Wenn schon nichts passiert, so muss man halt etwas zum Passieren bringen, mit anderen Worten: Eine Aktion starten. Wie du vielleicht auch bemerkt hast, fehlen der Uhr am Bundesplatz die Zeiger. Was soll man mit einer zeigerlosen Uhr anfangen? Eben. Ich habe also dem Tiefbauamt wieder mal ein E-Mail geschrieben …
Sehr geehrte Damen und Herren,
an der Südfassade des Café Fédéral (Bärenplatz 31, Ecke Bundesplatz)
befindet sich eine Uhr, wie sie an vielen öffentlichen Plätzen in der
Stadt Bern anzutreffen ist. Leider fehlen ihr seit geraumer Zeit die
Zeiger, was das Ablesen der Uhrzeit zu einem sehr schwierigen, wenn
nicht gar unmöglichen Vorhaben verkommen lässt.
Als Zugehöriger jener Bevölkerungsschicht, die weder Armbanduhr noch
Mobiltelefon besitzt, bin ich immer sehr froh, wenn ich im öffentlichen
Raum eine funktionierende Uhr antreffe, um mir meinen Tagesablauf mit
Hilfe der zur Verfügung gestellten Zeitinformation strukturieren zu
können. Umso schmerzlicher ist für mich deshalb der Verlust der Zeiger
an besagter Uhr.
Ich wollte mich deshalb bei Ihnen höflich erkundigen, ob, und falls ja,
wann die Uhr wieder instand gestellt werden wird.Freundliche Grüsse,
Manuel Friedli
Ich freue mich bereits auf die Antwort!
Sehr geehrter Mänu
Dass Sie auf ein öffentliches Zeigen der Uhrzeit angewiesen sind, erstaunt uns gleichermassen wie es uns befremdet. Nach sorgfältiger Prüfung der Umstände haben wir festgestellt, dass tatsächlich die Uhrzeit am Bundesplatz seit längerem nicht direkt ablesbar ist.
Doch, was ist Zeit? Der Gang der Dinge ist in Bern anders. Da Sie weder Handy noch Armbanduhr besitzen, somit also einer bestimmten Gruppe Randständiger angehören, sehen wir für die Zukunft keinen Weg, Ihnen kurzfristig zu helfen. Selbstverständlich werden wir Ihre direkten Lebensumstände jedoch prüfen und Ihnen wenn möglich eine persönliche Lösung anbieten. Momentan prüfen wir die Schaffung einer Uhrzeit-Anzeigesteuer sowie einer Behörde, die jederzeit allen Bürgern das einwandfreie Ablesen der Uhrzeit gewährleistet. Ein entsprechendes Konzept wird Ihnen baldmöglichst vorgelegt….
Seit ich mit ebendiesem Amt im Zusammenhang mit dem Zwang, einen eigenen Abfallcontainer für meinen Einzelpersonenbetrieb anschaffen zu müssen zu tun hatte, kann ich mir obenstehenden Text geradezu getippt vorstellen. Nach mehreren Seiten, in denen die sorgfältige Prüfung meines Einzefalls versichert wurde, erhielt ich nach 3maligem Nachmahnen nach gut einem halben Jahr (!) einen Brief, der sich wie ein Gerichtsurteil liest, ebenso formuliert wurde und mich vom Kauf eines Containers befreit.
Seither fühle ich mich individuell betreut, als Einzelfall persönlich angesprochen und administrativ vollumfänglich eingedeckt. Für nichts, was nicht schon so war wie es ist und sein wird. Aber gezeichnet von einem Adjunkten und einer weiteren Amtsperson.
Kopf hoch, Zeit ist relativ, und ich bin sehr gespannt, welche Folgen ihr Mail haben wird. Bitte publizieren. Langsame, aber umso herzlichere Grüsse aus dem Dickicht der Tiefbaustuben.
PS: Vielleicht ist die Uhr zu hoch angebracht, als dass noch das Tiefbauamt zuständig ist :-)!
Hehe, ich hoffe nicht, dass die Höhe der Uhr relevant ist 🙂 . Ich hatte schon früher mal Kontakt mit dem Tiefbauamt wegen einer Uhr (damals ging die Uhr am Thunplatz um 3 Stunden falsch, ich hatte darüber geschrieben), und irgendwie haben sie’s damals auf alle Fälle hingekriegt. Mal schauen, wie lange es diesmal dauert. Hoffentlich weniger als ein halbes Jahr!