Kürzlich habe ich von einigen Ennuiements berichtet, deren ich mich im alltäglichen Leben erwehren muss. Heute nun folgen weitere Unannehmlichkeiten, auf die ich nur allzu gerne verzichten möchte.
Ich befand mich auf dem Heimweg, wie immer velocipedär (oh, ich warte schon so lange drauf, dass sich der Duden meiner erbarmt und sich dieses Wort einverleibt!), und ich kann es nichts anderes als Glück nennen, dass ich dem grünen Scherbenhaufen auf der Strasse noch auszuweichen vermochte. Was habe ich mich aufgeregt! Sollen doch diese jugendlichen Säufer, die aus lauter Intelligenzmangel sinnlos ihre Flaschen mitten auf der Strasse zertrümmern, alle zur Hölle fahren! Ich war mächtig in Fahrt, sowohl velocipedär (hier ist’s wieder, Herr Konrad Duden!) als auch emotional, als ich auch schon den nächsten Schlenker um den nächsten Scherbenberg tun musste, diesmal war’s ein Weisser. Und wiederum war’s bloss Zufall, dass ich ihn erkannt hatte! Ich überlegte mir, wieviele dieser velocipedären (Duden, Duden…) Gefahrenherde ich wohl schon unterbewusst umschifft habe, um nicht zu sagen unbewusst. Und wieviele müssen es erst bewusstlos gewesen sein! Eine schier unglaubliche Zahl begann sich vor meinen Augen zu Formen, so dass ich den Gedanken abbrach. Das also waren Ennuiements Numero sechs und sieben.
Ich fluchte also vor mich hin, währenddem ich mittlerweile gemächlich die Thunstrasse Richtung Thunplatz hinaufzockelte, und bemerkte gar nicht, dass sich unterdessen von hinten eine Dame velocipedär (braucht’s überhaupt noch einen Hinweis auf den Duden?) angeschlichen hatte, die mich sogleich überholte, währenddessen ich im Begriff war, einen Rohrspatz voller Flüche loszulassen. Ich war leicht überrascht und nicht minder beschämt, vor aller Öffentlichkeit Ohren meinem Ärger Luft verschafft zu haben.
Es ist mir nicht zum ersten Mal widerfahren, dass meine mitunter sehr lebhaften Selbstgespräche auf dem Velo von unbeteiligten Drittpersonen mitgehört worden wären. Ich mag das nicht! Wenn ich selbstspreche, dann soll das nicht jeder fremde Fötzel mitbekommen, bitteschön! Von-hinten-Anschleichen sollte Verboten gehören. Das also war Ennuiement Numero acht.
Ebendieses Ennuiement, besser gesagt, der eigentliche Auslöser dafür, nämlich meine hemmungslose Selbstvergessenheit, die sich bei mir einstellt, sobald ich meinen Hintern aufs Velo schwinge, ist auch ein Grund dafür, dass ich so hemmungslos selbstvergessen bin, sobald ich meinen Hintern aufs Velo geschwungen habe. … Ich wollte eigentlich sagen: Ebendiese Selbstvergessenheit, die (etc. pp.), ist ein Grund dafür, dass ich nicht Auto fahre. Ich wäre hinter dem Steuerrad nicht viel anders als hinter der velocipedären (…) Lenkstange. Ich hörte zum Fahren wohl ein wenig fetzige Musik, und schon würde ich Mitsingen und -tanzen, und rhythmisch mit dem Fuss im Takt mitwippen, und das sieht man ja gemeinhin nicht so gerne am Steuer. Also lass ich die kraftstoffgetriebenen Motorwagen kraftstoffgetriebene Motorwagen sein und radle weiterhin munter fluchend durch die vielen Scherbenhäufen dieser Welt.
Ich weiss: der Plural von Haufen lautet Haufen. Häufen tönt aber schöner.