Weniger vom Zügeln denn von Taschentüchern

Es ist einer jener kurzen Momente, wo ich an den Feuerwehrschlauch des Informationsaustausches angeschlossen bin, sprich: mit dem Internet verbunden. Dieser Moment muss jetzt als Ventil herhalten, um meine Zügeleindrücke abzulassen.

Viele Eindrücke kann ich gar nicht abventilieren. Zügeln ist einfach nur recht anstrengend. Wohl auch deshalb, und nicht nur, weil ich wahrscheinlich doch recht böse erkältet war, legte ich mich am Samstag um 20 Uhr schlafen. A propos erkältet: Ich war’s, und bin’s nach wie vor. Das bedeutet, dass mir unter anderem schier die Nase wegläuft. Diese Situation macht mich zum Experten in Sachen Papiertaschentücher, denn die Stoffenen sind noch nicht mit mir umgezogen. Die Papiernen sind ein Aktionspack Kleenex aus der Migros, und auch wenn ich ansonsten der Migros ja durchaus positiv gegenüberstehe, so kann ich mit Fug und Recht und aus eigener, mehrfacher Erfahrung sagen: Diese Kleenex sind wirklich – pardon l’expression – scheisse. So richtig. Einfach unbrauchbar. Taschentücher sollte man sie eigentlich gar nicht nennen, man könnte sie vielleicht höchstens noch als Anzündpapier fürs Cheminéefeuer verkaufen, aber in unserer WG gibt’s leider kein Cheminée, das empfiehlt sich ja schon aus Feinstaubtechnischen Überlegungen nicht, und ganz abgesehen davon fehlt in unserem Wohnzimmer auch der Platz, gar nicht zu sprechen vom übermässigen Exkurs, auf dem ich mich schon wieder befinde! Kehren wir also zurück.

Kleenex. Scheisse. Angepriesen werden sie als «3-lagig superweich», oder ähnlich. In Tat und Wahrheit mögen sie wohl dreilagig sein, das Problem ist bloss, dass einem beim Herausnehmen eines Taschentuches aus der Packung jede einzelne Lage um die Ohren flattert. Von Zusammenhalt keine Spur. Da lobe ich mir die gute, alte Recyclingpappe, die einem zwar nach dem zweiten Schnäuzen nicht nur den Nasenschleim, sondern auch die Nasenhaut entfernt, dafür aber reiss- und auseinanderfallfest ist. Hach, das waren noch Zeiten.

Meine heutige Internetzeit ist bereits wieder abgelaufen, und so mache ich mich denn durch den Regen auf den Weg nach Hause. «Nach Hause», wie das tönt! Bis es das ist, gibt’s noch einiges einzurichten … Ciao!

Bevor ich mich nun schlafen lege …

… nur noch ganz kurz: Morgen wird gezügelt. «Umgezogen», wie dies der Deutsche ausdrückt. Nicht ich ziehe mich um, sondern ich selber ziehe um. Die neue Adresse ist auf der Kontakt-Seite ersichtlich. Internet wird’s in den ersten paar Tagen wohl noch nicht geben, also kann ich nicht sagen, ob und wie oft ich was und weshalb tun werde oder kann. Wer weiss, vielleicht ereignet sich ja sogar das eine oder andere, so dass sich keine zweiwöchige Blogzwangspause ergibt. Alles klar? Gut! Dann wünsch mir Glück! Und viel Ausdauer und Kraft!

Der Fotoroman

Ein Fotoroman stellt das Ende einer mehr als zweiwöchigen Schreibpause dar. Es handelt sich hierbei um einen originalen Fotoroman aus dem Girl!, jenem Heftchen für 11- bis 99-jährige Mädchen, das mit seinem berühmten – eben – Fotoroman durchaus auch mal einen gerade eben 26-jährig gewordenen Jüngling zu amüsieren vermag. So einen Fotoroman habe ich im Musiklager zu Augen bekommen, und ich war, obwohl’s nicht das erste Mal war in meinem Leben, da ich einen solchen las (wobei ich hier sagen muss, dass man mit zwei älteren Schwestern einfach kaum drum herum kommt, früher oder später sich so einen zu Gemüte zu führen), zutiefst ergriffen von der allegorischen Symbolik und der unterschwelligen Tragik, die sich zum Schluss hin in überschäumende Freude umwandelt.

Da ist zuerst einmal die Martina, 15. Warum bloss muss sie immer so schüchtern sein, wenn sie mit einem Jungen spricht? Dann ist da der Marco, 16. Ist er wohl Martinas Traumprinz? Und dann gibt es den Julian, 15. Ist Martinas Begegnung mit ihm bloss Zufall, oder steckt gar mehr dahinter? Zu guter Letzt haben wir auch noch den Felix, 17. Was haben Martinas Träume von ihm zu bedeuten?

Du siehst: bereits in der Einleitung steckt Spannung zum Zerreissen. Die detaillierte Charakterisierung der Protagonisten erlaubt dem Leser, sich voll und ganz mit der Storyline zu identifizieren, und dennoch wird für eigene Phantasien genügend Raum offen gelassen, um auch den mit viel Kreativität Gesegneten nicht die Lust am Lesen zu nehmen. Kommen wir nun aber zur Geschichte, der herzzerreissenden!

Martina befindet sich auf dem Heimweg von der Schule. Ganz in ihren Tagträumen vom Traumjungen versunken rempelt sie den 16-jährigen Marco an. Vor lauter Aufregung kann sie sich aber gar nicht entschuldigen, sondern bloss noch stottern! Und hier entfaltet sich die ganze Tragik, der Leser ist geneigt, ein, zwei Tränen zu zerdrücken, so sehr leidet er mit der armen Martina mit, die doch für sich denkt: «Ist das aber ein sympathischer Junge!» Der Junge aber lässt sie eiskalt stehen.

Am nächsten Tag wartet Martina auf den Bus, als Julian an der Bushaltestelle vorbeikommt, und dabei sein Portemonnaie verliert. Martina merkt es, und ruft ihm hinterher. Sie nimmt auch all ihren Mut zusammen, und fragt (stotternd), wie er heisse. Und Marco, der Freche, sagt: «Ich bin Marco. Danke für meine Brieftasche, aber meine Freundin erwartet mich, ich muss jetzt gehen. Ciao!» Und dabei hatte sich doch Martina gedacht: «Ist das aber ein sympathischer Junge!»

Zu Tode betrübt begibt sie sich hierauf auf einen Spielplatz und bläst auf der Rutschbahn Trübsal (in moll, der Stimmung wegen). Womit wir wieder ein wunderschön arrangiertes Oxymoron antreffen: Ausgerechnet ein Spielplatz, das Paradebeispiel für ausgelassene Lebensfreude und gute Laune, muss für Martinas Niedergeschlagenheit die Kulisse bilden. In dieses widersprüchliche Szenario, das mir von Dr. M. von und zu Hofer-Inexcelsisdeo in ausgeprägt ausführlicher und interessanter Manier dargelegt worden ist, platzt plötzlich – der Felix (17)! «Hey, alles in Ordnung mit dir?» fragt er sie mit sanfter, beruhigender Stimme. Sie blickt sich um, und erkennt sofort: Das ist der Junge ihrer Träume! Plötzlich ist alle Scheu wie vom Winde verblasen, und stotterfrei kann sie sagen: «Ja, jetzt geht’s mir gut!», worauf er: «Ich mag dich!», und dann wieder sie: «Ich liebe dich!», und wenn’s ein Erwachsenenmagazin gewesen wäre, seine Replik: «Ich will ein Kind von dir!», aber da’s ja keins ist, stand halt bereits vor diesem letzten Satz ein ENDE, und das Föteli von den beiden, wie sie sich anstrahlten, das war wirklich herzallerliebst.

So ein Fotoroman birgt enormes Amüsement-Potenzial. Also: Kauf das Girl!

PS: Liebe Girl!-Redaktion: Wenn ihr mich für diese unverschämte Werbung entlöhnen wollt, bitte sehr! Ich kann jeden Batzen gut gebrauchen!

PPS: Liebe Leserschaft: Willkommen zurück!

Die SJO…sterpause ist vorbei!

Heute hat es sich wieder mal gelohnt!

Nicht nur, dass wieder einmal fast die Standardbesetzung des SJO spielte, nein, es war auch ein Special-Guest zugegen. «Dr eigentlech Specialguest vom hüttige Abe, dr Alex Hendriksen, cha leider nid da sy», kündete der Till an, der löblicherweise die Ansagen mit gewohntem Witz übernahm. Der Alex bekomme nämlich heute Abend sein zweites Kind und sei deshalb verständlicherweise lieber in Basel geblieben. Aber keine Angst, man habe weder Kosten noch Mühen gescheut, fürs zweite Set einen ebenbürtigen Musiker einzuladen, den man heute Nachmittag um fünf organisiert habe, vorerst aber müssten wir noch mit «Klaus Widmersen» vorlieb nehmen, der im nächsten Stück ein Solo habe. Etwa so ging das von statten, der Klaus Widmer(sen) solierte, die obligate Pause kam und ging, und tatsächlich tauchte zu Beginn des zweiten Sets ein wohlbekannter Gast auf: Kein Saxophonist, sondern der belgische Zäpfentrompeter Bert Joris betrat die Bühne.

Dass er erst zwei Stunden vor Konzertbeginn angefragt worden sei, wie er versicherte, glaubte man ihm sofort: Offenbar hatte er sein Haus derart überstürzt verlassen müssen, dass es ihm bloss gereicht hatte, seine Trompete einzupacken – nicht aber Dämpfer oder Noten. Der Siebensiech spielte tatsächlich alles auswendig, und nicht ein falsches Tönlein entsprang seinem Horn. Sogar die schwarze Chutte hatte er sich bei irgendjemandem borgen müssen. Und dass Orchester und Solist das Programm wohl nicht allzu ausgiebig zusammen geprobt hatten, merkte man an der einigermassen improvisierten Choreografie: Da vergingen schon mal gut und gerne acht Takte, bis man sich endlich darauf geeinigt hatte, dass ja sowieso wieder Bert das Solo spielen würde. Und im letzten offiziellen Stück, da wurde während dem Solo von Adrian Pflugshaupt in der Band munter diskutiert und gestikuliert, wer nun als nächtes solieren solle, und die Trompeter hinten wedelten mit ihren Armen, was ein Schlagzeugsolo andeuten sollte, und so kam ich denn gegen Ende des Stückes noch so richtig auf meine Kosten. Jedenfalls kam nicht nur auf der Bühne, sondern auch bei mir wieder mal so richtig Freude auf.

Ja, es hat sich wieder mal gelohnt! Gute Nacht!

Ostern ist vorbei, der Frühling hat angefangen!

Jaja, «Frühling», man sieht’s …

So sah heute Morgen unser Garten aus. Leider musste ich zur Arbeit, ansonsten hätten mich die milden Temperaturen wohl unweigerlich in die Aare gelockt.

Und heute, beim Nachhausegehn, da schneite es. Milliarden von Flocken tänzelten hernieder, und mich überkam grosse Freude darob, so grosse Freude, dass ich den Kopf nach oben neigen musste, und wie Hans-guck-in-die-Luft durch die Stadt schlenderte. Es ist dies übrigens eine der besten Methoden, ungeschoren bei diesen I-wott-dr-öppis-aträje-Fritzen davonzukommen. Wie nicht unüblich stand beim Käfigturm ein Stand irgendeiner Organisation, und auch der dazugehörige Anwerber trieb sich dort herum. Ich aber, der ich mit gen Himmel erhobenem Haupte wohl einen nicht wenig merkwürdigen Eindruck erweckte, wurde artig in Ruhe gelassen, obgleich ich mich direkt neben dem mit Propagandaformular und Kugelschreiber ausgerüsteten Jüngling vorbeizottelte.

Und nach dem Käfigturm, da starrte ich immer noch in den Himmel. Meine Freude musste mir anzusehen gewesen sein, denn mir begegnete ein junger Mann, der mich anschaute und sich das Lachen nicht mehr verkneifen konnte. Er machte mit seinen langen Haaren und seinem regenbogenfarbig geringelten Wollpullover aber einen derart aufgestellten Eindruck, dass ich beschloss, er habe nicht über, sondern mit mir gelacht.

Und nun Znacht. E Guete.