Heute war ich wieder einmal in der Stadt, und da es nieselregnete, marschierte ich unter den Lauben dahin, inmitten der warmen Menschenmeute, derartig geschützt gegen Nässe und Kälte. Ich war gerade in Gedanken, als mir Klänge eines Cellos ans Ohr drangen und ich den Blick hob. Da sass eine junge Frau in der Laube, das Cello artgerecht zwischen den Beinen eingeklemmt und schrammelte apartiglich auf den Saiten umenand. Hübsche Klänge entlockte sie derart dem Instrument, sie schien zu wissen was sie tat und tat es mit Hingabe und einigem Können, wie mein Kennerblick umgehend feststellte.
Im aufgeklappten Cellokasten, der neben ihr am Boden lag, fiel mir dann unter einem Zehnernötli und einigen Münzen ein Schild ins Auge. Darauf geschrieben stand (sinngemäss): «Danke, dass Sie mir helfen, mein Studium zu finanzieren».
Ich kam ins Grübeln. Zuerst dachte ich: «Schön, dass sich die Frau mit Cellospielen etwas dazuverdienen kann!» Dann dachte ich: «Die macht ihren zukünftigen Beruf jetzt schon zur Einnahmequelle! Clever!» Dann dachte ich: «Eigentlich praktisch, die kann irgendwo hinsitzen, ihren Kasten aufklappen und so einfach Geld verdienen!» Dann dachte ich: «Scho vrruckt, we me dänkt: Ich kann nicht einfach meinen Laptop nehmen, auf eine Strasse sitzen und schon kommt Geld angeflogen, wenn ich vor mich hin programmiere!» Dann dachte ich: «Wenn ich als Student Geld verdienen will, muss ich mühsam irgendwo ein Inserat machen und meine Dienste zu Spottpreisen anpreisen!» Dann dachte ich: «Zum Glück habe ich schon einen Job.»
So konnte ich schliesslich glücklicherweise meinen Weg sonder Groll fortsetzen.
Einkaufen in der Migros war angesagt. Gleich beim Eingang stand da ein Gestell mit Beeren verschiedenster Art. Die Heidelbeeren sahen gar gelustig aus und so lag die Erwägung nahe, ein Schälchen derselben dem Einkaufskorb hinzuzufügen. Das Preisschild, gross mit «Aktion» betitelt, pries die 250g-Schale zum saugünstigen Preis von CHF 3.90 an (statt 5.60!) und sagte dazu keck: «Herkunft siehe Produkt/Verpackung».
Als Konsument mit Herkunftsbewusstsein (und zudem sensibilisiert durch den gestern Morgen zufälligerweise im bei uns ab und zu in der WG umherliegenden K-tipp überflogenen Artikel «Lebensmittel: Getäuschte Kunden») vollzog ich das angegebene «siehe Produkt/Verpackung» und nahm mir so eine Heitischale zur Brust.
Transparentes PE lachte mir allenthalben entgegen. Nichtmal eine Etikette war auszumachen. Ich suchte und suchte, fand aber keinen Hinweis auf Herkunft. «Chas gä», sagte ich mir und studierte die nächste Schale. Mit dem selben Ergebnis. «Chas ja öppe nid sy!» sagte ich mir nun und steuerte stracks auf die nächste Migros-Angestellte zu. Ob sie mir Auskunft über die Herkunft dieses Produktes geben könne, fragte ich in meinem gewohnt höflichen Tonfall. Sie schaute, staunte, fragte, ob es nicht angeschrieben sei, worauf ich verneinte und sie erneut schaute und schliesslich ihr Telefon zückte. Nach längerem Telefonat war sie wo schlau als wie zuvor und spies mich mit der Antwort ab, «Das chönnte die vo Italie sy. Ja, i gloube, es sy die vo Italie.».
Ich sah vom Kauf ab. Glauben kann, wer will, in der Kirche. Ich weiss lieber.
… und das gleich in doppelter Hinsicht. Dem fleissigen Leser wird nicht entgangen sein, dass in den letzten Tagen mein Blog doch einen eher dürftigen Anblick geboten hat, zuerst war da gar nichts und danach während einiger Tage eine schittere Fehlerseite.
Ich habe den Fehler gefunden (lediglich ein falscher Pfad in einer Konfigurationsdatei, der schliesslich alles zum Absturz gebracht hat) und geflickt, deshalb ist die Seite zurück.
Aber auch ich selber bin es. Und zwar schon seit über einer Woche zurück aus Visperterminen. Die Bernerkonzerte des og gehören bereits der Vergangenheit an, aber nächsten Samstag, 28.8. um 19:00 im Titthofsaal Chur und am Sonntag, 29.8. um 17:00 Uhr in der Kirche Neumünster in Zürich werden wir nochmals zu hören sein, und ich kann nur sagen: es lohnt sich!
Traditionellerweise verabschiede ich mich jeweils, bevor ich für 2 Wochen ins og-Lager reise. Mit dieser Tradition will ich nicht brechen, und verabschiede mich also. Für knappe vierzehn Tage werde ich im schönen Wallis verweilen, wobei sich zuerst noch herausstellen muss, ob es wirklich so schön ist, wie die Wallisser immer sagen. Ich werde berichten, ob’s mir gefallen hat in Visperterminen, oder Tärbinu, wie es die Eingeborenen in ihrem eigentümlichen Dialekt nennen.
Wir spielen einen ganzen Haufen verrückter Stücke, allen voran ein Stück für Orchester und Drum-Set, wobei selbstverständlich nicht etwa ich solieren werde, nein, ich werde mich dezent (trotz langer Haare) im Hintergrund halten und geniessen, wenn Valeria die Trommeln bearbeitet.
Konzerte dann am 21. und 22. August in Bern, am 28. in Chur und am 29. zum Abschluss in Zürich, aber Details entnimmst du am besten der og-Website. Und nun tschüss!
Siehe, ich will dich, Leser, Leserin, einführen in die Wunderwelt moderner Fertiggerichte!
Bislang ging ich ja blind durch das Leben: Ich war überzeugt, in der Mikrowelle erhitze man gemeinhin Reis und vielleicht das Wasser für eine Fertigsuppe, wobei gesagt werden muss, dass ich meinen ersten Kontakt mit einer Mikrowelle im zarten Alter von schüchternen achtundzwanzig Jahren hatte und demnach auf dem Gebiet kurzer Wellen fürwahr nicht als Experte bezeichnet werden darf. Auch war ich der Meinung, einen Kebab kaufe man bei Mehmet oder Ali vom Dönerstand um die Ecke, und hier möchte ich anfügen, dass Mehmet seinen Dönerstand eigentlich gar nicht «um die Ecke» hat, sondern direkt bei der Weissenbühlhaltestelle des 3er-Trams, und dass ich keinen Ali kenne, der Döner verkauft. Jedenfalls habe ich mich im Bezug auf Mikrowellengerichte und Kebabbe (Kebabs? Kebaben? Solltest du den korrekten Plural kennen, melde dich!) eines Besseren belehren lassen müssen und zähle mich fortan zu den Sehenden, denn ich habe im coop mein Zmittag eingekauft.
Hierzu möchte ich die kurze Zwischenbemerkung einschieben, dass der coop eindeutig die grössere Auswahl an Fertiggerichten feilbietet als die Migros. Für mich als überzeugtes Migroskind ist es schwer, dies einzugestehen, aber ich besitze – und wer mich kennt wird dies ohne zu zögern bestätigen – die menschliche Grösse, in diesem Punkt dem coop den Punkt zuzusprechen.
Wo war ich?
coop hat also, wie gesagt, eine beeindruckend grosse Auswahl an Fertiggerichten. Und weil ich gerne mal etwas Neues probiere, liess ich mich verleiten, einen von «Abbelen’s kebab»s zwecks Stillung mittäglichen Hungers käuflich zu erwerben. Beschrieben ist die mit einem Foto eines appetitlich anmutenden Döners versehene bunte Verpackung wie folgt:
NEU/NOUVEAU/NUOVO: Fladenbrottasche mit Hähnchen-
fleischzubereitung, gegart, und leckerer Sauce
[…]
MIT PACKUNG
IN DIE MIKROWELLE
FERTIG IST DER KEBAB!
Zur Illustration hier noch ein Bild derselbigen:
Nun gut! Ein Kebab mit «leckerer Sauce» ist selten genug, und wenn schon lecker draufsteht wird ja wohl doppelt lecker drin sein! Also flugs in die Mikrowelle damit.
Das schöne an so einem Mikrowellengerät ist ja, dass bereits nach wenigen Sekunden ein *binnngggg* das Ende der Wärmzeit verkündet. Einem hungernden Magen kann somit innert kürzester Zeit Linderung verschafft werden.
*binnngggg* machte es, und ich öffnete die Packung. Es präsentierte sich mir folgender Anblick:
Nicht schlecht! Der Duft von warmem Kebabfleisch stieg mir bereits in die Nase, und mein Mund war drauf und dran, sich mit Wasser volllaufen zu lassen, schliesslich meldete der Magen ununterbrochen «Hunger! Hunger!» Ich wollte ihn nicht länger warten lassen und entledigte den Döner endgültig seiner Verpackung, mit anderen Worten: Ich enthob die Verpackung ihres Inhaltes. «Behold!» spräche nun ein Engländer, ich aber schreibe: Jessesgott. Schau dir mal das an:
Dies ist der Moment, wo sich das Hungergefühl auf magische Art und Weise im Nichts auflöst und man sich urplötzlich satt fühlt, bevor man den ersten Bissen zu sich genommen hat. Das knackig-frische Gemüse suchst du auf dem Foto vergebens, auch in den tieferen Schichten der undefinierbaren Füllung ist es nicht zum Vorschein gekommen. Die Fotos des Essvorgangs erfüllen leider die eidgenössischen Hygienevorschriften nicht, so dass ich sie hier nicht publik machen kann, ohne eine Busse des Gesundheitsamtes zu riskieren. Ebensowenig darf ich wohl festhalten, dass mich die Masse zwischen den gummiartigen Brothälften eher an Gekotztes rezykliertes Essen als an Hähnchenfleisch mit leckerer Sauce erinnert. Und der Geschmack? Naja … sagen wir mal: Die versalzenen Teigwaren heute Abend schienen mir eher fad im Vergleich zum mittäglichen «Kebab».