Eigentlich bin ich ja ein gemütlicher Mensch, dem langsamen Lebenswandel zugetan und kein Freund hektischen Hetzens. Alles, was schneller fährt als ein Velo, lehne ich mehr oder weniger ab, es sei denn, es fahre auf Schienen und nenne sich Zug. Wer mich kennt, weiss das.
Aber gestern, mich muss wohl der Teufel geritten haben, fand ich mich plötzlich in einer mir gänzlich ungewohnten Situation wieder, und ich muss zugeben, es hat sogar Spass gemacht. Aber der Reihe nach.
Wie es ab und zu vorkommt, fand gestern so ein geschäftlicher Abteilungsanlass mit Spiel, Spass und Spannung statt. Weil die Lokalität irgendwo im fernen Guggerland liegt (nämlich war es der Römerhof bei Aarberg), sahen sich die Teilnehmer gezwungen, irgendwie dorthin anzureisen. Anders als ich kam nicht jeder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern einige mit ihren Autos. Und weil Herr S. U. aus B., der gleich unter der Monbijoubrücke sein Domizil hat (dritte Tonne links, meistens prasselt ein lustiges Feuerchen darin), nun mal keinen VW Passat fährt und auch keinen Opel Kadett, sondern einen orangefarbenen Lotus Elise, befand sich also auch dieses Geschoss bei den Parkplätzen.
Denn Herr U., gar nicht kluge,
reiste leider nicht im Zuge.
Um es kurz zu machen: In dem in meinem Inneren tobenden Kampf zwischen grünem Gewissen und geschwindigkeitssüchtigem Lausbuben obsiegte der Lausbub, und ich schaffte es mit gekonnter Rhetorik, Herrn U. zu einer Spritzfahrt zu überreden, bei welcher ich natürlich nur als Beifahrer fungierte, obzwar ich es mir selbstverständlich zutraue, ein Auto zu lenken, nur leider ist mein Lernfahrausweis vor guten 10 Jahren abgelaufen.
Holladiewaldfee! Das ging ziemlich ab! Ich bekundete zwar grosse Mühe mit dem Besteigen des Gefährts, aber als ich mich endlich häuslch eingerichtet hatte, ging’s los, und ich glaube, ich quiekte wie ein junges Schulmädchen auf dem Riesenrad oder ein Ferkel auf der Schlachtbank, als der Motor röhrte und die Reifen quietschten und wir mit gefühlten 350 km/h durch Maisfelder und Auenwälder schlingerten.
Meine Frisur war nach der Fahrt jedenfalls gehörig zerzaust – die Elise war nämlich ohne Verdeck unterwegs gewesen – und meine Knie zitterten einen wilden Foxtrot, was wohl an der ungewohnt hohen Dosis Adrenalin gelegen haben mag.
Ich danke Herrn U. jedenfalls für den Höllenritt. Hat höllischen Spass gemacht. Und nun habe ich mein Soll an Benzinverbrauch auch für die nächsten 10 Jahre gedeckt und habe also eine wunderbare Ausrede, die Führerscheinprüfung auch fürderhin nicht zu machen.
Und weil’s so schön war, hier noch ein Bildchen, das ich im grossen, weiten Internetz gefunden habe: