…ombie …itch

Auf der grossen Umhängetasche der nicht mehr ganz jungen, elegant gekleideten Frau, die vor der roten Ampel artig wartet, lese ich folgenden teilweise verdeckten Aufdruck:

ombie
itch

Sonnenklar, welche Assoziation mir da durch den Kopf geht: Da steht zweifellos «Zombie Bitch».

Was hingegen nicht so ganz in mein Weltbild passt: Eine elegante Dame von Welt mit einer «Zombie-Bitch»-Umhängetasche? Wirklich? Das kann doch nicht sein.

Meine Ampel springt auf grün, und während ich weiter an dieser Zombie-Bitch herumstudiere, passiere ich sie mit dem Fahrrad, was meinen Blickwinkel auf ihre Tasche ändert. So ist es mir möglich, den gesamten Schriftzug einzusehen:

Abercrombie
& Fitch

Ach so! Na, das passt doch schon eher zu dieser Dame!

Was mich nun aber so richtig freut: Ich weiss nun, was ich ab heute denken werde, wenn ich jemanden mit Kleidern dieser Marke antreffe …

Adieu, Mondänität! Adieu, Zeit!

Ich trage heute Trauerflor.

Erinnerst du dich, dass ich seinerzeit einer der mondänsten Menschen weit und breit war? Ich hatte mir eine Uhr erstanden, welche ihresgleichen suchte, eine echte Stop2go von Mondaine, deren Sekundenzeiger allminütlich ein komplettes Cabaret aufführt.

Gegen Ende letzten Jahres, also sehr ziemlich genau 9 Jahre, nachdem ich sie um- und erworben hatte, war es nun so weit, dass die Uhr ihr Zeigerballett mit fortschreitender Langsamkeit und rückschreitender Präzision vollführte. Dies ermunterte mich schliesslich dazu – nachdem ich im Februar erst die Batterie ausgetauscht hatte -, sie einschicken und reparieren zu lassen.

Gestern nun erreichte mich ein Telefonat des Uhrengeschäfts, das ich durchaus als niederschmetternd bezeichnen darf.

Meine Uhr ist so alt, dass es keine Ersatzteile mehr gibt, sie zu reparieren.

Alt? Mit 9 Jahren? Und: Ersatzteile? Eine Quarzuhr, deren Innenleben wohl zu 99% aus Elektronikbauteilen besteht? Naja, ich bin der Uhrmacher nicht und folglich muss ich auch nicht verstehen, wie man eine solche Uhr repariert und welcher Teile es dazu bedarf. Das einzige, was ich verstehe, ist, dass ich nun uhrenlos bin.

Also habe ich Zeit, ein bisschen zu rechnen und zu recherchieren.

Dass ich die Uhr im November 2014 kaufte, legt das Veröffentlichungsdatum des Blogbeitrages von damals nahe. Jedoch, wieviel ich dafür bezahlte, weiss ich nicht mehr. Irgendetwas mittleres Dreistelliges. Aber ich hatte doch damals den Link auf den Online-Shop der SBB im Beitrag verewigt! Klick und – Enttäuschung: Natürlich funktioniert er nicht mehr. Was tun? Das Internet-Archiv fragen!

Mit ein bisschen Rumpröbeln und Gehirnschmalz bin ich dann auf eine Produktseite meiner Uhr im SBB-Merchandise-Shop vom 17. August 2016 gestossen, schau mal: https://web.archive.org/web/20160817053054/http://sbbshop.ch/pub/index.php?page=goods-detail&id=258&c=29&sc=&sbbsid=68btrus2pihtbu2d2gdna64f76

Da ist tatsächlich der Preis zu sehen: 650 Schweizerfranken. Offenbar habe ich mir damals so etwas noch leisten können. Man muss zugegebenermassen aber auch in Betracht ziehen, dass einer der vielen Vorteile, bei den Bundesbahnen angestellt zu sein, darin besteht, dass man in ebenjenem Merchandise-Shop einen Rabatt von 20% erhält. Ich bezahlte also nicht 650 Franken, sondern lediglich deren 520.

Rechnen wir das nun auf die neun Jahre auf, während derer die Uhr mein Handgelenk zierte und einigermassen funktionierte, so kommen wir auf 57.78 Franken pro Jahr, die mich die Zeit gekostet hat. Das ist nur knapp mehr als einen Franken zehn die Woche! So gesehen war die Uhr doch ein echtes Schnäppchen.

Womit wir zum nächsten Punkt kommen: Zur Zukunft. Irgendwie muss ich doch auch fürderhin wissen, welche Stunde schlägt! Und andauernd das Mobiltelefon zu zücken ist keine Option. Ich möchte also wieder eine Armbanduhr haben. Und ich liebäugle tatsächlich damit, mir wieder so eine Stop2go zu kaufen, denn ein gumpender Sekundenzeiger hat einfach etwas für sich, auch wenn der Preis unverändert hoch und die Qualität vermutlich unverändert mittelmässig sind. Es gäbe hier das 41mm-Durchmesser-Modell mit Metallarmband für bescheidene 699 Franken: https://commerce.sbb.ch/de/mondaine-sbb-armbanduhr-stop2go-41-mm-mst-4101b-sj-1.html. Günstiger wäre natürlich die kleinere, 34mm durchmessende Variante mit Armband aus veganem Traubenleder für 599 Franken: https://commerce.sbb.ch/de/mondaine-sbb-armbanduhr-stop2go-41-mm-mst-3401b-lbv-set.html. Aber die ist dann schon ein wenig klein. Einen grossen Vorteil gegenüber meiner alten Uhr haben beide: Die Zeiger sind beleuchtet, so dass die Zeit auch im Dunkeln abgelesen werden kann.

Naja. Noch ringe ich mit mir und gegen das Budget. Die Zukunft wird zeigen, wer gewinnt.

Was tätest du an meiner Stelle? Ich habe gehört, im LOEB würden sie bei den Flik-Flak-Kinderuhren die Batterien gratis austauschen. Das ist natürlich auch ein Argument …

Das Postulat

Ich postuliere: Der ur-schweizerische Ausspruch «Hopp de Bäse!» stammt ursprünglich aus dem Französischen. Und hier folgt der stringente Beweis:

«Der Besen» nennt sich auf Französisch «le balai». Und «Hopp» wird gemeinhin mit «Allez!» übersetzt. Damit haben wir zwei Drittel des Beweises bereits auf dem Tapet.

«Hopp de Bäse!» können wir mit diesen Bausteinen nämlich mit «Allez le balai!» übersetzen, und ein derart lupenreiner Reim kann kein Zufall sein. Es liegt also auf der Hand, dass irgend ein sprachgewandter Franzose, nennen wir ihn Jacques, vor langer, langer Zeit – wahrscheinlich beim Kehren seines Hausflurs – sich gedacht haben muss: «Eh voilà, je suis en train de balayer mon couloir et je dois faire plus vite! Allez, Jacques! Allez, le balai!» Und weil Jacques stets laut gedacht hat, hat ihn seine Frau gehört und gedacht: «Hoppla, dä Cheib cha ryyme!», denn sie war, im Gegensatz zu Jacques, Bernerin, was mir hier glücklicherweise eine mühsame Übersetzung erspart. Beim nächsten Waschgang am Dorfbrunnen trug sie das Sprüchlein ihren Waschkumpaninnen vor, welche es fortan in Windeseile durch die Lande trugen.

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Deutscher, nennen wir ihn Horst-Olaf, sich in Frankreich im Urlaub befand und dieses Bonmot aufschnappte. «Hopp der Besen!?» fragte er sich, konnte aber keinen Sinn darin entdecken. Er schrieb daraufhin seinem Schweizer Brieffreund – nennen wir ihn Sepp – und berichtete ihm von der Kuriosität dieses Ausdrucks.

Sepp, seines Zeichens Besenfabrikant in Au-Wädenswil am Zürichsee, fand grossen Gefallen am Sprüchli und verwendete es fortan als Werbeslogan für seine Besen.

Was übrigens vielen nicht bekannt ist: Sepps Besenfabrik befindet sich direkt neben der Fischer Bettwarenfabrik!

Sein Name ist Fischer.
Sein Name ist wohl auch Fischer.

Fertig.

Wer des Genitivs Genick bricht

Ich kann es nun mit Gewissheit sagen: Es ist die schulische Ausbildung – präziser: die Ermangelung ebenjener – welche dem Genitiv das Genick bricht, oder, um sich gleich seiner zu bedienen: des Genitivs Genick bricht. Wie ich auf diese gewagte These komme? Ganz einfach: mittels Beweis. Siehe, welch trauriges Exemplar eines Arbeitsblattes der mittlere Spross der Familie nach Hause brachte:

Man kann nun argumentieren, dass mit «eines» ein lupenreiner Genitiv eingeleitet werde. Daran habe ich auch gar nichts auszusetzen. Dass aber dann ein ebenso lupenreines Deppen Leer Zeichen die ganze Überschrift zu einer Lachnummer verkommen lässt, ich nicht mehr abzustreiten. Für mich ist es sogar eher eine Weinnummer denn eine Lachnummer, und ich spreche hier natürlich nicht von Cabernet-Sauvignon, Shiraz oder Bordeaux, sondern von den bitteren Tränen eines zutiefst vergrämten Anhängers korrekter Grammatik.

«eines Ernährung Kreises» wird einem unbedarften Erstklässler im Kanton Bern allen Ernstes zugemutet? Wie soll das arme Kind denn jemals richtiges Deutsch lernen? Ich schüttele den Kopf, und dies nur, weil es mich am ganzen Körper schüttelt. Naja. Dann muss der arme Bub halt von seinem Vater erfahren, wie man richtig schriebe.