Verfall der Sprache zu wettern, wie ich dies schon der Öfteren getan habe, sämtliche Orthographiefehler zu verdammen und mich über all jene zu echauffieren, die eine falsch beschriftete Tafel in ihrem Schaufenster platzieren.
Ich kann von Glück sagen, dass ich mich zuerst noch schlau gemacht habe mittels umfassender Recherche. Siehe: Wikipedia weiss Bescheid.
Ich habe also die armen Coiffeurmeisterinnen vom Eigerplatz völlig zu Unrecht im Geiste als rechtschreibeminderbemittelt abgestempelt! Und noch schlimmer: Ich bin seit 1996, seit nunmehr also 17 Jahren, einem Irrglauben aufgesessen! Schande und Schmach gebührt mir. Ich werde mich also in eine einsame Höhle zurückziehen und über Recht und Unrecht der deutschen Sprache sinnieren. Ich habe es nicht anders verdient.