Ja, Schäääääisse, Mann! Hast du das miterlebt? Ich meine, Hallo?!, Botzhockabode u Heimatabenand, hat das jetzt gehagelt! Das letzte Mal hab ich das Anno 2004 erlebt! Willst du sehen? Da, beim violetten Pflatsch in Bern:
Gerade noch rechtzeitig waren wir zu Hause, um die Blumentöpfe vom Balkon in den Luftschutzkeller zu zügeln. Glück gehabt!
Es kommen viele, viele Abstimmungen auf uns zu am übernächsten Wochenende. Keine Frage, dass ich mir da noch nicht überall eine Meinung gebildet habe. Klar, jene zur Milchkuhinitiative ist gemacht, aber dann kommen ja noch 4 weitere dazu, und dabei haben wir von den kommunalen Abstimmungen noch nicht mal gesprochen! Es erwartet uns also eine Lawine von Vorlagen, über die wir zu befinden haben.
Eine davon ist die Stadtberner Viererfeldabstimmung: Verdichtet bauen und damit der Zersiedelung entgegenwirken? Aber sicher doch! – Eine grosse, freie Grünfläche inklusive Schrebergärten inmitten der Stadt mit schnöden Wohnungen überbauen, die voraussichtlich nur für Gut- und Besserverdienende erschwinglich sein werden? Sicher nicht!
Und schon habe ich meinen Klintsch, vom Engländer gerne auch clinch genannt, und weiss nicht, ob ich das Kreuz bei «Ja» oder «Nein» machen soll. Was bleibt mir als aufgeklärtem Bürger der Neuzeit da noch übrig? Richtig – ich mache mich im Internet schlau!
Beginnen tut meine Recherche natürlich an offizieller Stelle: Im Abstimmungsbüchlein steht, man könne das vollständige Protokoll der Stadtratssitzung unter der Adresse www.ris.bern.ch/sitzungen.aspx einsehen. Ich tippe die Adresse also ein und damit ist meine Suche auch schon am Ende angelangt, denn was finde ich unter angegebener Adresse? Folgendes:
Schon rege ich mich meinem cholerischen Naturell entsprechend auf, verfluche die Anfänger in der Stadtbernischen Informatikabteilung und blättere weiter im Abstimmungsbüchlein, bis ich auf eine Telefonnummer stosse, unter welcher weitere Informationen zur Vorlage zu beziehen seien. Ich wähle und warte, derweil meine innere Töibi einer überheblichen Besserwisserei Platz macht im Wissen darum, dass ich als IT-Experte mit längstjähriger Erfahrung im Bereich von Webentwicklung dem in Kürze das Telefon abnehmenden Frölein sowas von einer Standpauke werde halten können, dass mir ganz wohlig-warm ums wutbürgerliche Herz wird.
Da endet der Klingelton und es meldet sich tatsächlich ein Fröilein – jedoch eines ab Band. Das Telefon sei von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr besetzt undsoweiterundsofort, und da mittlerweile 12:18 ist, kann ich meinem Ärger vorerst lediglich dadurch Luft verschaffen, dass ich ebendiesen hier Beitrag schreibe.
Und derweil ich am Schreiben bin und gerade so richtig – aber so richtig! – in Fahrt komme, mir jedwelche Beleidigung für diese unfähigen, trotteligen und nichts-könnenden IT-Troglodyten der Stadtverwaltung ausdenke, tippe ich die Adresse aus dem Abstimmungsbüchlein in den Beitrag ein, mache einen Link daraus, klicke darauf … und muss alle Beleidigungen, Schmähungen und Diffamierungen kleinlaut runterschlucken, als plötzlich – oh Wunder! – die gesuchte Seite problemlos auf meinem Bildschirm erscheint.
Ich wundere mich, kratze mich fragend am Kopf und will ergründen, weshalb es nun plötzlich funktioniert. Die Erklärung ist so einfach wie peinlich – und zwar für mich, habe ich mich doch beim ersten Mal ganz einfach vertippt und «.apsx» statt «.aspx» geschrieben. Nun kann ich nur noch froh sein, dass ich das arme Fröilein während der Mittagspause nicht erreicht habe und hoffe, dass nie jemals irgendjemand von meinem peinlichen Lapsus erfahren wird.
Was ich abstimmen soll, habe ich derweil immer noch nicht herausgefunden. Hast du mir einen Tipp?
Dass ich als Bähnler und Grüner gegen die Milchkuh-Initiative sein muss, versteht sich von selbst. Umso grösser war meine Freude an der originellen Illustration, die mir mit dem VCS-Propagandabrief heute ins Haus geflattert ist:
Um der Quellenangabe genüge zu tun, sei gesagt, dass auf der Rückseite der Vermerk «Illustration: Müller Lütolf/Pasquale» steht, was mich zum Schluss führt, dass Pasquale Herren vom Atelier Müller Lütolf für das Bild verantwortlich zeichnet. Meine herzliche Gratulation zur gelungenen Darstellung dieses mörderischen Rindviehs!
Ich war auf dem Arbeitsweg – ungewöhnlich früh für meine Verhältnisse – und trottete dem Trottoir entlang zum Tram, als ich mich plötzlich überglücklich schätzte, nicht aufs Handydisplay fixiert gewesen zu sein, sondern elektronisch unbeschwert dahinzugehen. Andernfalls wäre ich wohl direkt auf das kleine Vögelein getreten, das da nackt und tot vor mir auf dem kalten Asphalt lag.
Die Augen übergross und mit blauen Lidern verschlossen, der Schnabel breit und gelb, das filigrane Körperchen noch beinahe gänzlich unbefiedert war es wohl aus seinem Nest gefallen und fand so auf dem Trottoir den Tod.
Ich konnte mich gerade noch beherrschen und schoss kein Foto von diesem traurigen Anblick. Das Küken zu bergen und feierlich in einem Blumenbandeli zu beerdigen, dazu konnte ich mich freilich auch nicht durchringen. Und so liegt es wohl noch immer an derselben Stelle in der Nähe des Sulgenau-coop und wartet auf die totale Verwesung.
Es ist dies der ewige – wenngleich im konkreten Fall etwas traurige – Kreislauf des Lebens.
Heute Morgen im Nünitram: Es knackt im Lautsprecher und eine verrauschte Frauenstimme meldet sich:
«Liebe Fahrgäste. Auf der Linie Neun ist aufgrund einer Fahrzeugpanne die St-«
Mir scheint, als ob heute Morgen auch der Lautsp- unterbrochen sei. Henu, nehmen wir halt den Fuss und kommunizieren mit dem Mund. Bis man mir die unterbricht, bleiben mir hoffentlich noch ein paar Jahrzehnte.