Bärn-Züri eifach

Ich habe heute das Abenteuer meines Lebens gewagt, und überlebt. Darauf bin ich besonders stolz, führte mich meine Reise doch durch den mystischen Kanton Solothurn, den gefürchigen Kanton Aargau (pardon: Aarau, mit dem schönen Städtchen Aargau) und den feindlichen Kanton Zürich! Im Morgengrauen, noch vor dem ersten Hahnenschrei, nämlich um 7:45 Uhr, machte ich mich auf, sattelte mein getreues Schlachtross und begab mich auf den Weg. Dieser führte mich nordwärts an solothurnische Gestade, über Olten in den Aar(g)au und immer weiter, bis ich nach geschätzten 115 Kilometern die ersten Vorposten der Stadt Zürich erreichte.

Obzwar das Bein sauer und der Allerwertste wund waren, war mein Auge wach, und so erblickte es, was ich hiermit zum Spruch des Tages erkläre: Eine Aufschrift an einem Müllcontainer, die da lautete:

Hier nur Züri-Säcke reinwerfen. Für eine saubere Stadt.

Ich finde das gut. Schmeissen wir alle arroganten Züri-Säcke einfach in einen Container. Das säubert die Stadt am effektivsten.

Den Rückweg trat ich mit der allseits geliebten Eisenbahn an. Schliesslich war es schon nachtschlafene Zeit, nämlich 16:55 Uhr. Stimmte so für mich.

Wer jetzt einen GPS-Track erwartet, den muss ich enttäuschen: Schon nach 2½ Stunden gaben die Batterien den Geist auf. Ich schiebe es auf die mangelhafte Präparation der Operation.

Jede Schritt es Abetüür

Ich flaniere durch die Altstadt und gewahre eine hochbeabsatzte Dame, geschätzte 10 und gefühlte 30 cm über dem Bsetzistein auf Bleistiftabsätzen die Gasse abstöckelnd, als ich ein ebenfalls flanierendes Ehepaar kreuze. Der Mann wirft einen langen, prüfenden Blick in Richtung der Stelzen und meint dann, halb anerkennend, halb belustigt, zu seiner Gemahlin: «Jede Schritt es Abetüür!» Damit hat er nicht ganz unrecht. Auch ich warte nur darauf, Zeuge eines hohen Falls zu werden. Dieser bleibt mir und besonders auch der mutigen jungen Dame aber erspart, zumindest solange Sie noch durch mein Blickfeld wankt. Sie wird sich wohl gesagt haben: A Pfingschte geit’s am ringschte, und sich unter diesem Motto mit derartigen Absätzen auf die Pirsch gewagt haben.

Ich wünsche ihr fürderhin alles Gute.

Zwei Schlangen bringen keinen Segen

Jetzt reicht’s mir. Ich muss mir Luft verschaffen. Ich bin derart aufgebracht, dass ich kaum weiss, wie ich dieses Thema angattigen soll. Wo beginne ich?

Gestern.

Ich benötigte Geld, wie das ab und zu vorkommt bei mir. Banküberfälle mache ich in meinem Alter nicht mehr so gerne, das ewige Wegrennen ist meinem alten Herz nicht gerade zuträglich, weshalb ich mich entschloss, zur Abwechslung wieder einmal einen Postomaten zu knacken. Ich war aber schon etwas spät dran und entschloss mich deshalb zum ordnungsgemässen Geldabheben.

Am Bahnhof, wo ich die Transaktion durchzuführen beabsichtigte, befinden sich zwei Postomaten nebeneinander. An jedem der beiden befand sich jemand, finanztransaktorisch beschäftigt. Ich tat, was ich in solchen Situationen immer tue: Eine neue Schlange bilden (bestehend aus mir selber), und zwar in der Mitte. Wieso sollte ich rechts anstehen, wenn dann plötzlich der linke Geldabheber eher geendigt hat? Oder umgekehrt?

Solange die Schlange lediglich aus mir alleine bestand, war meine Welt in Ordnung. Nicht lange aber, und es gesellte sich ein weiterer Warter zu mir. Und er hatte das Prinzip der einen Schlange überhaupt nicht begriffen. Er interpretierte meinen Stehplatz wohl als dem rechten Postomaten zugehörig und stellte sich links vor mir hin. Da begann ich bereits, innerlich aufzuschäumen. Für mich war sonnenklar: Wenn der linke Abheber zuerst fertig wäre, würde ich – ungeachtet böser Blicke oder wütender Bemerkungen – stracks zum linken Automaten marschieren und mein Geld holen.

Und so kam es: Der Rechte schleipfte, der Linke pressierte, und so war die linke Postomatengeldabhebeposition vor der rechten vakant.

Aus dem Augenwinkel gewahrte ich, wie mein linker Vordrängler sich anschickte, in Bewegung zu geraten. Da sah ich meine Gelegenheit gekommen, drängelte meinerseits, hob ab und zog vondannen.

Die Moral von der Geschicht›? Vor Parallelpostomaten bilde man eine einzige Schlange! Der Fairness wegen! Nennt mich ruhig Füdlibürger und Spiesser, recht habe ich trotzdem.

Mir wüsse o nid, werum mir das mache!

Gestern war ich in der Stadt, wollte gerne nach Hause und wartete hierzu am Hirschengraben aufs Tram Numero III. Nach zweiminütiger Wartezeit meinerseits traf ein solches Exemplar ein und behielt seine Türen beharrlich geschlossen. Geduldig, wie ich nun einmal bin – wer mich kennt, weiss das – geduldete ich mich und wartete darauf, dass man mich einsteigen liesse. Jedoch strömten nach Türöffnung alle Menschen aus dem Tram heraus, eingelassen wurde niemand mehr. Ein Bernmobilmitarbeiter stellte derweil die Weiche um, so dass das Tram beim weiterfahren nicht Richtung Weissenbühl, sondern zurück zum Bahnhof davonrauschte. Jä guet, dachte ich mir, wird wou scho sy Grund ha, näme mr haut ds Nächschte. Ich liess Tram Numeri V und IX vorbeiziehen und freute mich, als wieder ein III-er in Anfahrt war.

Doch was musste ich feststellen? Wieder das gleiche Spiel: Weiche stellen, Leute raus, Tram zum Bahnhof. Da jagte es mir den Nuggi raus, was mir nur in äussersten Grenzsituationen passiert, bin ich doch ein derart lammfrommes Gemüt, dass ich mich manchmal ab mir selbst wundern muss. Ich schritt erzürnt von dannen und entschied, mich vom Bus Numero X zum Eigerplatz chauffieren zu lassen.

Bei der Loeb-Haltestelle standen zwei Bernmobilmitarbeiter, denen ich mein Leid zu klagen begann: Ich hätte am Hirschengraben aufs Drüü gewartet, aber die seien alle falsch abgezwogen und ob sie mir sagen könnten warum, und dass man keine Informationen erhalte sei doch eigentlich nicht so nett und überhaupt was denn los sei! «Ja, da hättet dr eifach no chli müesse warte, itz chöme de grad Ersatzbösse!» Mercischön, das hätte einem auch früher gesagt werden können. «Was los isch wüsse mr o nid, d Polizei het d Bäupstraass gsperrt.» Gratuliere. Belpstrasse gesperrt, dabei weiss ich doch nicht mal, wo die ist!

Der Bus kam, ich stieg ein.

Wo die Belpstrasse liegt, erkannte ich spätestens, als ich beim Eigerplatz ausstieg. Es wimmelte von Polizisten in blauen Uniformen oder orangenen Übergewändern, und ich entschied, mich nach der Ursache des Trubels zu erkundigen. Auf meine Frage «Was isch de passiert?» wusste einer dieser unmotiviert in der Gegend stehenden Ordnungshüter bloss zu sagen: «Das wüsse mr o no nid.» Zugegeben: Da habe ich wohl ein bisschen dumm aus der Wäsche geguckt. Ein «Das darfi nech nid säge» hätte ich ja noch halbwegs verstanden, aber dass die Polizei Strassen absperrt, ohne zu wissen, weshalb, das war mir neu.

Nach einigen Sekunden hatte ich meine Verwunderung überwunden und frug: «Jää … de schperret dir eifach Strasse ab, ohni z’wüsse, werum?»«Ja!» kam zur Antwort.

Ich verkniff mir die Frage, wie oft die Polizei derart kopflos agiere und hielt es für besser, mich zu verziehen. Wer weiss, plötzlich kommt er auf die Idee, mich zu verhaften – ohne zu wissen, weshalb!

Sollte einer meiner geschätzten Leser, oder sogar eine meiner geschätzten Leserinnen, wissen, was wann wo warum geschehen ist, so möge er oder sie doch einen Kommentar hinterlassen! Mich wundert nämlich!