Am Freitagabend war der zweite November, und der kommt ganz knapp nach dem 31. Oktober. Und obwohl ich nicht unbedingt ein Fan von Halloween bin, kochten wir uns in der WG ein Kürbissüppchen, schliesslich ist das nicht nur lecker, sondern auch gesund, und gemeinsames Kochen fördert Sozialkompetenz und Bauchumfang, und das ist doch auch etwas Schönes.
Wir hackten also Kürbis, zerkleinerten Kartoffeln und ein Rüebli, hackten eine Zwiebel, brieten an, löschten ab, dämpften und liessen köcheln. Gefühlte Stunden verbrachten wir in den Schweissen unserer Angesichter in der dampfenden Küche und drohten vor Hunger bereits zu kollabieren, als wir endlich unseren treuen Mixer hervorkramten und die Chose zu pürieren gedachten.
Mir ward die Ehre zuteil, den Mixstab zu führen, mit ihm zu rühren. Und so schaltete ich das Gerät ein und begann mein Werk.
Nach circa 4 Sekunden unterbrach ich mein Tun. Nicht etwa freiwillig, sondern gezwungenermassen: Der Mixer versagte seinen Dienst. Kein Knall, kein Rauch, kein Knistern und auch kein Gestank kündeten sein Ableben an, sondern höchst unspektakulär gab er den Geist auf und verweigerte weiteres Mixen.
E sehr guete Momänt!
Wir alle hungernd um die Pfanne stehend, fassungslos. Auch an einer anderen Steckdose liess sich das Rührwerk nicht zu neuer Leistung anspornen, auch nicht mit Schwingern anstelle von Pürierstab, auch nicht ganz ohne Aufsatz. Einfach gar nicht, keinen Wank tat das dumme Ding.
Derweil sich ein Sondereinsatzdétachement bei Nachbarn um Ersatz kümmerte, kramte ich den Garantieschein ans Tageslicht, denn ich bin unglaublich gut organisiert und halte eine Ordnung, dass man darob nur anerkennend nicken kann. Wer mich nicht kennt, weiss das.
Den Garantieschein fand ich zu unser aller Überraschung erstaunlich schnell, und so wollte ich nachschauen, ob die Garantie denn noch gelte. Ich las:
Kaufdatum: 26.10.2010. Garantie: 24 Monate.
Adam Ries rechnet und stellt fest: Die Garantie ist vor exakt einer Woche abgelaufen. Dass ich aber in die Migros gehen und notfalls stürmen würde, bis ich Ersatz bekäme, war mir sofort klar, und sei es nur, um ein Thema zu haben, über das ich schreiben könnte.
Das Sondereinsatzdétachement hatte inzwischen Ersatz besorgen können, nur leider ohne Pürierstab, sondern lediglich mit normalen Schwingern. Wie wir damit unsere Suppe einigermassen klein kriegten, ist eine andere Geschichte, die alleine Bände füllen würde, und so begnüge ich mich mit der Aussage, dass wir uns schliesslich an einer herrlichen Kürbissuppe labten und das Putzen der Küche auf den nächsten Tag verschoben. Ja, kochen können wir!
Samstags machte ich mich dann auf, meine Mission zu erfüllen und begab mich hierzu zum Kundendienst in der Marktgassmigroselektronikabteilung. «Grüessech, es geit um mi Mixer. Dä het geschter dr Geischt ufgä, aber d Garantie isch sit ere Wuche abgloffe, u i ha itz wöue frage, wie kulant Dir da chöit sy», begrüsste ich die freundliche Mitarbeiterin hinter dem Tresen und zeigte ihr das Corpus delicti. Sie zeigte Verständnis, meinte, sie persönlich wäre natürlich schon kulant, aber eben, der Chef und die Migros und so, und sie müsse zuerst nachfragen. Mit gönnerhaftem Nicken ermunterte ich sie, genau dies zu tun und wartete ab, derweil sie in den verworrenen Gängen des Migros-Untergeschosses ihren Chef suchte.
Zu dritt kehrten sie wieder und machten sich am Computer zu schaffen: Artikelnummer eingeben, Katalog durchstöbern, fachsimpeln, diskutieren. Das Ergebnis war ein «Bagatellfall», bei dem es keinen Sinn hatte, das defekte Gerät einzuschicken. Und natürlich zeigte man sich kulant, stellte mir einen altertümlich anmutenden Rückerstattungsschein aus, mittels dessen ich am oberen Kundendienst meine CHF 49.90 zurückerhalten sollte und so erfolgreich nach Hause zurückkehren konnte.
Nun befinden wir uns im Besitz eines neuen Mixers (leider keiner von Moulinex, aber wir haben ihn ja auch nicht samstagabends in einer Quizshow zusammen mit einer Frau, einer Insel, einer Jacht, einem Stück Meer, einem Auto, einem Schloss und einem Rennross gewonnen). Der kostet zwar knapp das doppelte des alten, dafür verspreche ich mir davon eine ungleich längere Lebensdauer. Man wird sehen.
ihr habt den Ingwer vergessen!
Nächstes Mal schnetzeln wir auch Ingwer drein. Versprochen.
Nicht zu vergessen, wir gedachten uns ebenfalls als Hobbyelektronikrepariermixeraufschrauber, zu versuchen, da wir den Fehler logischerweise im Motor des ‹Corpus Delicti› suchten. Getreu dem Motto: SABTA
Wobei hier SABTA verstanden werden kann als «Sicheres Aufschrauben Bei Technischer Ahnungslosigkeit» 🙂