Ich hatte für meinen geschätzten und zur Zeit weitweggereisten Mitbewohner, der mittlerweile, wie ich hoffe, wohlbehalten im Neuen Seeland gelandet sein sollte, einige eminent wichtige Briefe der Post zu überantworten, und weil ich die Eigerplatzpost irgendwie unattraktiv, die Schanzenpost aber gar zu gewöhnlich finde, dachte ich mir, ich könnte den Akt des Briefeaufgebens, denn der sollte unbedingt beim Postschalter vonstatten gehen, mit einem kleinen Reisli verbinden. Es trifft sich, dass zufälligerweise in Meiringen die Post sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes befindet, und so war die Reisedestination im Nu gefunden, zumal mir eine Reise ins Berner Oberland nicht bloss eine schöne Aussicht in Aussicht stellte, sondern mich Meiringen auch mit einem schmackhaften Dessert in Form eines Tatzelwurmes zu locken wusste, die Freude dessen Genusses mir vor etlichen Jahren zum letzen Mal zuteil wurde. Ich bestieg also um 15:04, denn erst kurz vorher hatte ich diesen geistesblitzartigen Einfall, den ICE in Bern und liess mich chauffieren.
Wahrscheinlich habe ich mich verhört, als ich dachte, der Wägelimann, welcher den Zugreisenden üblicherweise mit «Sandwich-Kaffee-Mineral-Cocacola» zu erfrischen weiss, habe den Gästen «Sandwich-Cola-Bier-Schwips-Bibeli» angeboten, aber vielleicht sind ein Schwips und Bibeli im Zug halt den Passagieren erster Klasse vorbehalten, und so kam ich bislang einfach nie in den Genuss ebensolcher. Als stolzer Besitzer einiger wunderschöner Bibeli, und Nachmittags um halb Vier normalerweise nicht in der Laune für einen Schwips, habe ich heute einmal auf das Angebot verzichtet.
Der Aufenthalt in Meiringen war kurz und geprägt von Briefaufgabe, Tatzelwurmkauf und beissender Kälte am Bahnhof. Immerhin konnte ich auf dem Weg in Brienz einen schönen Schnappschuss quer über den See landen, den ich dir, Leser, Leserin, in gewohnt schlechter Paparazzoqualität zugänglich machen möchte:
Und um den Beitrag noch vollends abzurunden, sei die hier noch ein Bild von Tatzi gezeigt, unserem Tatzelwurm, von welchen mittlerweile bloss noch der Kopf existiert, wenngleich nicht mehr mit all seinen Zähnen:
Ich glaube, somit darf ich mich getrost zur Ruhe legen, schliesslich hat mir dieser Tag nichts mehr zu bieten, habe ich doch schon eine halbe Weltreise unternommen und im Carcassonne so etwas von auf den Sack bekommen, dass mir einige Stunden Bettruhe nur noch gut tun können.
Gute Nacht!