Die Fliege

Eine schlichte, schwarze Fliege habe ich mir heute gekauft, und dafür stolze neununddreissig Schweizerfranken bezahlen müssen. Dass ein Stoffetzen so teuer sein kann, ist schon unglaublich. Und dann ist es nicht einmal eine zum selberbinden, was mich zugegebenermassen ein wenig schmerzt, denn seit dem ich in der Lage bin, Kravatten zu binden, fehlt mir ein bisschen die nächste Herausforderung. Und genau dies scheint mir Fliegenbinden zu sein.

Nun denn, früher oder später wird mir so eine Selberbindefliege zufliegen. Ich freue mich jetzt schon.

Schwanengesang

Obwohl nicht selten mit erheblichen Lärmimmissionen verbunden, ist es zuweilen doch ganz amüsant, wenn sich das Fenster des eigenen Zimmers direkt auf einen rege benutzten Durchgang zwischen Tramhaltestelle und Wohnquartier hin öffnet. So schnappte ich heute morgen, im friedlichen Halbschlummer bei angelehntem Fensterflügel vor mich hindösend, einen Gesprächsfetzen auf, der mich mit Heiterkeit erfüllte und mich derart bereit für den Tag machte, dass an ein Wiedereinschlafen nicht zu denken war.

«Das andere da», vernahm ich eine Frauenstimme nebst klackernden Absätzen, «das gfaut mr o sehr guet. Das Schwanen… gesang vom Tschaikowski!».

Ja, der weltberühmte Schwanengesang vom Herrn Tschaikowski! Welches Werk das genau gewesen sein könnte, weiss ich zwar nicht, ich bin ja kein Musikwissenschaftler (das war ein ganz offensichtlicher Wink mit dem Zaunpfahl, Matter!), nur bei einem bin ich mir sicher: Schwanensee ist es bestimmt nicht.

Ob solcherlei Philosophiererei schwant mir, dass ich mich noch anderen Dingen im Leben zuwenden sollte. Schliesslich spielen heute Abend die Dixiebrothers am Bebbi sy Jazz, und um mich darauf gebührend vorzubereiten, will ich jetzt noch ein wenig in den heute druckfrisch erworbenen sechsten Potterband eintauchen. Bis dann denn, und vergiss nicht: morgen und übermorgen sind og-Konzerte in der Lerbermatt!

og, zum Sechsten

Und wieder ist ein og-Lager, mein sechstes, Geschichte: Während zweier Wochen übten und probten wir in der Villa Pia in Vicosoprano im schönen Bergell im Graubünden in der Schweiz unser Programm, tranken am Abend artig Kamillentee und gingen stets um halb zehn zu Bett. Wie man das so macht.

Dafür sind wir nun aber gerüstet für unsere kommenden Konzerte, als da wären:

  • Samstag, 16. August, 19 Uhr: Gymnasium Lerbermatt Bern
  • Sonntag, 17. August, 17 Uhr: Gymnasium Lerbermatt Bern
  • Samstag, 23. August, 19 Uhr: Titthofsaal Chur
  • Sonntag, 24. August, 17 Uhr: Kirche St. Peter Zürich

Und was spielen wir denn so? Das:

  • Modest Mussorgsky: Nacht auf dem kahlen Berge
  • Christian Fey: Violinkonzert (Uraufführung)
  • Antonín Dvořák: Sinfonie Nr. 8

Dirigieren tut uns, wie vor zwei Jahren schon, der Christof Brunner, solieren an der Geige tut unser langjähriger Konzertmeister Niklaus Vogel, und für weitere Informationen seist du herzlich auf die Website des og verwiesen!

Kommet in Scharen!

Mehr zu schreiben wäre Verschwendung elektronischer Impulse und wird deshalb an dieser Stelle unterlassen (bloss eines noch: Die michaelmatter’sche Küche ist nicht zu verachten!).

Nein, für mich kein Gurten 2008, danke!

Es sind Tage wie dieser, besser gesagt: das Wetter an Tagen wie diesen, das einen froh macht und glücklich darob, dass man es, aus welchen Gründen auch immer, irgendwie nicht geschafft hat, noch ein Gurtenbillett zu erstehen, und somit am Sonntag gemütlich zu Hause am Trockenen sitzt, anstatt sich auf dem Berner Hausberg im Regen die schlammigen Beine in den Bauch zu stehen, teures Bier zu saufen und überlaute Musik zu hören, die man sich zu Hause sowieso in höchster Qualität aus dem CD-Player vortragen lassen kann und noch dazu ein billiges, dennoch qualitativ hochstehendes und kühles Bier geniessen kann, aber nicht muss, überdies bei der Musik zu Hause erst noch die grössere Auswahl hat, und wer braucht schon Züri West live zu erleben oder einen Herbert Grönemeyer in Natura zu sehen, bei Züri verpasst man den Blues ja eh, und Herbie spielt kaum Land Unter, und bei diesem Liedtitel fällt mir ein, dass ich in Frankreich ein Land Unter mit Schweinchenkarten gespielt habe, die ich, obwohl mir das Spielen grosse Freude bereitet hat, trotz allem bei weitem nicht so sehr mag, wie die mit den Schäfchen.

Abgesehen davon bin ich natürlich wieder zu Hause angekommen, mit geht’s gut, die Bräune blättert bereits wieder langsam ab, grundsätzlich bin ich froh, den Abermilliarden von Fliegen und den einigen wenigen, aber stichigen Mücken in unserem Haus entronnen zu sein, bloss die Sonnenaufgänge vermisse ich sehr.

Und zum Schluss will ich zum letzten Beitrag einen Nachtrag eintragen: Es handelte sich bei der Bestellung, die wir bei der unsäglichen Grille tätigten, nicht um eine Limonade und 4 Kaffeecrèmes, sondern um eine Limonade, 3 Kaffeecrèmes und eine Tasse heisse Schokolade! Wie ich das zu erwähnen unterlassen konnte, ist mir bis heute schleierhaft.

Die Grille

Perpignan. Aufenthalt: 1 Stunde. Nach der Ankunft mit dem Car wähnt man sich weniger auf dem Märit einer südfranzösischen Mittelmeermetropole, als vielmehr mitten in einem arabischen Basar. Feilgeboten wird Ware jeglicher Art und Geschmacksrichtung, seien es Flip-Flops, Lippenstifte oder Handtaschen. Auch Pfirsiche, Austern und Sonnenbrillen finden sich in der Auslage, und ob so viel Tand und Trödel wird einem durstig. Wir steuerten also auf das nächste Café-Restaurant-Grill-Bar-Hotel zu, das sich mit dem schönen Namen La Cigale in die Herzen der Kundschaft zu schmeicheln versucht.

Der Name war Programm: Von einem Kellner, emsig wie eine Grille mit Nichtstun beschäftigt, wurden wir empfangen und an einen Tisch verwiesen, wo wir die nächsten zehn Minuten warteten, wähdenddem der Kellner weiterhin eifrig mit Nichts hinter der Bar umherhantierte, bis er sich bequemte, unsere Bestellung aufzunehmen. 3 Milchkaffees und eine Limonade trugen wir ihm auf, und nach weiteren 10 Minuten wurden unsere Gelüste gestillt: 3 Badewannen voller Kaffee und ein kleines Fläschli Pschitt! fanden den Weg an unseren Tisch. Mein Limonadeglas trug sowohl in- als auch auswendig prominent schimmernde Kalkflecken, die Flasche einen schwarzen Rand um den Ausguss. Halten wir uns aber nicht weiter mit hygienischen Kinkerlitzchen auf, und wenden wir uns dem Höhepunkt der Erzählung zu. Dem Bezahlvorgang.

Laut Karte kostete ein Café crème 2 €. Ein Café crème grande tasse war für 2.45 € zu haben, und da niemand von uns eine grosse Tasse bestellt hatte, legten wir den korrekten Normaltassentarif auf den Tisch und wollten verschwinden. Beflissen eilte der Kellner herbei, um die Geldauslage zu kontrollieren. «Mais, ça fait 12 euro», beschied er uns, hatte aber die Rechnung ohne Schmidi gemacht, der Jurist ist und stur, wenn’s ums Abzocken geht. «Me, mössiö, nus aawo pa di ün grand tass, söllma ün normal», oder so ähnlich wortete er dem Kellner entgegen, der so umgehend wie geschwind in ein «Vous faites chier!» und andere verbale Annehmlichkeiten ausbrach, uns den Unterschied zwischen einer normalen und einer grossen Tasse bildlich zu veranschaulichen versuchte, und uns belehrte, in Frankreich sei ein café crème eben eine grosse Tasse, andernfalls hätten wir une petite tasse bestellen sollen, und sowieso sei es unser Fehler.

Mit der schmitter’schen Persistenz in Sachen sich-nicht-abzocken-lassen hatte er aber nicht gerechnet, und liess uns schlussendlich fuchsteufelswild, aber mit dicken Portemonnaies von dannen ziehen.

La Cigale kann ich demzufolge nur wärmstens für einen Besuch empfehlen. Wenn du jemals dort in der Gegend bist, wirf für mich einen Stein durch das Fenster.

Nur gut, dass dies alles gestern und nicht heute passiert ist. An Rule seinem Geburtstag wäre das wiklich nicht schicklich gewesen. Happy Birthday!