Einmal Robocop sein

Ich war einkaufen! «Wow», denkst du dir und gähnst. Ich habe selber bezahlt! «Hobla», murmelst du und wendest dich ab. Und ich habe auch selber einkassiert! «Ööh? Was?» entfährt es dir, und schon besitze ich deine volle Aufmerksamkeit.

Lasse mich dir erzählen!

In der Bahnhofsmigros gibt’s offenbar seit zwei Wochen diese neuartigen Ich-scanne-meine-Einkäufe-lieber-selber-Terminals (kurz: IsmElsTs). Ich aber habe diese vorhin zum ersten Mal gesehen und konnte nicht umhin, mich als Kassier zu versuchen.

Eine unerchannte Sache, das! Sachte tastete ich mich zum Terminal vor und beäugte dieses Ding eingehend: Bildschirm, Ablagefläche mit integriertem Scanner und – das Beste am Ganzen! – eine Laserpistole! Ein Kribbeln erfasste meine Finger, und ich begann, meine Einkäufe elektronisch zu erfassen: Laserpistole behändigen und dann Los!

Zielen, abdrücken, PIEP! – Lauch (Schweiz), 95 Rappen. Zielen, Abdrücken, PIEP! – Rindsbouillon Bon Chef, 5 Franken 40! Und weiter geht’s: PIEP – Karotten, PÄNG – Kabis, ZAPP – Pouletsaltimbocca (alles aus der Schweiz), WUSCH – Güezi, PLOPP – Speisesalz, ZING – Chips, FLUPP – Cumulus erfasst!

Wie Robocop kam ich mir vor mit meiner Laserpistole, immer scharf am schiessen, immer hart am Strichcode, immer dicht am Preis!

Doch wie alles Schöne hatte auch die Laserpistolenschiessorgie einmal ein Ende und es ging ans Bezahlen. «Weiter», drückte ich mit meinem Finger, und: «Ich habe alle Waren eingescannt». Dann wählte ich, dass ich mit Kredit- oder Debitkarte bezahlen wollte und nicht etwa mit Migrosgeschenkgutscheinen oder Cumulusrabattmarken. Weiter bestätigte ich, ich hätte keine weiteren Wünsche und «Ja, weiter zum Bezahlvorgang». Mir dämmerte, dass im Vergleich dazu die Bedienung des SBB-Ticketshops geradezu ein Kinderspiel ist.

Die nächsten Schritte: Karte rein, Karte raus, Karte wieder rein (nur diesmal in der richtigen Richtung), PIN eingeben, Karte raus, Quittung einstecken und fertig.

Was für ein Abenteuer!

Womit wir nahtlos beim nächsten Thema angelangt sind: Abenteuer, sprich: Abendteuer. Ist der Abend teuer? Oder: wie teuer darf ein Abend sein? Und: wenn er kostet, ist es besser, ihn selber einzukassieren, oder soll die Bedienung der Laserkanone professionellem Verkaufspersonal überlassen werden? Lohnt sich der Aufpreis zu einer teureren Laserkanone, wenn diese mit Ökostrom betrieben wird?

Ich bin abgeschwoffen und schwenke zurück zum Kern des Beitrages. Hätte ich nicht einfach bescheissen können, nur die Hälfte der Waren scannen und mit dem grossen Reibach von dannen ziehen? Überlegt habe ich mir das natürlich schon, nur wurde jedweder Ansatz krimineller Handlung von der Anwesenheit einer offiziellen Migrosmitarbeiterin, welche den ganzen Prozess zu supervisieren schien, bereits im Keim erstickt. Besser so, denke ich mir. Nur: Wo liegt der Vorteil für die Migros, wenn das von den Kassen abgebaute Personal für die Überwachung unredlicher Kundschaft eingesetzt werden muss?

Der Vorteil befindet sich wohl eher auf Seiten der Kunden. Denn mit Laserpistole bewaffnet einmal Robocop spielen zu können ist ein Erlebnis, das wohl niemand missen möchte.

Schritt 2: Die Löschung

Ja, es gibt sie noch, die Wunder dieser Welt. Als eines davon sehe ich die Tatsache, dass es offenbar wirklich möglich ist, sein Facebookkonto definitiv zu löschen! Und ich dachte ja, man könne es bloss deaktivieren.

Also, ja, gut, ich meine, was heisst schon «definitiv löschen»? Das weiss natürlich niemand. Die Daten werden wohl trotzdem auf immer und ewig auf einem dubiosen Server gespeichert bleiben – aber egal! Zum Punkt:

Mein geschätzer Arbeitskollege R. S. hat mich auf dieses Wunder aufmerksam gemacht, indem er mir diesen Link hat zukommen lassen:

http://www.simonrueger.de/Facebook-Konto-loeschen-oder-deaktivieren-fuer-immer.html

Ich nehme dies zum Anlass, es gleich selber auszuprobieren und klicke mich also durch den Dschungel:

Hilfe → Verwalte dein Konto → Deaktivierung, Löschung & Konten im Gedenkzustand → Wie kann ich mein Konto dauerhaft löschen?

… und dort schliesslich auf den Link «fülle dieses Formular aus«.

Es präsentiert sich mir die Facebook-Login-Seite. Ah, blöd. Nun war die Deaktivierung für Nichts, denn zum Löschen muss ich mein Konto offenbar wieder reaktivieren. Also flugs eingeloggt, und den Klickmarathon erneut ausgeführt.

Ein finaler Klick auf «Mein Konto löschen», gepaart mit einer allerletzten Eingabe meines Passwortes, vollführt dann das vermeintlich unmögliche Husarenstück und löscht, naja, vielmehr: «löscht» mein Konto. Denn sollte ich mich innerhalb der nächsten 14 Tage noch bei Facebook einloggen, wird mein Löschantrag storniert. Erst in zwei Wochen werde ich also endgültig facebooklos sein. Hallelujah!

Jahresstart mit Abschied

Manchmal, wenn nichts geschieht, muss man halt etwas zum Geschehen bringen, damit die Welt etwas zu lesen hat.

Ich hätte ja durchaus ein Geschehnis zu beplappern gehabt, denn: Im öffentlichen Ghüderchübel bei der Weissenbühltramhaltestelle, der sowieso stets von privat entsorgtem Kehricht überquillt, befand sich gestern Abend nebst allerhand anderem Gerümpel noch ein Papiersäckchen vom Möbelpfister, gefüllt mit privatem Unrat. Ich wollte mich nun darüber beschweren, dass sich nicht einmal jene Leute, die es vermögen, beim Möbelpfister einzukaufen, die teuren, teuren Gebührensäcke für die ordentliche Müllabfuhr leisten können. So weit heruntergekommen ist also unsere Wirtschaft schon!

Aber eben, als ich dann heute Morgen das Beweisfoto schiessen wollte, war der Ghüderchübel bereits geleert und dadurch der Pfistersack weg, und ohne Bild macht eine solche Geschichte nicht einmal mehr halb so viel her, weshalb ich nun auch darauf verzichte, davon zu schreiben.

Und weil ich nicht darüber schreiben kann, habe ich eben etwas zum Geschehen bringen müssen. Ich habe mich also dazu entschlossen, mein Facebook-Konto zu löschen.

Die Zeit war schön mit Dir, doch ohne Dich werde ich sie noch mehr geniessen.

WAAAS?!? Du löschisch eifach di Feissbuckakkaunt?! Geits no?

Jaja, mir geht’s gut, sehr gut sogar, danke. Ich habe mein Facebook-Konto in den letzten Monaten so gut wie nie benutzt, und so ist es mir nicht schwer gefallen. Wer mich finden will, findet mich relativ unschwer über Google, und wer nicht nach mir suchen mag, hat mich auch nicht verdient. Und zur Not bleibt ja noch Google+.

Das Löschprozedere war aber vielleicht eine Fuer! «Löschen» kann man es zwar nicht nennen, denn ein Facebookkonto kann man lediglich deaktivieren, aber auch den Deaktivationslink habe ich gute 10 Minuten suchen müssen. Gefunden habe ich ihn schliesslich in den Kontoeinstellungen beim Menupunkt «Sicherheit». Es scheint also eindeutig sicherer zu sein, das Konto zu deaktivieren. Noch sicherer ist es wahrscheinlich, gar nicht erst ein Konto zu eröffnen.

In diesem Sinne wünsche ich allen einen guten Start ins neue Jahr. Und mir wünsche ich viele facebooklose Stunden. Ich werde meine Zeit sehr wohl anders auszunutzen wissen.

Gute Nacht!

Die Entlassung

Unfassbar unspektakulär ging das vonstatten. Von den angedrohten anderthalb Stunden verbrachte ich gerade mal einen Bruchteil am Abgabeort, um mich vom Wehrdienste loszusagen. Nach kaum zwanzig Minuten war der Spuk vorüber. Aber von Vorne.

Der geneigte  Leser weiss vielleicht, dass ich, braver Bürger, der ich bin, meine Wehrdienstpflicht gehorsam und ohne zu murren absolviert habe, und so endlich – endlich! – meinen allerallerletzten Marschbefehl bekommen habe, der mich dazu aufforderte, meinen Plunder zurückzugeben, eine Aufforderung, welcher ich natürlich mit Freuden nachzukommen gedachte. Ich war ein wenig spät dran am Morgen, immerhin ist 0930 auch eine gar unchristliche Zeit, und so braucht sich niemand zu wundern, wenn ich ein bisschen verspätet auftauche. Mein knappes Zeitbudget erlaubte es denn auch nicht, dass ich, wie per Brief vorgängig angeordnet, meine Grundtrageinheit 90 in ihre Einzelteile zerlegte, und so erschien ich halt mit assembliertem Gstältli um ca. neunuhrfünfunddreissig in der Kaserne.

Nicht, dass dies überhaupt jemanden interessiert hätte. Ich hätte wohl auch erst um 10 Uhr oder Nachmittags um 3 kommen können. Ich trat in die Turnhalle ein (Gebäude 13C) und wusste zuerst gar nicht, was ich zu tun hatte. Wohl gewahrte ich die Einkaufswagen, die dort in einer Reihe warteten, auch sah ich den Parcours, der mich entfernt an einen Hindernislauf gemahnte, und ich registrierte auch die Männer (denn Frauen hatte es keine), die mit gefüllten Einkaufswagen ebendiesen Parcours absolvierten. Aber weder wurde ich in Empfang genommen, noch willkommen geheissen, noch fand ich eine Anleitung, was von mir verlangt wurde. Also schaute ich mich zuerst einmal mit grossen Augen um und staunte in die Halle.

Da fiel mir ein Schild auf, welches, wie mir bei näherer Betrachtung klar wurde, einen behelfsmässig hingemalten Einkaufswagen im Querschnitt darstellen sollte. Schematisch war darauf angegeben, wie man sein ganzes Material in seinen Wagen zu schichten hatte, damit bei der Abgabe alles reibungslos in der richtigen Reihenfolge wieder daraus entfernt würde werden können. Ein genialer Plan! Da hat sich jemand etwas überlegt! Ich war beeindruckt und begann zu schichten, nachdem ich mein GT in seine Einzelteile zerlegt hatte.

Mit vollem Einkaufswagen machte ich mich auf dem Parcours. Beim ersten Posten fasste ich mein Dienstbüchlein zurück. «Friedli, Manuel», meldete ich mich. Die Dame am Computer meinte: «Ah, dasch itz luschtig, e Friedli hani itz doch ersch grad gha!» und ich antwortete: «Aha, soso, potzblitz!» ohne mir weiter etwas dabei zu denken und machte mich auf zum nächsten Posten, der Waffenabgabe, obwohl ich gar keine Waffe habe, aber kontrolliert muss das offenbar trotzdem sein, und das ist gut so.

Beim Posten war bereits ein Einkaufswägelischubser vor mir da, und so stellte ich mich hinten an. Wie so oft, wenn ich warte, drehte ich Däumchen und schaute mich um, unter Anderem musterte ich natürlich auch den sympathischen jungen Mann, der da vor mir seine Pistole zurück in die Obhut des Vaterlandes gab. Und da traf mich beinahe der Schlag. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen, wer dieser «Friedli» war, der gleich vor mir beim Computerfräulein gewesen war: Kein anderer war es als derjenige welcher, der Friedli, der Tobias, der Schlagzeuger des Swiss Jazz Orchestra!

Schüchtern, wie ich bin – wer mich nicht kennt, weiss das -, machte ich keinen Mucks sondern wartete (wahrscheinlich mit andächtig geöffnetem Mund und leicht debilem Gesichtsausdruck) geduldig, bis ich an der Reihe war.

Da ich keine Waffe abzugeben hatte, durfte ich gleich weiter zum nächsten Posten, und hier überholte ich den Herrn Friedli bereits, der noch mit seinem GT zugange war und all die unzähligen Taschen und Riemen demontierte. Scheint wohl am Nachnamen zu liegen, dass man sich nicht unbedingt an das hält, was in den Briefen vom Militär steht.

Item. Ich gab nach und nach mein ganzes Zeug ab, und nachdem ich meinen Einkaufswagen zurückgegeben hatte, erwartete mich ein Oberst Sowieso vor dem Ausgang, um sich bei mir zu bedanken für die geleisteten Diensttage. Mir lag auf der Zunge:

Scho guet, müesst nech nid äxtra bi mir bedanke, es isch ja nid freiwiuig gsi, was i da gleischtet ha, vo däm här chöit dr nech’s eigentlech grad spare.

Da ich aber mein Abschiedspräsent nicht aufs Spiel setzen wollte, beherrschte ich mich brav und sagte lediglich: «Bitte, das isch gärn gscheh, Ufwiederluegemerssischön!» und nahm mein Geschenk entgegen.

Und auch Du hättest für dieses schöne Geschenk gelogen, dass Dir beinahe die Zunge abfällt, denn siehe:

Wie schön die Verpackung ist! Wie hübsch die Schweizerfahne flattert! Was da wohl drinstecken mag?

Wooow – ein Päckli! Das verspricht Spiel, Spass UND Spannung in einem! Und gespannt war ich tatsächlich derart, dass ich, kaum draussen, das Paket öffnete und meinem Gwunder Linderung verschaffte.

Und was steckte drin?

Ein Pack Militärbiscuits und ein Riegel Schweizer Offiziersschokolade. Naja, es hätte schlimmer kommen können.