Besuch in der Schanzenpost

Eine Geschichte mit Exkursen!

Die Schanzenpost, so habe ich heute am eigenen Leib erfahren, ist super! Aufgrund eines Bedienfehlers bin ich am 31. Dezember letzten Jahres unerwarteterweise zu einem Haufen Geld gekommen. Und das kam so:

Ich wusste, ich würde über Silvester Geld benötigen. Am einfachsten bekommt man dieses am Postomaten, also begab ich mich zu einem selbigen. Ich entschloss mich für einen Betrag von 140 Franken, man weiss ja schliesslich nie, welch ungeplante Ausgaben einem dazwischen kommen, und dann ist man plötzlich froh über ein kleines Extrapölsterchen. Zudem konnte mein Kontostand 140 Franken auch noch gerade so verkraften. Ich tippte also frohen Mutes und ohne genauer hinzuschauen 1-4-0-OK auf die Tastatur, und ärgerte mich schon wenige Sekundenbruchteile später masslos über meine Unachtsamkeit. Weshalb? Stelle dir eine Computertastatur vor. Die sieht ungefähr so aus:

789
456
123
0

Stelle dir nun eine Postomattastatur vor, welche aussieht wie eine Telefontastatur:

123
456
789
 0 

Eben. Als verbildeter Infostudent und Computerjünger tippte ich die 740 wie im Schlaf. Und ist an einem Postomaten der Betrag erst mal gewählt, gibt es kein Zurück mehr. Die einzigen übrigbleibenden Optionen sind «Mit Beleg» und «Ohne Beleg». Ich tippte 12 Mal auf STOP, worauf mir meine Postcard, ein «Besten Dank und auf Wiedersehen!» und 740 Franken entgegensprangen.

Und dieses überflüssige Geld wollte ich also heute wieder meinem Postkonto zuführen, wofür ich mich in die Stadt begab. Da es mir nicht beliebte, an der Bärenplatzpost geschlagene Sie-werden-in-8-bis-9-Minuten-bedient zu warten, ging ich zur Schanzenpost, wo ich lediglich voraussichtliche 2 Minuten zu warten hatte. Und da überkam mich die Erkenntnis: Es ist ein unglaublich vorfreudiges Gefühl, jener Anzeigetafel mit den vielen Nummern zuzuschauen, von Zeit zu Zeit das verheissungsvolle Ding-Ding! zu hören und mit jeder Sekunde dem Moment näher zu rücken, da man bedient wird! Hätte mich in jenem Moment jemand beobachtet, da mir die Glocke erklang, er hätte auf meinem Gesicht ein Paar glänziger Äuglein und ein vorfreudiges Lächeln vorgefunden.
Das Einzahlen selbst war ein unspektakulärer Akt, und schon bald befand ich mich wieder draussen, vor meinem Fahrrad. Jedoch! Was durften meine eben noch glänzenden Augen erblicken? Bevor ich dir das verrate, ist es wiederum Zeit für einen kleinen Exkurs.

Vor nicht allzu langer Zeit, aber auch nicht eben kürzlich, hatte ich mein Fahrrad neben dem Bahnhof parkiert, und als ich es wieder abholte, musste ich leicht verärgert feststellen, dass sich Unrat in Form eines mir vollkommen unnützen Werbe-Flyers im Körbchen auf meinem Gepäckträger angesammelt hatte. Wie ich nun mal bin warf ich den selbstverständlich nicht zu Boden, wollte aber auch nicht die Mühe auf mich nehmen, ihn in einem angemessenen Behältnis –einem Ghüderchübel– zu entsorgen. Also beliess ich ihn an seinem momentanen Ort, und genau dort blieb er also bis heute, bis zum Zeitpunkt, wo ich vorhin diesen Exkurs begonnen habe, womit wir den Chehr zur eigentlichen Erzählung wieder gefunden hätten.

Was, so fragte ich vorhin, erblickten also meine überraschten Augen? Das Körbchen war leer! Blitzschnell erinnerte ich mich, soeben einen Postangestellten mit Zange und Ghüdersack gesehen zu haben. Ich reimte mir zusammen, dieser habe wohl in meinem Korb für Ordnung gesorgt. Darüber war und bin ich natürlich hocherfreut! Und ich habe mir fest vorgenommen, wieder einmal bei der Schanzenpost zu parkieren, sollte sich erneut Unrat in meinem Velogepäckträgerkörblein ansammeln.

Das nächste Mal wähle ich aber einen anderen Heimweg. Denn just als ich um die Heiliggeistkirche kurvte war meine gute Laune zerstört und ein grosser Brechreiz machte sich in meiner Magengegend breit, als ich des wüsten Anblicks nicht eines Hummers, sondern eines Hummers gewahr wurde, der soeben seine Parklücke verliess. Meine nachfolgenden Gedanken will ich dieser Welt nicht aufdrängen, du darfst sie dir gerne selber in den schillerndsten Farben ausmalen.

3 thoughts on “Besuch in der Schanzenpost”

  1. Hmm, kann man daraus schliessen, dass dein Code nur aus den Zahlen 0,4,5 und 6 besteht? Denn sonst wäre dir doch sicher aufgefallen, dass die Zahlen verkehrt rum sind…

    Zitat: wo ich lediglich vorassichtliche 2 Minuten zu warten hatte.
    Da fehlt noch ein «u»…

  2. Danke für die Korrektur.

    Bezüglich meines PIN-Codes will ich hier selbstverständlich keine näheren Angaben machen, nur soviel: Eine 7 mit einer 1 zu verwechseln kann bei flüchtigem Hinschauen schon vorkommen. Sie sehen sich doch einigermassen ähnlich. Was man bei einer 9 und einer 3 nicht unbedingt behaupten kann…
    Zudem kann man den PIN-Code mehrere Male eingeben, was beim Geldbetrag nicht zutrifft, aus welchen Gründen auch immer (Sadismus seitens der Postomatkonstrukteure? ;-))

  3. Der Hummer würde eigentlich besser Rhinozeros (schreibt man das so???) heissen. Hat mit den coolen, sehr empfindlichen und saufeinen Meerestierchen nämlich nicht viel gemeinsam… ausser dass die durchschnittliche Hirngrösse eines Hummerfahrers wohl in etwa der grösse eines Hummerhirns entsprechen dürfte.

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