Noch 2 Stunden. Der Countdown läuft.

Mir verbleiben noch 21 Minuten. Dann gibt’s Mittagessen. Es wird die letzte Mahlzeit, die ich auf Kosten von Väterchen Staat mir einverleiben darf. Ich hoffe auf eine Extra-Portion braune Sosse. Danach bestürme ich den Fourier, kralle mir meinen Sold, mein Sack und Pack und mache mich vom Acker. Für immer. Hihi!

Wer hätte gedacht, dass Abtreten so unspektakulär sein kann: Einen ganzen Morgen lang Nichtstun («Jetz ischt dr ganz Morgu lang IT, denne cheiwer am Viärtelvorelfu Zmittag ässun, u de am Nachmittag heiwer där Iisatz für där Chef der Armee»), und weil ich mich für den Chefderarmee nicht einsetzen mag, trete ich nach dem Mittagessen, welches heute schon um Viertelvorelf stattfindet, ab. Ich freue mich.

Auf bald, in Zivil!

Jesus spielt Bass

Du kennst sie, diese Plakate, welche allenthalben an Plakatwänden kleben und Reklame für ein berühmtes Musikal von Herrn Webber machen. Zu sehen ist von hinten ein Herr in weitem Gewand mit langem Haar, der, übers Wasser wandelnd, eine Gitarre geschultert hat.

Oder …?

NEIN! Nicht eine Gitarre ist es, sondern ein elektrischer Bass, unschwer erkennbar an den 4 Saiten und, wie mich mein wackerer Mitstreiter im Dienste des Vaterlandes Rafael aufklärte, an den Tonabnehmern. «Mitstreiter im Dienste des Vaterlandes» deshalb, weil ich zur Zeit meine Tage mit Rumsitzen, Nichtstun und Däumchendrehen verbringe, sprich: Im grünen Gewand, in hirnlosem Zustand, im WK.

Untergebracht bin ich unter der Adresse

Schlz Manuel Friedli
Mil Spiel Log Br 1
Militär 95537

wo ich mch über jegliche Fanpost freue, welche ich persönlich und zeitnah zu beantworten gedenke, und dies noch bis zum 12. Juni dieses Jahres. Am Mittag jenes Freitages werde ich mich verabschieden, meinen Plunder irgendwo im Estrich verstauen und ihn erst wieder hervorkramen, wenn ich zum Abgeben aufgeboten werde. Dir verbleibt also nur noch eine gute Woche, um mir jemals wieder ein Fresspaket oder einen faulenden Fisch zu schicken (gratis und Franko bis 5 Kilo mit dem Vermerk «Feldpost»). Ein faulender Fisch bietet sich besonders an, wohnen wir doch tief unter der Erde Berns im betonverpackten Bunker, worin sich faulender Fischgeruch besonders appetitlich zu verbreiten vermag.

So. Man liest sich!

KarFREItag

Wer sich in Sachen Feiertagen nicht auskennt, hat’s schwer im Leben, kann er doch durch sein fehlendes Wissen Ziel von Hohn und Spott seiner Mitmenschen werden. Ich musste diese bittere Erfahrung vor wenigen Tagen selber machen und habe mir deswegen vorgenommen, in Zukunft jeden Feiertag auswändig zu lernen. An dieser Stelle möchte ich den Leser darauf aufmerksam machen, dass der vorangehende Satz ein Wort in neuer deutscher Rechtschreibung enthält, und finde dank dieser Bemerkung die erste Gelegenheit für einen Exkurs.

Neue Deutsche Rechtschreibung. Bei uns im Flur steht ein Bücherregal, welches unter anderem den Duden beherbergt, den ich zu meiner Gymnasialschulzeit gekauft habe, genauer: in der Prima; ersichtlich daran, dass auf der ersten Seite mit Tinte ein M. Friedli, M1c, 4078 prangt. 4078 war die Nummer meines Schulschränkchens, dies aber bloss so nebenbei, in Form eines Mikro-Exkurses, so zu sagen. Dieser Duden jedenfalls, so entnehme ich dem Impressum, entstammt der «21., völlig neu bearbeitete[n] und erweiterte[n] Auflage», herausgegeben A.D. MCMXCVI, also tausendneunhundertsechsundneunzig Jahre nach Beginn unserer Zeitrechnung, mit anderen Worten: vor 13 Jahren. So lange ist es also her, dass eine neue Rechtschreibung ersonnen ward.

An dieser Stelle ist es Zeit für eine kleine Überlegung: Kaufe ich mir ein Auto, so ist es nach spätestens zehn Jahren alt. Ein Fernseher dürfte sich meiner Meinung nach bereits nach fünf Jahren zu den älteren Modellen zählen, bei einer Tageszeitung ist das Verfalldatum bereits nach einem Tag erreicht, und ein Brötchen macht schon nach 3 Stunden nicht mehr halb so viel Spass wie noch während der ersten fünf Minuten, wenn’s noch warm ist. Und eine Rechtschreibung soll also nach sage und schreibe 13 Jahren immer noch neu sein? Mein lieber Herr Gesangsverein, das wage ich zu bezweifeln.

Es ist aber auch nicht so wichtig, ich wollte es bloss einmal erwähnt haben. Verlassen wir also den Exkurs und kehren wir zurück zu meinem fehlenden Wissen, was Feiertage betrifft.

Letztes Wochenende reiste ich ja mit der Knabenmusik an die Lenk, möglicherweise habe ich das schon einmal erwähnt in letzter Zeit, kann es hier aber durchaus mit ruhigem Gewissen noch einmal sagen. Wie dem auch sei, ich kehrte erst im Verlaufe des Montags zurück und verpasste folglich einen ganzen Arbeitstag. Ich trug mich mit dem Gedanken, die versäumte Zeit diesen Freitag nachzuholen, und war töricht genug, diesen Gedanken in Gegenwart unseres Hauspfarrers in spe laut vor mich hin zu denken. Er reagierte umgehend: «Friedli, geit’s no? Am Karfritig wotsch du go schaffe?» Ich verstand nicht. «Ja, werum de o nid?» erdreistete ich mich zu fragen. Hierauf wurde ich aufgeklärt. Der Karfreitag sei einer der höchsten Feiertage der christlichen Welt, denn da sei er aufgenagelt worden, und schliesslich sei Ostern und ein ganzer Schwall von theologischem Fachwissen kam wie ein Wasserfall auf mich herniedergestürzt, so dass ich am Ende bloss noch mit matter Handbewegung abwehren konnte und mich geschlagen gab. An dieser Stelle möchte ich den Leser darauf aufmerksam machen, dass der vorangehende Satz den Nachnamen vom Matter enthält, allerdings geschickt getarnt als Adjektiv. Dies böte mir die zweite Gelegenheit für einen ausschweifenden Exkurs, aber ich will mich kurz fassen und nur schnell sagen, dass das Konzert des Bläser5tetts, wo der erwähnte Matter geklaridudelt hat, eine gefreute Sache war, und dass die hoffentlich wieder einmal irgendwo in meiner Nähe aufspielen, sei’s zum Tanze oder auch nicht.

Ich bin nun also vollends über die Feiertagsgepflogenheiten rund um Ostern aufgeklärt und sehe mich unverhofft mit einem viertägigen Wochenende konfrontiert. Langweilig wird es mir nicht werden. Gute Nacht!

Keine Reaktion? Kein Problem.

Seltsam. Ein grosses Geschrei erhebt sich in den Rängen eines Teils meiner hochwohlgelöblichen Leserschaft, bloss weil ich mir zwischen zwei Beiträgen einige Wöchelchen Pause gönne. So ich dann aber erneut ein Erzeugnis schöpferischer Schaffenskraft veröffentliche, besteht die Reaktion lediglich aus zwei – gelinde gesagt – niveaulosen Kommentaren, die allesamt weit unter die Gürtellinie zielen und keinerlei Reaktion auf die Wiederaufnahme meiner schreiberischen Tätigkeit sind, sondern lediglich mit billigen Obszönitäten Aufmerksamkeit zu erheischen hoffen. Insbesondere von den Vertretern des «Ich-finde-Mänus-Monatsbuch-würde-viel-besser-passen»-Lagers hätte ich mehr Reaktionen erwartet. Ich will ja nicht teupeln (töipeln? täupelen?), stelle aber soeben fest, dass meine Worte genau wie ein Getäupel klingen.

Wechseln wir also das Thema.

«Im April, im April, macht das Wetter, was es will», besagt eine vom Volksmund gerne zitierte Bauernregel, und seit letztem Wochenende kann ich das nur bestätigen. Traditionellerweise weilte ich mit der Knabenmusik Bern an der Lenk, und nicht etwa in oder gar auf der Lenk, um ein wenig zu musizieren und auch ein wenig gesellschaftlichen Gepflogenheiten nachzugehen, wie man das in Musiklagern gemeinhin zu tun pflegt. Ich weilte also, sagte ich, und insbesondere weilte ich am Sonntagnachmittag, weil ich da gerade nichts zu tun hatte. Also flog ich ins Dorf aus, um den mir aufgetragenen Einkaufsauftrag betreffend einen Sonntagsblick auszuführen. Wie heiss es war! Wie die Sonne schien! Ich sah mich gezwungen, mich meines Pullovers zu entledigen, andernfalls ich einem Kreislaufkollaps anheimgefallen wäre.

Des Abends dann ein ganz anderes Bild: Gerade wollte ich mich vom Zimmer auf den Weg ins Probelokal machen, als ich Regentropfen gewahrte, und zwar nicht bloss einige, sondern derer viele! Innert kürzester Zeit hatte sich das Wetter also daran erinnert, dass der Volksmund gerne Bauernregeln zitiert und entsprechend die Konsequenzen gezogen.

Ich ziehe jetzt auch, aber nicht die Konsequenzen, sondern los. Gute Nacht!

Kalte Hände erfordern drastische Massnahmen

Die rechte Hand fühlt sich so kalt an, als wäre sie die Quelle der nächsten Eiszeit. Ich muss sie daher irgendwie mit Wärme füllen. Das ist gar nicht mal so einfach: Draufsitzen bringt zwar zwischenzeitliche Linderung, muss aber wohl eher als Symptombekämpfung denn als Ursachenvertilgung bezeichnet werden. Zudem arbeitet es sich nur halb so schnell, im wahrsten Sinne des Wortes, wenn eine Hand ständig besitzt wird.

Ich muss mir also etwas anderes einfallen lassen, «anderes» in diesem Falle klein, weil ich mir diesbezüglich nie sicher bin und deswegen nun endlich den Duden zu Rate gezogen habe, um die Gross-Kleinschreibe-Frage in diesem konkreten Fall ein für alle Mal zu klären und für einen späteren Bedarf hier die schriftliche Dokumentation bereit zu halten.

Als etwas anderes bietet sich hervorragenderweise das Teigkneten an. Kneten benötigt eine unbändige Kraft und ungeheure Ausdauer, und alle beide werden von literweise Blut in die Muskeln gepumpt, Blut, das noch ganz warm aus dem Körperinneren in die Extremitäten strömt und sich daher hervorragend zum Heizen von kalten Körperteilen eignet. Ich knete also in Bälde ein Kilo Züpfenteig, denn: Wohl hatte ich vor über einer Woche Geburtstag, aber seither war ich mit Ferien gesegnet und daher nicht im Büro anzutreffen, sondern, so steht’s im Kalender, auf Balkonien. Morgen bin ich dies, also im Büro, aber wieder, und da bietet es sich doch an, etwas kleines (klein. Wie «anderes».) mitzubringen. Schliesslich hatte ich heute nichts dabei, als ich auch schon wieder im Büro war.

Wie, du hast einen fulminanten, witzigen, tiefgründigen und trotzdem unterhaltsamen Beitrag erwartet? Ich bitte dich! Dazu bin ich doch nach sechs Wochen Schreibabstinenz – und sechs Wochen waren es, der Matter hat nachgezählt, und ich bin geneigt, ihm ohne Kontrolle Glauben zu schenken – nicht mehr fähig! Wie ein Spitzensportler nach einem Bänderriss, einer Muskelfaserquetschung oder einer Meniskusüberhitzung muss auch ich mein Pensum erst langsam wieder aufbauen. Langsam! Nume nid dry schiesse!