Guten Flug? Schön wär’s!

Baaaaaah, ich sage euch! Fliegen ist ja vielleicht ein Kack, da reichen die Wörter «Mist», «Mumpiz» oder «Mastdarmsekret» bei Weitem nicht mehr aus!

Beginnen tat es im Flughafen zu Hamburg. Damit wir nicht zu stressen hätten, um den 20-Uhr-Flug zu erreichen, fanden wir uns bereits um 15:30 statt um 18 Uhr an Ort und Stelle ein. Da erfuhren wir, dass mit 60 bis 90 Minuten Verspätung gerechnet werde. E sehr guete Momänt, waren wir also circa 6 Stunden zu früh. Henu, sagten wir uns, und wollten schon mal einchecken und das Gepäck aufgeben, damit wir uns unbeschwerter bewegen könnten; um 16:00 öffne unser Check-In-Schalter, die Nummer 8, hiess es. Also standen wir um fünfvorvier schon mal an und freuten uns darüber, den Schlangenkopf bilden zu dürfen.

Nach einer Viertelstunde wurde das aber öde, und als dann um fünfvorhalbfünf endlich ein Check-In-Beamter sich bequemte, sein Amt auszuüben, war ich schon ein wenig angemufft. Aber der Herr war sehr freundlich und damit in der Lage, meinen Groll zu zerstreuen.

Gar nicht freundlich aber war der mürrische Mann am Sperrgutschalter. Wortkarg, um nicht zu sagen: einsilbig, deutete er mit suurnibligem Kopfrucken an, wir sollten den Kinderwagen aufs Förderband hieven. Wir taten, wie geheissen, und nachdem jedwede weitere Regung seitens des Griesgrams ausblieb, betrachtete ich unser Werk als getan und überliess alles Weitere getrost den emsigen Gepäckheinzelmännchen im Untergrund. Wahrscheinlich war dies ein Fehler, aber dazu kommen wir gleich.

Die verbleibenden langen Stunden schlugen wir uns irgendwie um die Ohren und konnten tatsächlich um 21 Uhr boarden.

Gelandet wurde in Zürich um ca 22:30, und wir begaben uns sogleich zum Gepäckband Nummer 15. Ich jedoch hielt Wache bei Nummer 16, wo das Sperrgut angekündigt war. Wie ein Habicht wachte ich und registrierte allerhand Gepäckstücke: vom Golfsack über ein Surfbrett bis zum riesengrossen Rucksack war alles dabei, bloss des ersehnten Kinderwagens wurde ich aller Scharfäugigkeit zum Trotz nicht ansichtig.

Bis mir schliesslich um viertelnachelf mal mein Kragen mit lautem Getöse platzte und ich mir so einen Gepäckheini krallte: Wann dann wohl endlich noch der Rest des Sperrguts komme?! wollte ich wissen. Woher wir denn gekommen seien? wollte er wissen. Aus Hamburg, sagte ich. Hamburg ist schon lange fertig, da kommt nichts mehr, sagte er.

Jetzt war ich aber echt sauer und gab ihm das ein wenig zu spüren, worauf er gleich sein Telefon zückte und ein leider ergebnisloses Telefonat führte. Er hiess uns, schon mal beim Fundbüro eine Verlustmeldung erfassen zu gehen, er würde sich dann so umgehend wie geschwind bei uns melden, sollte der Kinderwagen trotzdem noch auftauchen. Also taten wir, wie geheissen, und machten den Fundbüroschalter unsicher. Spürbar aufgebracht schilderte ich der Dame hinter dem Tresen unser Anliegen. Ihre beschwichtigende Art und sichtliche Anteilnahme an unserem Schicksal vermochten mich aber zu besänftigen. Zwei Mal an diesem Tag also war es jemandem gelungen, meinen Zorn zu vertreiben, und das will was heissen! Wenngleich es beim zweiten Mal streng genommen bereits der nächste Tag – da nach Mitternacht – war …

Ihrem Computersystem entnahm die charmante Dame, dass unser Kinderwagen seinen Aufenthalt in Hamburg offenbar um einen Tag verlängert hatte. Im Geiste verfluchte ich den apathischen Sperrgepäckheini am dortigen Flughafen, wünschte ihm Pest, Krätze und einen lebenslangen Schluckauf an den Hals, und erkundigte mich gleichzeitig, ob denn wenigstens ein Ersatzwagen zur Verfügung stünde. Die Dame wurde etwas verlegen und konnte uns lediglich einen Buggy für mindestens 15-jährige Kinder anbieten. Besser aus nüt, i wott eifach hei, sagten wir uns, und machten das Beste daraus. Ziemlich auf den Felgen erreichten wir dann den 00:41-Zug und waren tatsächlich bereits um zwei Uhr des Nachts in Bern, nach einer totalen Reisezeit von circa 17 Stunden.

Da soll mir noch einer sagen, fliegen sei besser als Zugfahren! Ich werde persönlich einen lauthalsen Tobsuchtsanfall vollführen und ihm die Kutteln putzen, dass er die Osterpföteler zawangglen hört! Nein, ehrlich, fliegen ist so ein Kack. Ich habe die Schnauze gestrichen voll davon.

Immerhin wurde der Kinderwagen dann am nächsten Abend frei Haus geliefert. Das ist aber auch das Mindeste.

Abflug!

Viel habe ich nicht zu sagen. Am 17.12. um 6:50 Uhr (am Morgen!) fliegt der Flieger in Kloten los und bringt uns auf Umwegen nach Buenos Aires, und am 8.1. um 14:35 Uhr landet ein anderer Flieger in Kloten, der uns zurückbringt. Dazwischen spreche ich ausschliesslich spanisch und esse nichts anderes als das zarteste Rindfleisch der Welt. ¡Buen provecho! Ich meine: Aufwiederlesen im nächsten Jahr! Guten Rutsch und schöne Festtage!