Wenn mein Kaugummivorrat zur Neige geht, oder bereits gegangen ist, bin ich stets um Nachschub besorgt. Allen Schwung der Kirchenfeldbrücke in den Wind schlagend bremste ich, was das Zeug hielt, und fuhr vor dem Kiosk vor.
Eine alte Frau war gerade am Bezahlen, und so stellte ich mich in höflichem Abstand hinten an und wartete. Sie chnübelte etwas in ihrem Portemonnaie umenand und grübelte wahrscheinlich Füfi und Zähni zusammen, um den geschuldeten Betrag zu berappen. Der Prozess zog sich etwas in die Länge, und so chnüblete ich wiederum in meinem Hosensack, und klaubte bereits die Einfrankenvierzig hervor, die ein Päckli Stimorol Peppermint kostet. Endlich hatte das Groseli bezahlt, und ich wollte mich bereits auf den Weg zur Auslage machen, um mir ein Päckli zu krallen, da fiel der guten Frau ein, dass sie noch ein Pöteeterli, im Volksmund auch Feuerzeug genannt (weshalb wohl? Ich weiss es — du auch?), brauche. Das Ganze also nochmal von Vorne. Ich studierte derweil von weitem die Heftliauslage, liess meinen Blick über Blick und Schweizer Illustrierte, Elle und Vogue, PCTipp und Weltwoche schweifen. Da plötzlich, ich wusste gar nicht, wie mir geschah, drängte sich eine mittvierzigjährige Frau vor, stabte schnurstracks zum Glacekühlbehälter, schnappte sich ein Vanillecornet und stellte sich penetrant hinter das Groseli, was mir ja egal gewesen wäre. Was mir aber ganz und gar nicht egal war, dass sie sich vor mich stellte, der ich doch seit nunmher fünf Minuten artig gewartet hatte!
Ich regte mich auf und war gerade innerlich beim Siedepunkt angekommen, als die Grossmutter ihre Finanztransaktion endlich erfolgreich hinter sich gebracht hatte, und auch die Vordrängefrau — denn eine Vorzeigefrau war das bestimmt nicht — ihr Vanillecornet bezahlt hatte. Mir lag ein bissiger Kommentar auf der Zunge, einer derjenigen, die vor lauter säuerlicher Boshaftigkeit der Frau ihre Trommelfelle verätzt, ihr die Schamesröte ins Gesicht und den Angstschweiss aus den Poren getrieben hätte. Doch just in diesem Moment ging es mir durch den Sinn: «Du muesch dere Schnudere gar nüt säge! Das git soöppis vomne Blog-Ytrag!»
Und so konnte ich mich nun also glänzend abreagieren, ohne diesem ungehobelten Exemplar einer Frau gegenüber direkt ausfallend werden zu müssen. Auch eine Art der Stress- und Aggressionsbewältigung, nicht wahr?
Du hast’s ihr aber gegeben!
Gell
sehr vorbildlich 😀
Mänu, schteu der mau vor, was das für ne Blogytrag gäh hätti, wed dere tatsächlech d Chuttle putzt hättisch!!
… i gloube, dä wär nid jugendfrei gsy. Isch vilecht besser eso 😉
«s’Pöteeterli» – aus dem französischen: peut-être – vielleicht. Will heissen: «Vilech geit’s, vilech ou nid…». =) Ich weiss, Du wusstest es, aber irgend jemand musste es doch noch auflösen, oder?
Im übrigen bietet mir das eine einmalige Gelegenheit: einem Nachnamensvetter aus dem selben Quartier und beim selben Arbeitgeber (global gesehen) einen Gruss und Kommentar zu hinterlassen.
Auso de: liebi Grüess,
k.
Endlich hat’s jemand geschrieben! Danke, Karin, und natürlich hast du vollkommen recht.
Lustig übrigens, wieviele Friedlis doch an der Uni Bern arbeiten.