Die MP kommt. Huii!

MP – ein Reizwort. Nicht etwa eine Maschinenpistole ist gemeint, auch nicht Maispolenta oder ein MutterkomPlex. Nein, es handelt sich bei dieser ominösen Abkürzung um die Militärpolizei. Sie stattete uns einen Besuch ab.

Montag Abend, nach dem Konzert in Spiez: Nach dem Beizenbesuch fuhren wir, das Bühnendetachement, nichtsahnend und in wohliger Müdigkeit nach Suhr zurück, und trafen spätnachts ein. Ganz entgegen unseren Erwartungen trafen wir aber nicht auf eine friedlich schlummernde ZSA, sondern auf ein regelrecht summendes Bienennest. In Empfang nahm uns ein einigermassen agitierter Maj Monnerat («Han ich mit Ihne wäge de Fäll gredet? Oder sin das sii gsi?» Wie bitte, was für Felle, und was spielt das Nachts um halb Ein Uhr für eine Rolle?), und im KP standen die von der MP. Allem Anschein nach waren sie gekommen, unsere Gefechtsjournale von der Wache zu kontrollieren. Guet Nacht am Sächsi. Wir Spielsoldaten, die auf der Wache nichts besseres zu tun hatten, als Piero Esteriore ins Heft zu kleben, «Soldat Häberlein geht scheissen» zu protokollieren und die Wetterlage festzuhalten («Dicker Nebel. Kommentar Tromp Wiederkehr: «Potz, isch das e geili Suppe.»») sollten nun unser Wachtjournal kontrolliert bekommen!

Passiert ist im Endeffekt nichts. Nicht einmal eine Nachkontrolle hat die MP gemacht – dabei hatten wir uns seither so zusammengenommen, und nur noch Relevantes protokolliert, so dass wir in der ganzen letzten Woche kaum ein halbes Büchlein füllten. Im Gegensatz zu den vorangegangenen beiden Wochen, wo beinahe alle zwei Tage ein neues her musste.

Das war’s auch schon. Sollte mir noch etwas einfallen, werde ich davon berichten. Und nun:

Tschau zämme!

Woche Zwei

Nun ist bereits die zweite Woche vorbei, und eigentlich vergeht die Zeit wie im Fluge. Trotzdem bin ich froh, übers Wochenende der bierfurzvergasten ZSA-Luft den Rücken kehren zu können, die Atmosphäre schwelender Homoerotik hinter mir zu lassen und die allgegenwärtige Warterei vergessen zu können. Und auf eine Mahlzeit ohne Braune Sosse™ freue ich mich auch schon. Obzwar ich mich nicht beklagen sollte, denn in der letzten Wochen assen wir zwei mal in einer anderen Kaserne und wurden entsprechend nicht von der Küche Aarau verpflegt. Und siehe da, es gibt sie, die Menus ohne Fleisch, die Braune-Sosse™-losen Mahlzeiten! Anscheinend kocht man bloss in Aarau noch nach Ordonnanzkochbuch 41.

Ansonsten gibt es von der letzten Woche kaum etwas zu berichten, Besuch von höheren Offizieren hatten wir keinen – ich warte nach wie vor auf eine motivierende Ansprache von Oberst-«Ihr möchid das guet, ihr möchid en suubere Job, d Militärmuusig isch wichtig»-Grob. Und so geniesse ich nun erst mal das Wochenende. Vielleicht passiert da ja was.

Es goht um dr Khlang!

So ein WK birgt immer wieder eine erzählenswerte Anekdote. Da kommt zum Beispiel so ein Männlein des Schweizerischen Impotenzzentrums für Militärfragen zu Besuch, und sagt, es sei ja sonst nicht seine Art, eine Probe zu unterbrechen und etwas zum Musikalischen zu sagen. Aber der Klang gefalle ihm gar nicht. Er habe gerade letztens die Guggenmusik der Schweizer Armee gedirigiert, und obwohl die seine Klangübungen weiss Gott nicht nötig gehabt hätten, «waiss Gott nitt!», habe er sie halbstundenweise lang durchgezogen. Es gehe hier ausschliesslich um den Klang, und um nichts anderes, aber wahrscheinlich hätten das 50 % von uns nicht begriffen, so wie wir vermutlich sowieso noch nie jemals etwas begriffen hätten. Das Fundament eines jeden Klanges sei die bedingungslose Hygiene und ein jederzeit korrektes Tenue. Begründet hat er das allerdings nicht. Konnte er auch gar nicht, ist er doch bloss ein Major, und seinem eigenen Bekunden nach «isch das gar nütt!». Dass wir nicht aufeinander hörten, «das find ich s Hinterletschti», und sowieso: da werde gemotzt, wenn ein unsinniger Befehl daherkommt, und «das goht doch nitt!».

Ja, so hat er also in der ersten Woche getobt, der Abklatsch eines HD Läppli. Mal schauen, was die zweite bringt.

Einen Verein haben wir aber noch immer gegründet!

Geistiges Eigentum ist ja eigentlich, wenn man so will, das einzige wirkliche Eigetum, das dem Geiste, so er denn derart gewappnet ist, zum Gedenken bleibt. Deshalb, und dafür habe ich mich seit jeher schon  stark gemacht, ist die musikalische Verbreitung  desselben auch die edelste und höchste Pflicht eines jeden Eidgenossen.

Ich sehe es als meine höchste Pflicht an, auch wenn ich nicht persönlich mit dem Willi und seinen Schwörkumpanen auf dem Rütli zusammengekommen bin. Von dieser Warte aus gesehen bin ich also gar kein Eidgenosse. Aber item, es geht hier um die musikalische Verbreitung geistigen Eigentums, und nicht um meine Zugehörigkeit in irgend einem dubiosen Bund von Aufrührerln.

Ich kehre also zurück zum Ausgangspunkt der Diskussion, der da wäre: Besagte musikalische Verbreitung geistigen Eigentums. Weil ebendiese bislang auf dieser unserer Erde arg zu kurz gekommen zu sein scheint, wurde heute Abend ein Verein gegründet, der es sich zum Ziel gesetzt hat, ebendiese zu fördern. Und Fondue zu essen, denn unser Milch- und damit Käseüberschuss will auch irgendwie konsumiert sein.

Ich verabschiede mich nun mal in Richtung Bett, denn morgen muss ich stramm stehen können und dem Oberleutnant Männlein machen. Oder auch nicht. Jedenfalls bin ich müde. Gute Nacht!

Die Wehrpflicht ruft

Ich freue mich zum Beispiel über Kürbiskuchen. Aber auch gegen eine dicke Salamiwurst habe ich nichts einzuwenden. Oder eine Tafel Schokolade. Einfach lieber keinen verfaulten Fisch, denn Fisch mag ich nicht besonders. Sonst darf man mir aber fast alles schicken, in Form eines Fresspäcklis, das bis zu 5 Kilogramm schwer sein darf, und mit dem Vermerk «Feldpost» vollkommen gratis verschickt werden kann. Wohin? Hierhin:

Schlz Manuel Friedli
Mil Spiel Log Br 1 (A)
Militär 95537

Für die nächsten drei Wochen bin ich dort erreichbar, und um noch gerade etwas Propaganda zu verbreiten, platziere ich hier einen dezenten Hinweis auf unsere Konzerte:

Montag, 15. Oktober, 20:00 Uhr: Lötschbergsaal, Spiez (BE)
Dienstag, 16. Oktober, 20:00 Uhr: Kulturzentrum Braui, Hochdorf (LU)
Mittwoch, 17. Oktober, 20:00 Uhr: Mattenhofsaal, Gümligen (BE)

Nun weisst du alles. Ich freue mich über regen Postverkehr.

Und zum Schluss noch dies: Im Quasimodo ist der Name Programm. Mit einem Gesicht wie dem des Glöckners von Notre Dame fügt man sich da nahtlos in die Umgebung ein.