Die Engländer sind schon ein lustiges Völklein. Nur gewisse kulturelle Unterschiede zu den hiesigen Gepflogenheiten lassen sich auch unter grosszügigstem Augenzudrücken nicht wegdiskutieren. Ich durfte dies anlässlich des zweiten Englandaufenthaltes meines Lebens feststellen.
Nachdem ich bereits Anno MMVI mit der RBB einige Tage bei den Briten verbrachte, war auch diesmal die RBB die treibende Kraft hinter der Reise. Jedoch ging’s nun nach Cornwall, wo wir in Bugle am West of England Bandsmen’s Festival teilnahmen. Lassen wir aber die musikalischen Nebensächlichkeiten beiseite und widmen uns den eingangs erwähnten kulturellen Differenzen, als da wären:
- Natürlich der Linksverkehr. Besonders herausfordernd, wenn man zu Fuss einen Kreiseverkehr zu queren gedenkt. Des Nachts. Ohne Fussgängerstreifen. Muss ich nun rechts oder links Ausschau halten? Oder hinten oder vorne?? Das zerliest einem das Hirn!
- Das bittere Leitungswasser. Hatte ich auch im letzten Beitrag schon lobend (?) erwähnt.
- Dem Engländer scheint das Konzept der Klobürste gänzlich fremd zu sein. Auf keiner einzigen Toilette bin ich dieser praktischen Erfindung ansichtig geworden.
- KAFFEE!!! Jessesgott, als ich beim ersten Frühstück im Hotel einen schwarzen Kaffee aus dem Automaten liess und ihn trinken wollte, klappten sich mir nebst den Zehennägeln auch die Nasenhaare und die Hühneraugenlider auf. Untrinkbar, diese Brühe! Erst im Nachhinein bemerkte ich, dass der Kaffeeautomat tatsächlich ein Nescaféautomat zu sein schien. Buääh. 🙁
- Selbst bei Nieselregen und knapp arktischen Temperaturen begibt sich der Engländer in kurzer Hose auf die Strasse. Jetzt ist Sommer, also ist’s draussen gefälligst warm! scheint er sich dabei eisern zu denken. Bewundernswert!
- Meine geliebten Empanadas, die ich noch bis vor kurzem für eine Erfindung eines findigen Argentiniers gehalten hatte, stammen offenbar ursprünglich gar nicht aus Südamerika, sondern aus Cornwall und erfreuen sich dort unter dem Pseudonym pasty grösster Beliebtheit. Lecker, sage ich da!
- Unter «Good food» versteht man zumindest im Bugle Inn etwas Anderes als der gemeine Kontinentaleuropäer. Die Maxime scheint zu lauten: «Was nicht im Fett schwimmt, ist auch nichts wert», und so bekommt der Bünzlikuhschweizer fritteli seine Pommfritz und Hühnerflügel halt tropfnass. Und nicht nur er.
- Pommes frites heissen dort chips, und Chips sind crisps. Da soll noch jemand drauskommen!
- Falls ein Lavabo über Kalt- und Warmwasser verfügt, so ist es die Regel, dafür auch zwei separate Wasserhahnen zu montieren. Ein Mischen der ungleich temperierten Wassermassen wird hierdurch erfolgreich verunmöglicht. Sollte sich ein Spengler die Unverschämtheit erlaubt haben, eine hierzulande hinlänglich bekannte Mischbatterie zu installieren, darf dieses Lavabo seinen Regelbetrieb nicht ohne umfangreiche Warnbeschilderung aufnehmen. Ein Müsterchen gibt’s hier vom Flughafen in Bristol:
Mehr habe ich nicht anzufügen, nur eines noch, um es mit Endo Anacondas Worten auszudrücken: Nei, säg nüt, Fräne, s het gfägt, gfägt hets!
Gute Nacht.
du arme cheib – itz muesch ouno ds ängland ga bügle!
Gell! 🙁
Also diesen Warnkleber hat’s nicht nur im (extrem seltenen) Fall des Mischhahnens, sondern eigentlich immer. Bei mir war die diesbezügliche Krönung das Lavabo im Flughafen Edinburgh, wo das Wasser mit einem Lichtsensor automatisch anging und man die Temperatur nicht selbst wählen konnte. Heraus kam lauwarmes Wasser und darüber stand dieser Kleber…