Eine sture Institution mit Bankschaltern

Die junge Dame erklärte mir in ihrem leicht ostschweizerisch angehauchten Dialekt mit einem spitzbübischen Schmunzeln, dies sei «e zimmlich stuuri Institution, da wärded d Büroziite sehr strikt ghandhabt!», und so vertagte ich mein Vorhaben auf Heute. Dies geschah letzten Freitag. Und das kam so:

Ich hatte dem Dezi seine zerrissene Hunderternote abgeschwatzt, die er seit Menschengedenken mit sich umhergetragen hatte, mit der Begründung, ich wolle sie bei der Nationalbank umtauschen gehen, so hätte ich auf meinem Blog zumindest etwas zu berichten. Also machte ich mich zu diesem Geldinstitut auf, leider war es bereits 17 Uhr, und an der Türe prangte ein derart eindrücklickes, goldenes Schild mit eingravierten Öffnungszeiten (Montag – Freitag, 8:30 – 12:00 und 13:00 – 15:30), dass ich mich nicht wagte, einzutreten. Unverrichteter Dinge abmarschieren mochte ich aber auch nicht, und just in diesem Moment meines Zögerns öffnete sich die Türe, und heraus trat die bereits erwähnte, junge Dame. Ich begann zu erzählen, ich hätte da eine kaputte Banknote, die ich gerne bei der Nationalbank in Reparatur geben würde, und sie kenne sich ja bestimmt aus mit der Nationalbank, denn sie komme ja gerade von dort, und ob es denn auch um diese späte Uhrzeit trotz allem noch möglich sei, mein Unterfangen zum Erfolg zu bringen. Da lächelte sie und beschied mir obengenannte Antwort, nicht ohne mir im gleichen Atemzug zu versichern, dass ich meine Note hier aber schon umtauschen könne, einfach halt um diese Uhrzeit nicht mehr. Jäguet, dachte ich mir, fuhr nach Hause und ging heute nochmal vorbei. Und das war so:

Ich trat vor die Eingangstüre und wartete darauf, dass sie sich öffnen würde, beim Hauptgebäude der Universität ist dies ja auch automatisch möglich. Nach fünf Minuten in der Kälte drückte ich die Klinke von Hand und trat in die Empfangshalle, blickte mich um und gewahrte das Wärterkabäuschen, in welchem ein emsig telefonierender Wachmann seinen Dienst versah. Ich knobelte die zerrissene Hunderternote aus meinem Portemonnaie und trat zum Telefonenten. Er machte keine Anstalten, sein wichtiges Gespräch zu unterbrechen, wahrscheinlich telefonierte er mit dem Finanzminister persönlich, und dem Hansruedi, dem legt man ja nicht einfach so den Hörer auf. Beim Anblick meiner malträtierten Note merkte er, was mein Begehr war, und verwies mich mit einer freundlichen Handbewegung auf die Schiebetüren in der gegenüberliegenden Wand, die ich bin anhin noch gar nicht wahrgenommen hatte, hinter denen sich jedoch eindeutig Bankschalter befanden. So wie in einer ganz normalen Bank. Wieso hatte ich eigentlich erwartet, dass es in der Nationalbank keine Bankschalter gibt? Ich weiss es nicht.

Ich schob mich durch eine der Türen und steuerte auf den Schalter zu, der mit «Change» beschriftet war.  «Grüessech, mir isch da es Malheur passiert», erzählte ich der Schalterdame, die mit einem «Ah, ja» meinen Hunderter entgegennahm. Sie prüfte, ob die beiden Teile auch wirklich zusammenpassten, und das taten sie, wie angegossen passten die, und auch die Nummern stimmten auf beiden Teilen überein. Dem Umtausch stand also nichts mehr im Wege, und so händigte sie mir eine wahrscheinlich pressfrische Note aus. Befindest du dich jemals im Besitz der Note mit der Nummer 03J1179545, das ist sie!

So spektakulär meine Umtauschaktion begonnen hatte, so unspektakulär ging sie zu Ende. Aber ich werde heute Abend beim Konzert des SJO noch genügend Spektakel erleben (SJO-Night mit den Features Adrian Tschopp, Daniel Woodtli und Adrian Pflugshaupt). Ich bin gespannt!

Gute Nacht.

Wenn für das Rätsel zu wenig Reisezeit bleibt

Manchmal sitzt man ja im Tram und löst ein Kreuzworträtsel. Oder ein Sudoku. Oder ein Kakuro. Oder ein anderes Rätsel mit kryptischem Namen. Auf alle Fälle kann es vorkommen, dass die Tonbandfrau bereits das gefürchtete «Brunnadernstrasse» verkündet, wenn man mit dem Rätsel hinten und vorne noch nicht fertig ist.

Mir ist das sowohl gestern als auch heute widerfahren, nach Adam Ries macht dies zwei Mal innerhalb von lediglich zwei Tagen, was einem Tagesdurchschnitt von Einemmal entspricht, und deshalb erwähnenswert ist.

Ich sass also gestern im Tram, das soeben den Thunplatz hinter sich gelassen hatte, und rätselte über dem Heute-Sudoku, was das Zeug hielt. Noch hatte ich kaum die Hälfte ausgefüllt, und ich wusste, dass ich in weniger als 30 Sekunden würde aussteigen müssen, das Tonband hatte meine Endstation bereits verkündet. Wie mühsam! Stiege ich nun wirklich aus, so unterbräche ich meinen Denkfluss und zerstörte damit jegliche Hoffnung, das Sudoku jemals noch lösen zu können! In diesem Moment höchster Verzweiflung hatte ich einen Geistesblitz, der mich aus heiterem Himmel mit voller Wucht mitten ins Denkzentrum der Grosshirnrinde traf: «Mänu», blitzte er, «du hesch doch es GA! Blib eifach sitze, u lös das verflüemerete Rätsu fertig!» Aber ja! Klar doch! Wieso auch pressieren, wenn ich theoretisch den ganzen lieben langen Tag Tramfahren könnte (so es denn mein Terminkalender erlaubte)?

Ich richtete es mir also auf meinem Sitz so gemütlich ein, wie möglich, und als das Tram den Ostring umrundet hatte und von der anderen Seite her auf die Brunnadernstrasse zusteuerte, hatte ich erstens fertiggerätselt, und konnte mich zweitens über eine nicht unerhebliche Entdeckung freuen: Fahre ich von stadtauswärts auf die Brunnadernhaltestelle zu, so muss ich nicht mehr an der Fussgängerampel auf grünes Licht warten, um die Strasse zu queren, da ich bereits auf der richtigen Strassenseite bin!

Diese Erkenntnis beherzigend blieb ich denn auch heute noch für eine Extrarunde sitzen, diesmal ins Saali, und ich habe nicht vor, diese neue Gewohnheit in naher Zukunft bereits wieder fallen zu lassen. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Gute Nacht!

Religion ist das Opium des Volkes …

… und Kaffee ist das Opium der Informatiker. Jedenfalls würde ich, so fürchte ich, einen normalen 8-Stunden-Arbeitstag nicht ohne eine angemessene Portion Koffein überstehen. Und das, obschon ich heute erst um neun Uhr anzutraben hatte!

Ich hatte heute also meinen ersten Arbeitstag bei einem grösseren schweizerischen Transportunternehmen, und entgegen bösen Wünschen ist alles gut verlaufen. Zwar noch eher Einführungs- als Arbeitstag, aber präsent war ich immerhin während achteinhalb Stunden. Nun weiss ich alles, was es über die SBB, hier im Plural, zu wissen gibt, und noch vielmehr über die SBB Informatik, und sozusagen jedes Detail über die SBB-Softwareentwicklung. Wie gut, dass alles streng vertrauliche Firmengeheimnisse sind, so muss ich dir nichts davon erzählen.

Jedenfalls konnte ich bereits beginnen, mein GA zu amortisieren. Ganze CHF 7.60 hätte ich ohne Generalabonnement ausgeben müssen. Wenn ich dieses Amortisationstempo aufrechterhalten kann, so lohnt sich meine Investition bereits nach zweihundertfünfundachtzigeinhalb Arbeitstagen. Ein Schnäppchen!

Ja, und dann startet heute das SJO mit einer Latin Night in die zweite Hälfte der Saison! Ist auch bereits überfällig!

So ein GA erfreut das Gemüt

Heute ist es zwar schon gestern, und wenn ich auf die Uhr schaue, muss ich eingestehen, dass das von mir gepriesene heute bereits morgen, und gestern somit vorgestern ist, aber was soll’s, ich wollte bloss darauf hinweisen, dass — aber beginnen wir von vorne.

Als ich am 30. Dezember 2007 ein Zugbillet erwarb, so tat ich dies nicht retour, sondern bloss einfach. Denn ich wusste, am 2. Januar 2008 würde ich kein Billet mehr lösen müssen. Denn dann gälte bereits das GA.

«Was, Mänu, du bisch bitterarme Studänt, und leischtisch dr es GA? Bonz!», höre ich dich keuchen, jedoch gilt es hier, ein wenig Klarheit in die Welt zu bringen. Seit Anfang Jahr bin ich nämlich nicht mehr Kantonsangestellter bei den Informatikdiensten unserer Universität, sondern ich bin in die Privatwirtschaft gerutscht, oder jedenfalls in die Halbprivatwirtschaft. So zumindest würde ich die SBB bezeichnen. Die haben (bemerkst du den Plural? Ich lege Wert darauf!) mich eingestellt, und als sogenannten Fringe Benefit bekomme ich ein GA, wenn auch nicht gratis, so doch zumindest ein klein wenig vergünstigt, mit Betonung auf «klein wenig».

Was aber hat es mit dem heute-gestern-übermorgen auf sich, das ich zu Beginn des Beitrages angesprochen habe? Es ist so: Gestern, respektive vorgestern, erreichte mich endlich das Couvert mit dem FVP-GA, das mir in diesem Jahr etliche Gratisfahrten bescheren wird. Ich fahre fürderhin also gratis mit öffentlichen Verkehrsmitteln umenand, was mir ein unverhohlen gutes Gefühl vermittelt. Wie gesagt konnte ich bereits am 2. Januar davon profitieren, und heute wieder, und auch vorgestern schon, und sowieso ist ein GA ein wunderbare Sache. Schon alleine deswegen, weil ich nun das Halbtax nicht mehr benötige.

Ja, das Halbtax. Gestern ging ich zum Bahnhofbilletschalter, um mich zu erkundigen, ob ich noch ein Batzeli zurückbekomme, wenn ich das Halbtax abgebe. Und das ging so:

Wie eigentlich jedesmal, wenn ich irgendwo Schlange stehe, bin ich in der falschen Schlange angestanden. Das heisst: Ich wartete, währenddem vor mir die alte Frau ein munteres Schwätzchen mit dem Schaltermann hielt, und an den umliegenden Schaltern speditiv Kunde um Kunde abgefertigt wurde. Ich sagte mir, dass Aufregen keinen Sinn hat, schliesslich war ich hier, um Geld zu bekommen, und dafür wartet man doch gerne, nidwahr. Als ich dann endlich an die Reihe kam, war ich deshalb gelassen und entspannt, frohen Mutes und gut gelaunt.

Ich erklärte dem Schalterbeamten mein Anliegen, und er begriff, führte aus und vollstreckte: Ich händigte mein druckfrisches GA, das altbackene Halbtax sowie die Identitätskarte aus, er begutachtete alles gründlich, und meinte zu meinem semi-transparenten GA, dass er sich an das neue Design noch gewöhnen müsse. Ich hingegen finde das Design ganz formidabel, es sieht edel aus. Item. Im Endeffekt wurden mir hundertundneun Schweizerfranken ausgehändigt, und das ist sehr anständig, wenn man bedenkt, dass ich letzten September hundertfünfzig solche bezahlt hatte.

Nun bleibt mir nichts weiter mehr übrig, als dich darum zu bitten, mir für kommenden Montag einen guten Arbeitsbeginn bei den SBB zu wünschen. Ich werde mein Bestes geben, die Züge nicht entgleisen zu lassen.

Ehrlichkeit währt am Längsten

Manchmal wirkt ein geschliffenes Mundwerk Wunder, und Ehrlichkeit währt am Längsten, schreibt man das gross oder klein, ich weiss es nicht (das «Längsten» meine ich).

Allgemein bekannt ist ja, dass Restaurants ihre Biergläser direkt vom Grosslieferanten beziehen, und zwecks Werbung erst noch gratis und franko. Also kostet es die Restaurants auch nichts, wenn hin und wieder in Glas in die Brüche geht. Oder wenn an einem Abend plötzlich ein Glas weniger in der Abwaschmaschine landet, als noch am Morgen. Trotzdem zeugt es nicht von guter Erziehung, wenn man ein Glas einfach so mitnimmt.

Ich, der ich in meiner Kindheit in den Genuss hervorragender Erziehung gelangt bin, befand mich heute in einer Beiz, manche Leute würden es auch Spunten nennen, und diese Beiz schenkt ihre Biere in Cardinal-Gläsern aus. Diese Gläser, die haben es mir angetan. Ich bestaunte eines dieser Behältnisse aus durchsichtigem Hartmaterial, aus welchem ich soeben mein Bier getrunken hatte. Es einfach so mitzunehmen, getraute ich mich nicht, meiner Erziehung wegen, und als der Kellner es mir fortnehmen wollte, intervenierte ich deshalb folgendermassen: «Wieviu choschtet de sones Glas? I finde das würklech schön, und möcht’s gärn ha!», beschied ich ihm, und er, der deutschen Sprache nicht ganz so mächtig wie ich, hatte anfänglich eine kleine Schwierigkeit, meinem Gedankenstrang in derselben Richtung zu folgen, wie ich ihn spann. Nach ein paar erklärenden Worten hatte er mein Ansinnen begriffen, und scherzte, die Gläser stünden nicht auf der Getränkekarte und er wisse nicht, wieviel sie kosteten und ob ich denn lieber ein abgewaschenes hätte. «Öh, was? Ja, gärn», konnte ich in meinem Erstaunen brummeln, und schon stand ein abgewaschenes, noch leicht warmes Cardinal-3.3-dl-Glas abhol- und mitnahmefertig vor mir auf dem Tresen.

Ich muss schon sagen: Manchmal wirkt ein geschliffenes Mundwerk Wunder, und Ehrlichkeit währt am Längsten (schreibt man das gross oder klein? Ich weiss es nicht).

Und noch nebenbei: Es guets Nöis (auch wenn ich das schonmal gewünscht habe).