Eine regenbedingte Zwangspause

Da habe ich mich mit Ach und Krach vor dem ersten zümpftigen Sommergewitter dieser Saison ins Fähribeizli an den Schärmen retten können, und schon werde ich allenthalben gesiezt: Der Kellner, der mir das nunmehr dritte Müntschi darreicht siezt mich, ein anderer Hündeler siezt mich, und wohl würde mich sicher auch die Situation als solche siezen, könnte sie denn sprechen.

Woran mag das wohl liegen? Wohl sicher nicht an meinem Äussern, habe ich mir doch heute vom Frisör extra noch einen schnittigen Schnitt verpassen lassen. Jedoch … präzis mit meinem Haupthaar mag es in Zusammenhang liegen: noch nie gewahrte ich derart viel weisses Haar auf der Barbierenrobe wie heute! Ich ergraue! Sogar die Frisörin hat es  bemerkt. Und die ist ja schliesslich eine Fachperson auf dem Gebiet hauptenen Haares. Obzwar ich mich noch zu jung fühle, um bereits Clooney’schen Grauhaarcharme in Anspruch nehmen zu können, wehre ich mich natürlich nicht dagegen. Graue Haare machen Männer schliesslich sexy, wogegen sie bei Frauen einfach alt machen. Ein Hoch aufs Mannentum!

Einzig die Sache mit dem siezen stört mich. Ich muss mir wohl mit einem vierten Müntschi meine Jugend wiederantrinken. Eeh – was soll ich auch sonst tun, wenn’s aus Kübeln schüttet? Eben: mitschütten.

Prost und gute Nacht!

Groove: Die beste Medizin

Kränkelig fühlte ich mich allenthalben, am Montagabend, und wusste nicht so recht, wie es mit mir weitergehen sollte. Ich werweisste: Bleibe ich zu Hause, kuriere mich mit Wadenwickeln und bitterer Medizin, damit ich mich morgen wieder ins Büro schleppen mag und nach einem verpatzten Wochenstart halbherzig in die Tasten greife? Oder fasse ich mir ein Herz, nehme den weiten weg ins Hübeli auf mich, gönne mir heisse Rhythmen, die mir sicherlich mehr einheizen als der heisseste Kamillentee, damit ich morgen voller Elan programmiere, was das Zeug hält, den besten Code meines Lebens® schreibe und also nicht nur glücklich bin, sondern damit auch unsere Kunden glücklich mache?

Zugegeben: Eine rhetorische Frage. Mein Herz fasste ich mir allerdings erst, als das Swiss Jazz Orchestra mutmasslich bereits zu spielen begonnen hatte, und kam darum viel zu spät. Ich sagte mir, wenn’s mich putzt, dann will ich die letzte Ölung wenigstens bei guter Musik erleben! Im ersten Set erwischte ich dann nur noch 2 ½ Stücke, merkte aber schon nach den ersten Takten, dass meine Entscheidung die goldrichtige gewesen war: Mein Herz ging auf und der Schnupfen schwand, so eine Groove Night tötet eben alle Bakterien zuverlässiger als Novartis und Ciba-Geigy zusammen! Das obligate Bärner Müntschi in der obligaten Pause – welche diesmal etwas länger dauerte, da sich der den abwesenden Till Grünewald ansagetechnisch vertretenden Adi Pflugshaupt gemäss eigener Aussage die Ansagen fürs zweite Set noch aus den Fingern zu saugen hatte – das Müntschi, sagte ich, sollte sein übriges dazu tun, was es auch tat.

Nur hatte ich die Rechnung ohne den für den Abend musikalisch verantwortlich zeichnenden Philip Henzi gemacht: Hatte der Schlingel als zweitletztes Stück des Konzerts doch tatsächlich den Oberturbinenklassiker Give It Up von Randy Brecker aus dem Fundus gekramt! Give It Up! Was kann es Besseres geben, um einen Schnupfen loszuwerden!? NICHTS! Es ist das Allheilmittel schlechthin! Ich fühle mich noch immer derart fit, ich glaube, ich geh› nachher schnell einen Baum ausreissen.

Mein innerliches Mitgetanze – äusserlich verhielt ich mich absolut unauffällig – mag wohl seinen Anteil an meinem Entschluss gehabt haben, indem es meine Hirnzellen so richtig durchschüttelte. Der Entschluss, den ich fasste, lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Für jedes mal, da das SJO Give It Up spielt (und ich am Konzert anwesend bin) unterstütze ich das Wema-Kit-Projekt, pardon: We-Make-It-Projekt mit weiteren 50 Fränkli. Einfach so, weil Give It Up MINDESTENS sövel wärt ist. Ich schlage vor, du, Leser, Leserin, tust es mir nach.

Hossa!

SJO zum Elften!

Die Saison ist eröffnet! Die sage und schreibe Elfte (für mich leider erst die siebente, wie ich meinem ersten Beitrag zum Thema entnehme)! Das Swiss Jazz Orchestra rettet uns wieder durch die dunkle Jahreszeit und konzertiert fortan bis im Mai jeden Montagabend im Huerebibeli, um allen Jazzliebhabern den Start in die Woche zu erleichtern!

Zu recht. Es sollte das ganze Jahr über Saison sein, denn es erleichtert den Wochenstart ungemein, und nicht nur das: Ein Montagabend im Hübeli darf durchaus als lehrreiche Veranstaltung bezeichnet werden. Ich zum Beispiel habe gestern folgendes gelernt:

  • Tobias Friedli macht an seinen Trommeln und Becken wirklich Musik, das ist kein sinnloses Draufgehaue! Ganz grosses Kino!
  • Der Bruder von Thad Jones hiess Elvis Jones. Meine Schlagzeugunterrichtshefte enthalten also allesamt Druckfehler.
  • Tobias Friedli ist fantastisch!
  • Sopransax ist wunderschön, und immer melancholisch. Ganz der Ludmilla entsprechend.
  • Hab ich schon erwähnt, dass ich ein grosser Fan von Tobias Friedli bin?
  • Ein Bärner Müntschi kostet im Bierhübeli nach wie vor CHF 6.50, was angesichts der Flaschengrösse von 33 cl als viel erscheinen mag (und gerne erinnern wir uns an einen Beitrag auf diesem Blog vom 17. Dezember 2007), sich vor dem Hintergrund der exzellenten Bierqualität jedoch relativiert, wobei hier nicht weiter vertieft werden soll, ob es korrekt ist, eine Volumenangabe als «Grösse» zu bezeichnen.
  • Ach ja: Tobias Friedli ist echt einfach eine Kanone am Schlagzeug!

Und zum Schluss noch dies: Wer das SJO, diese sensationelle Big Band, unterstützen will, der und/oder die geht erstens jeden Montag Abend brav ins Bierhübeli und Applaudiert artig, und zweitens hilft er und/oder sie mit, den zehnten Geburtstag zu sponsorn! «Crowdfunding» (in etwa: HaufenFundierung) nennt sich dieses neudeutsche Zeug, bei dem idealistische Spender ihr sauer verdientes Geld einem Projekt spenden, das sie für würdig erachten, ihr sauer verdientes Geld gespendet zu bekommen. Ich bin so ein Idealist, habe mein bescheidenes Scherflein bereits beigetragen und hoffe nun, eine signierte Geburtstags-Doppel-CD dafür zu erhalten. Die erhalte ich aber nur, wenn auch die restlichen CHF 4’725.- noch zusammenkommen, also los, hopp! Spenden! Unter https://wemakeit.ch/projects/10-jahre-swiss-jazz-orchestra geht’s los!

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