Weiswein

Glühwein kennt man ja, insbesondere zu dieser Jahreszeit, die von den kalten eine ist; der Glühwein bringt kalte Glieder auf Touren und Zungen zum Glühen, wenn er unmittelbar genossen.

Ebenso ein Begriff dürfte der Rotwein sein; gerne zu Mahlzeiten genossen, bisweilen aber auch ohne zusätzliche Mahlzeit ein Genuss, gehört er zu unserem Kulturgut wie der Rütlischwur und die Bettflasche.

Der Kenner weiss: Zum Apéro gönnt man sich ein Gläselein Weisswein; Yvorne, Epesses, Fendant, Johannisberg und Heida, wie sie alle heissen. Wer’s mag, dem ist’s Genuss.

Selbst den rosenroten Wein gibt es, beispielsweise den Rosé Gamay. Auch ihn trinkt mancher Zeitgenosse gerne, auch er hat somit seine Daseinsberechtigung.

Eines aber ist allen Weinen gemein, wenngleich in unterschiedlichem Ausmasse: der Alkohol. Und der gebildete Mitmensch weiss: Aukohou macht d Bire hou, zu Deutsch: «Übermässiger Alkoholkonsum kann ihr Denkvermögen beeinträchtigen». Jedoch! Fürchte dich nicht, denn die Rettung ist nah! Mit jenem Getränk, das vorzustellen ich Dir, Leser, Leserin, nun gedenke: Dem Weiswein:

Er macht dich weise, je mehr du dir von ihm einverleibst, zumindest macht das der Name glauben. Mit einem gehörigen Schluck Weiswein intus stellst du wohl sogar Gandalf, den Weisen in den Schatten. Drum trinke ihn nur recht oft, den Weiswein, auf dass du weise werdest!

Was lernen wir daraus? Folgendes:

Es kommt einer Sünde gleich, montagabends den Besuch der Monday Big Band Jazz Night im Huerebibeli zu verpassen, denn ohne sie erlebt man nichts und hat entsprechend wenig zu schreiben.

Gute Nacht!

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Groove: Die beste Medizin

Kränkelig fühlte ich mich allenthalben, am Montagabend, und wusste nicht so recht, wie es mit mir weitergehen sollte. Ich werweisste: Bleibe ich zu Hause, kuriere mich mit Wadenwickeln und bitterer Medizin, damit ich mich morgen wieder ins Büro schleppen mag und nach einem verpatzten Wochenstart halbherzig in die Tasten greife? Oder fasse ich mir ein Herz, nehme den weiten weg ins Hübeli auf mich, gönne mir heisse Rhythmen, die mir sicherlich mehr einheizen als der heisseste Kamillentee, damit ich morgen voller Elan programmiere, was das Zeug hält, den besten Code meines Lebens® schreibe und also nicht nur glücklich bin, sondern damit auch unsere Kunden glücklich mache?

Zugegeben: Eine rhetorische Frage. Mein Herz fasste ich mir allerdings erst, als das Swiss Jazz Orchestra mutmasslich bereits zu spielen begonnen hatte, und kam darum viel zu spät. Ich sagte mir, wenn’s mich putzt, dann will ich die letzte Ölung wenigstens bei guter Musik erleben! Im ersten Set erwischte ich dann nur noch 2 ½ Stücke, merkte aber schon nach den ersten Takten, dass meine Entscheidung die goldrichtige gewesen war: Mein Herz ging auf und der Schnupfen schwand, so eine Groove Night tötet eben alle Bakterien zuverlässiger als Novartis und Ciba-Geigy zusammen! Das obligate Bärner Müntschi in der obligaten Pause – welche diesmal etwas länger dauerte, da sich der den abwesenden Till Grünewald ansagetechnisch vertretenden Adi Pflugshaupt gemäss eigener Aussage die Ansagen fürs zweite Set noch aus den Fingern zu saugen hatte – das Müntschi, sagte ich, sollte sein übriges dazu tun, was es auch tat.

Nur hatte ich die Rechnung ohne den für den Abend musikalisch verantwortlich zeichnenden Philip Henzi gemacht: Hatte der Schlingel als zweitletztes Stück des Konzerts doch tatsächlich den Oberturbinenklassiker Give It Up von Randy Brecker aus dem Fundus gekramt! Give It Up! Was kann es Besseres geben, um einen Schnupfen loszuwerden!? NICHTS! Es ist das Allheilmittel schlechthin! Ich fühle mich noch immer derart fit, ich glaube, ich geh› nachher schnell einen Baum ausreissen.

Mein innerliches Mitgetanze – äusserlich verhielt ich mich absolut unauffällig – mag wohl seinen Anteil an meinem Entschluss gehabt haben, indem es meine Hirnzellen so richtig durchschüttelte. Der Entschluss, den ich fasste, lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Für jedes mal, da das SJO Give It Up spielt (und ich am Konzert anwesend bin) unterstütze ich das Wema-Kit-Projekt, pardon: We-Make-It-Projekt mit weiteren 50 Fränkli. Einfach so, weil Give It Up MINDESTENS sövel wärt ist. Ich schlage vor, du, Leser, Leserin, tust es mir nach.

Hossa!

SJO zum Elften!

Die Saison ist eröffnet! Die sage und schreibe Elfte (für mich leider erst die siebente, wie ich meinem ersten Beitrag zum Thema entnehme)! Das Swiss Jazz Orchestra rettet uns wieder durch die dunkle Jahreszeit und konzertiert fortan bis im Mai jeden Montagabend im Huerebibeli, um allen Jazzliebhabern den Start in die Woche zu erleichtern!

Zu recht. Es sollte das ganze Jahr über Saison sein, denn es erleichtert den Wochenstart ungemein, und nicht nur das: Ein Montagabend im Hübeli darf durchaus als lehrreiche Veranstaltung bezeichnet werden. Ich zum Beispiel habe gestern folgendes gelernt:

  • Tobias Friedli macht an seinen Trommeln und Becken wirklich Musik, das ist kein sinnloses Draufgehaue! Ganz grosses Kino!
  • Der Bruder von Thad Jones hiess Elvis Jones. Meine Schlagzeugunterrichtshefte enthalten also allesamt Druckfehler.
  • Tobias Friedli ist fantastisch!
  • Sopransax ist wunderschön, und immer melancholisch. Ganz der Ludmilla entsprechend.
  • Hab ich schon erwähnt, dass ich ein grosser Fan von Tobias Friedli bin?
  • Ein Bärner Müntschi kostet im Bierhübeli nach wie vor CHF 6.50, was angesichts der Flaschengrösse von 33 cl als viel erscheinen mag (und gerne erinnern wir uns an einen Beitrag auf diesem Blog vom 17. Dezember 2007), sich vor dem Hintergrund der exzellenten Bierqualität jedoch relativiert, wobei hier nicht weiter vertieft werden soll, ob es korrekt ist, eine Volumenangabe als «Grösse» zu bezeichnen.
  • Ach ja: Tobias Friedli ist echt einfach eine Kanone am Schlagzeug!

Und zum Schluss noch dies: Wer das SJO, diese sensationelle Big Band, unterstützen will, der und/oder die geht erstens jeden Montag Abend brav ins Bierhübeli und Applaudiert artig, und zweitens hilft er und/oder sie mit, den zehnten Geburtstag zu sponsorn! «Crowdfunding» (in etwa: HaufenFundierung) nennt sich dieses neudeutsche Zeug, bei dem idealistische Spender ihr sauer verdientes Geld einem Projekt spenden, das sie für würdig erachten, ihr sauer verdientes Geld gespendet zu bekommen. Ich bin so ein Idealist, habe mein bescheidenes Scherflein bereits beigetragen und hoffe nun, eine signierte Geburtstags-Doppel-CD dafür zu erhalten. Die erhalte ich aber nur, wenn auch die restlichen CHF 4’725.- noch zusammenkommen, also los, hopp! Spenden! Unter https://wemakeit.ch/projects/10-jahre-swiss-jazz-orchestra geht’s los!

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Salve! Oder doch buongiorno?

Ferien im Tessin sind schon eine ganz famose Sache! Jedermann weiss: Im Tessin, da scheint immer die Sonne, im Tessin, da werden Rotwein getrunken und Polenta gegessen, im Tessin, da sind die Menschen freundlich und die Tiere lecker, im Tessin, da grünen die Bäume und blühen die Blumen und sowieso ist im Tessin die Welt einfach in Ordnung, denn hier herrschen italianità und vino rosso!

Kein Wunder also, dass wir eine Woche im sonnigen Süden der Schweiz verbrachten. Und da ein altes Sprichwort uns lehrt, dass einer, so er denn eine Reise tue, von derselbigen auch etwas zu erzählen habe, wollten wir unsere zweifelsohne interessanten Erzählungen mittels Postkarten in der Welt verbreiten, schliesslich gebietet schon der Anstand – der mir bekanntermassen innewohnt -, Freunde, Bekannte und entfernte Verwandte über ferienhalber Erlebtes stets auf dem neuesten Informationsstand zu halten.

Postkarten hatten wir bereits Anfang Woche gekauft – nicht, dass das noch vergessen geht, neinnein, da sind wir organisiert, da denken wir dran, da überlassen wir nichts dem Zufall! Mit schreiben haperte es hingegen ein wenig, denn wie gesagt scheint im Tessin immer (immer!) die Sonne und es ist sommerlich warm (35°C+, auch im Spätherbst, schon klar!), und so kommt man vor lauter schwitzen gar nicht zum schreiben, denn wer bekäme denn schon gerne eine Postkarte mit Schweisstropfen zugeschickt, also ich jedenfalls bestimmt nicht, und so harren also immer noch die Karten ihrer zugedachten Tinte. Siedendheiss fiel mir dann heute Morgen auch noch ein, dass eine Reise mit der Post auch für ein nur wenige Gramm schweres Stück Karton nicht umsonst ist, und man – als Fahrkarte sozusagen – dieses mit einer Briefmarkte zu versehen hat, will man den zuverlässigen Transport sicherstellen. Da morgen die Heimreise dräut und heute Samstag ist, blieb keine andere Möglichkeit, als den Erwerb der benötigten francobolli noch heute zu bewerkstelligen. So quälte ich mich notgedrungen in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett, denn die Post schliesst samstags bereits um 11 Uhr (!), und machte mich auf den Weg zum ufficio postale, kaufte venti francobolli, per favore, graziearrivedercibuonadomenica, und stapfte den steilen Weg zurück zum Häuschen.

Auf dem Rückweg begegnete ich anderen Frühaufstehern, kein Mensch weiss, was die bereits um diese unchristliche Zeit aus den Federn getrieben haben mag! Trotzdem grüsste ich höflich, schliesslich wohnt mir – ich erwähne es gerne erneut – der Anstand inne, und sprach ein lupenreines «Buongiorno» (der regelmässige Leser dieses Blogs mag sich eventuell an mein lupenreines Italienisch erinnern, welches ich vor circa genau einem Jahr bereits einmal thematisiert hatte). Im Gegensatz zu damals wurden mir aber keine widerlichen Brocken züritüüscher Mundart entgegengeschleudert, sondern einmal ein buongiorno, einmal ein ciao und einmal ein salve.

Oooh! «Salve»! Wie ein alter Römer kommt man sich vor, wie Caesar höchstpersönlich, wenn man mit salve seine Mitmenschen begrüsst! Fest nahm ich mir vor, meinen nächsten Grusspartner mit einem innigen salve! zu beglücken und begann bereits mit aufwärmenden Zungenübungen, damit es mir dann auch leichter von den Lippen rollen würde. Bereits vernahm ich hinter der nächsten Ecke der verwinkelten Gassen näherkommende Schritte und mein Puls schoss in froher Erwartung um mindestens das anderthalbfache in die Höhe, die Hände wurden feucht und zittrig und der Mund trocken – ideale Voraussetzungen für einen lateinischen Gruss, der sich gewaschen hatte! Ich setzte an, tief Luft zu holen, um dem unbekannten Entgegenkömmling eine Salve salve! entgegenzuschmettern, da bog dieser um die Ecke und entpuppte sich als älterer, vornehmer Herr mit eingegipstem Arm, dem ich unmöglich mit einem ordinären salve begegnen konnte, weswegen ich halt ein verlegenes buongiorno brösmelte und wie ein geprügelter Hund weiterzottelte.

Es ist wirklich ein Kreuz mit der fremden Sprache.

Und zum Schluss noch dies: Letzte Nacht hat es geschneit. Hier. Im Tessin. Die Welt ist aus den Fugen.