Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die ist schön, und wenn ich mit solch einem geflügelten Wort meinen Eintrag beginne, sollte ich wohl auch ein stichhaltiges Argument für meine Behauptung nachliefern. Das stellt kein Problem dar.
Fährt man selbdritt im letzten Regionalzüglein, spät des Nachts, von Boll nach Bern zurück, so findet man sich zwangsläufig in hitzige Diskussionen verstrickt, bis man in Bolligen einfährt. Dort verkündet dann plötzlich der Hubi — oder war’s Corni? — «Hehe, lug mau zum Fänschter us!», und tatsächlich, schaut man dann zum Fenster hinaus, so offenbart sich einem ein Anblick, den man wahrlich geniessen muss: auf den Wartestühlen sitzt ein junger Mann, oben ohne, in sich zusammengeklappt, augenscheinlich einigermassen gemütlich schlummernd. Die Ruhe selbst, reinster Friede auf Erden strahlt von dieser Person aus, und trotzdem kann ich mich nicht eines einigermassen heiteren Lachens erwehren.
Daraufhin rührt sich der Schläfer und wacht auf, währenddessen der Zug leider schon wieder anfährt und die komische Szene verlässt. Der Jüngling im Abteil neben uns amüsiert sich über den Schlafenden ebenso wie über uns, was unschwer an seinem Grinsen und seinen wiederholten belustigten Blicken in unsere Richtung zu erkennen ist.
Ob der Bahnhofschläfer nicht fror? Ob er nicht viel lieber in einem gemütlichen Bett seine Nachtruhe genossen hätte? Ob es ihm nicht viel besser bekommen wäre, das letzt Bier eben nicht mehr zu trinken? Solche und ähnliche Fragen zirkulierten durch meine Hirnrinde, und zöge es mich nicht mit aller Macht zu meinem Kopfkissen hin, so zirkulierten sie wohl immer noch.
Gute Nacht.
Und dann merkte der Friedli plötzlich, dass der seltsame Herr ER selbst ist, und erschrickt!